Mit entsprechender Vorbehandlung kann Getreidestroh in etwa die gleichen Gaserträge wie Mais liefern. Das zeigen Untersuchungen der Hochschule für angewandte Wissenschaften in Hamburg (HAW). Wie Sebastian Antoncyk von der HAW auf der Tagung „Biogas aus Stroh“ vergangene Woche im westfälischen Heiden deutlich machte, zeigten Laborversuche bei mesophiler Vergärung bei 41 °C einen höheren Abbau und deutlich mehr Biogas als eine thermophile Vergärung (58 °C). Abzüglich der unvergärbaren Ligninanteile lieferte Stroh bei den Laborversuchen 354 m3 Methan pro kg organische Trockensubstanz (oTS) und damit nur etwas weniger als Mais (360 m3 /kg oTS).
Allerdings schränken die Wissenschaftler ein, dass sie bei den Versuchen Strohpulver verwendet hatten. Dessen Herstellung sei für die Praxis zu teuer. Daher käme es jetzt darauf an, eine preiswerte, energieeffiziente und robuste Methode ohne Zusatz von Chemikalien zu finden, um Stroh für die Biogasvergärung zu zerkleinern.
Sollte das gelingen, sähen die HAW-Wissenschaftler in der Strohvergärung eine interessante Alternative zur Mais- oder Rübenvergärung: Es wären keine zusätzlichen Flächen für Energiepflanzen nötig und Mineralien aus dem Stroh würden im Kreislauf wieder auf die Felder gelangen. Das nachhaltig nutzbare Strohpotenzial, bei dem Stroh für Stalleinstreu und Humusbildung berücksichtigt sind, liegt zwischen 8 und 13 Mio. t in Deutschland, etwa ein Drittel des gesamten Strohaufkommens. Laut HAW würden 17 Mio. t Stroh ausreichen, um den gesamten Biogasmais (800.000 ha Fläche) in Deutschland zu ersetzen. Stroh sei auch wegen des geringen Wassergehalts und des geringeren Rohstoffpreises finanziell attraktiv gegenüber Energiemais.