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topplus Kapriolen an der Strombörse

Strommarkt verspricht goldene Zeiten für flexible Anlagen

Auf einem Webinar des Fachverbandes Biogas stellten Strommarktexperten und Praktiker ihre Erfahrungen mit der flexiblen Fahrweise vor. Ihr Fazit: Die Stromvermarktung war noch nie so lukrativ.

Lesezeit: 4 Minuten

Die jüngsten Kapriolen am Strommarkt spülen Biogasanlagenbetreiber aktuell viel Geld in die Kasse: Bis zu 6 ct/kWh konnten flexible Anlagen im Spitzenmonat Oktober 2021 zusätzlich verdienen. Hintergrund sind die hohen Börsenstrompreise, die auf eine Reihe von Ursachen zurückgehen wie z.B. den hohen Erdgaspreis. „Eine Anlage mit 500 kW, die nur doppelt überbaut ist, kann aktuell bis zu 10.000 € im Monat mehr verdienen. Damit tritt endlich ein, was wir lange prognostiziert haben: Die Flexibilisierung lohnt sich“, sagte Dr. Stefan Rauh, Geschäftsführer im Fachverband Biogas, auf einem Webinar des Verbandes zu Chancen bei der Stromvermarktung.

In der Tat dümpelten die möglichen Mehrerlöse lange Jahre bei 1 bis 2 ct/kWh vor sich hin. Dazu kamen 1 bis 4 ct/kWh Flexprämie bzw. in der zweiten Vergütungsperiode der Flexzuschlag in ähnlicher Höhe. Bei Investitionen von 1 bis 2 Mio. € in Gas- und Wärmespeicher sowie zusätzliche BHKW schreckte das viele Betreiber ab.

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Doch das Blatt hat sich gewendet. „Der Monatsmittelwert an der Strommarktbörse ist in den vergangenen Wochen von 3 auf 18 ct/kWh gestiegen. Damit sind hohe Erlöse am Strommarkt möglich, die zur EEG-Vergütung hinzukommen“, sagt Rauh. Besonders lukrativ ist der Fahrplanbetrieb, bei dem die Anlagen zu den Tageszeiten produzieren, an denen der Strompreis besonders hoch ist.

Erfahrungen aus der Praxis

In den folgenden Vorträgen gaben drei Experten ihre Einschätzung und Tipps zur aktuellen Lage:

  • Christian Dorfner, Vorstand beim Dienstleister für automatische Fahrplansteuerung SKVE: „Der kurzfristige Strommarkt wird immer interessanter, bei dem Strom noch bis 5 Minuten vor Beginn der Viertelstunde gehandelt wird. Bei zunehmender Abschaltung von Kohle- und Atomkraftwerken wird diese Maßnahme zum Ausgleich des Strommarktes immer wichtiger. Die Preisschwankungen der Stunden- und Viertelstundenpreise werden in den nächsten Jahren zunehmen. Auch die Preise selbst werden auf hohem Niveau bleiben, dies zeigen die Futures am Strommarkt.
  • Rainer Weng, Anlagenbetreiber und Sprecher des Vermarktungspools „Bayerisch-Schwaben Nord“ (BSN): „Wir haben unsere Anlage im Jahr 2014 flexibilisiert, aber aus verschiedenen Gründen damals nur doppelt überbaut. Heute weiß ich, dass mehr wünschenswert gewesen wäre. Mit 1 MW Bemessungsleistung haben wir 1,9 MW installiert. Ein Grund war der Netzanschluss. Zudem haben die Behörden bis zu diesem Jahr bei den Gasspeichern nur Viertelkugeln erlaubt. Wir haben inzwischen 8000 m3 Gasspeicher und 1000 m3 Wärmespeicher. Was wir heute auch wissen: Man sollte den Wärmepufferspeicher sehr großzügig dimensionieren. Ein weiterer Tipp: Statt grüner Foliendächer sollte man graue nehmen, weil sie sich bei Sonneneinstrahlung nicht so stark erwärmen. Bei der Stromvermarktung setzen wir auf den Fahrplanbetrieb. Hier hat sich bewährt, dass der Direktvermarkter die BHKW automatisch startet.“
  • Martin Buchholz, Anlagenbetreiber aus Schleswig-Holstein und Vorsitzender der Genossenschaft GDGE: „Anlagenbetreiber sollten bei der Flexibilisierung auch die Wärmeerzeugung im Blick behalten. Hier sind sehr gute Erlöse möglich. Aber trotzdem gilt: Wer nicht flexibilisiert, verliert am Tag mehrere Hundert Euro. Neben dem Fahrplanbetrieb ist auch der Regelenergiemarkt wieder interessant. Den Fahrplan erstelle ich einmal pro Woche selbst. Die Automatiksteuerung vom Direktvermarkter ist sehr sinnvoll. Mein Credo: Anlagenbetreiber sollten sich trauen, die BHKW nachts mal für ein paar Stunden abzuschalten. Heute können wir den Fahrplanbetrieb lernen. In wenigen Jahren wird er Pflicht für alle Anlagen im Strommarkt werden.“

Vorsicht beim Überschreiten der Leistungsgrenze

Die hohen Preise könnten Anlagenbetreiber dazu verleiten, Strommengen auch über die Höchstbemessungsleistung hinaus zu produzieren. Denn dafür erhalten sie zwar keine EEG-Vergütung, sondern nur den Börsenerlös aus der Vermarktung. Bislang war das nicht lukrativ. Aber mit den höheren Börsenstrompreisen könnte sich das lohnen – auf den ersten Blick. „Betreiber sollten dazu aber einiges beachten“, rät Georg Friedl vom Fachverband Biogas. Dazu zählt er:

  • Beim Überschreiten der Höchstbemessungsleistung (HBL) muss man zu den höheren Strommarkterlösen ggf. die Kürzungen der EEG-Vergütung gegenrechnen. Die Clearingstelle hat dazu einen Hinweis gegeben, wie die Vergütung zu kürzen ist. Einige Netzbetreiber halten sich bereits daran. Vereinfacht dargestellt: Je mehr die HBL überschritten wird, desto stärker fällt die Kürzung aus. Auch die Flexprämie kann dann je nach Konstellation niedriger ausfallen.
  • Betreiber sollten die Genehmigungsvorgaben im Blick behalten, damit z.B. die maximal zulässige Rohstoffmenge oder die genehmigte Strom- bzw. Gasmenge nicht überschritten wird.

Biogas macht Strom günstig

Die Entwicklung hilft aber nicht nur Anlagenbetreibern, sondern auch der Volkswirtschaft: Biogasanlagen sorgen dafür, dass der Strompreis nicht weiter steigt. „Biogasstrom hat am Spotmarkt einen Anteil von 20 bis 25 %. Das ist viel. Ohne ihn müssten Gas- oder Kohlekraftwerke diese Mengen produzieren, die nicht zuletzt wegen des CO₂-Zertifikatepreises deutlich teurer sind“, sagt Rauh. Er hofft, dass die Botschaft auch bei den Politikern und Verbrauchern ankommt, die Biogas für eine zu teure Stromerzeugungstechnik halten.

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