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Streit um Wasserstoffstrategie

Die Bundesregierung will eine Nationale Wasserstoffstrategie verabschieden. Um die Ausgestaltung gibt es viele Diskussionen.

Lesezeit: 4 Minuten

Grün, blau, türkis, grau: Wie die politische Diskussion um die Nationale Wasserstoffstrategie zeigt, gibt es bei dem Gas nicht nur ein breites Farbspektrum, sondern auch einen handfesten Streit darüber, wo Wasserstoff künftig am besten eingesetzt werden soll. Die Wasserstoffstrategie, die eigentlich im ersten Quartal 2020 verabschiedet werden sollte, befindet sich allerdings immer noch in der Ressortabstimmung. Das teilte die Bundesregierung gestern auf eine parlamentarische Anfrage der Linken-Bundestagsfraktion mit.

Verschiedene Herkünfte

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Mit unterschiedlichen Farben bezeichnet das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) in dem im Januar 2020 vorgelegten Entwurf der Nationalen Wasserstoffstrategie die Herkünfte des Wasserstoffs:

  • Grüner Wasserstoff wird auf Basis erneuerbarer Energien hergestellt – z.B. über die Elektrolyse. Hierbei werden Wind- oder Solarstrom verwendet, um mit einem Elektrolyseur Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff aufzutrennen.
  • Grauer Wasserstoff basiert auf dem Einsatz von fossilen Kohlenwasserstoffen. Maßgeblich für die Produktion von grauem Wasserstoff ist die Dampfreformierung von Erdgas. Seine Erzeugung ist mit erheblichen CO2-Emissionen verbunden.
  • Als blauer Wasserstoff wird Wasserstoff bezeichnet, dessen Erzeugung mit einem CO₂-Abscheidungs- und -Speicherungsverfahren gekoppelt wird (engl. Carbon Capture and Storage, CCS). Das bei der Wasserstoffproduktion erzeugte CO2 gelangt so nicht in die Atmosphäre und die Wasserstoffproduktion kann laut BMWi bilanziell als CO2-neutral betrachtet werden.
  • Türkiser Wasserstoff wird über die thermische Spaltung von Methan (Methanpyrolyse) hergestellt. Anstelle von CO₂ entsteht dabei fester Kohlenstoff. Voraussetzungen für die CO₂- Neutralität des Verfahrens sind die Wärmeversorgung des Hochtemperaturreaktors aus erneuerbaren Energiequellen sowie die dauerhafte Bindung des Kohlenstoffs.

Wasserstoff sollte mit erneuerbaren Energien produziert werden

Viele Verbände und Politiker wollen eine Konzentration ausschließlich auf „grünen“ Wasserstoff, beispielsweise die Deutsche Umwelthilfe (DUH): Sie fordert, die Wasserstoffstrategie konsequent an Klima-, Nachhaltigkeits- und Effizienzkriterien auszurichten. Der bisherige Entwurf blende diese Aspekte aus. Stattdessen möchte Wirtschaftsminister Peter Altmaier auf sogenannten blauen Wasserstoff setzen, der aus fossilem Erdgas in Kombination mit CCS (Abscheidung und Speicherung von CO₂) gewonnen wird. „Blauer Wasserstoff schadet jedoch dem Klima, prozessbedingt entsteht weiterhin CO₂ und fossile Geschäftsmodelle werden verlängert“, kritisiert die DUH. „Beim Entwurf der Wasserstoffstrategie hat offensichtlich die Erdgas-Lobby die Feder geführt. Blauer Wasserstoff ist nichts anderes als fossiles Erdgas in Kombination mit der risikoreichen CCS-Technologie, die in der Bevölkerung zu Recht auf breite Ablehnung stößt“, kritisiert DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner. Nur grüner Wasserstoff aus erneuerbarem Strom leiste einen Beitrag zum Klimaschutz und zu regionaler Wertschöpfung. Die Träume von kurzfristigen Lieferungen von grünem Wasserstoff aus Afrika oder Südamerika sind dabei Science-Fiction: Zum Einstieg in die Technologie muss in einem ersten Schritt der Aufbau einer Elektrolyse-Leistung in Deutschland über geeignete Förderinstrumente ermöglicht werden. Dafür sei aber ausreichend erneuerbarer Strom notwendig.

Eine pauschale Befreiung der Herstellung von Wasserstoff von Steuern und Abgaben, wie zum Beispiel die EEG-Umlage, lehnt die DUH ab. Für die Herstellung von grünem Wasserstoff werde zusätzlicher erneuerbarer Strom benötigt – deshalb müssten auch die Nutzer des Wasserstoffs mit der EEG-Umlage einen Beitrag zum Ausbau der Erneuerbaren leisten.

Die Ankündigung von Wirtschafts- und Verkehrsministerium, Wasserstoff als Kraftstoff im Straßenverkehr einzusetzen oder gar auf die CO₂-Flottengrenzwerte für Pkw anzurechnen, ist laut DUH vollkommen abwegig. Anstatt den Verbrennungsmotor künstlich am Leben zu erhalten, müsse sich die Politik darauf konzentrieren, eine echte Verkehrswende und den Umstieg auf die Elektromobilität zu bewerkstelligen.

Breites Spektrum für Markteinführung nötig

Das sieht das Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität aus Berlin anders. „Eine vorzeitige Festlegung auf bestimmte Technologien und Sektoren, wie der Entwurf der Bundesregierung es vorsieht, ist nicht zielführend“, kritisiert Simon Schäfer-Stradowksy, Geschäftsführer des IKEM – „Damit erschweren wir das Hochfahren der Wasserstoffwirtschaft als Konjunkturmotor und verpassen eine weitere Chance zur dauerhaften Erreichung unserer Klimaziele.“ Aus Sicht des IKEM sollte bei der Technologie der Maßstab der CO2-Fußabdruck und damit letztlich das Pariser Übereinkommen sein. „Richtig ausgestaltet entscheidet der Markt, welcher Sektor Wasserstoff einkauft und welcher nicht. Es ist zu diesem Zeitpunkt schlicht nicht möglich vorherzusehen, wo Wasserstoff später eingesetzt werden wird“, so das IKEM. Pauschal den Gebäudesektor und Teile des Verkehrssektors auszuschließen reduziere ohne Not das Marktpotenzial. Zudem müsse die Akteursvielfalt breit sein. So müssten sowohl kleine und mittlere Unternehmen wie Konzerne und Kommunen bis zu großen Infrastrukturbetreibern sich an der Wasserstoffwirtschaft beteiligen können. Als Drittes fordert das IKEM, dass die Produktion von Wasserstoff in Gesetze eingearbeitet wird wie im Energiewirtschaftsgesetz oder im EEG, in den Emissionshandel, in den Steuergesetzen und in Förderrichtlinien.

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