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Strompreisbremse bremst grünen Wasserstoff aus

Die WUN H2 GmbH fordert eine Gesetzesänderung für direkte Verwertung von Ökostrom. Mit den aktuellen Rahmenbedingungen seien Power-to-Gas-Lösungen kaum umzusetzen.

Lesezeit: 4 Minuten

In der bayerischen Stadt Wunsiedel ist im Jahr 2022 eine der größten deutschen Anlagen zur Erzeugung von grünem Wasserstoff entstanden. Jetzt aber steht der wirtschaftliche Betrieb infrage. Grund: Die bundesweite Strompreisbremse verhindert einen kostengünstigen Einkauf von grünem Strom.

Geplant war, den in den Windparks und Photovoltaikanlagen der ZukunftsEnergie Nordostbayern GmbH (ZENOB) produzierten Strom direkt an die WUN H2 GmbH zu verkaufen, den Betreiber der Wasserstoffanlage am Energiepark in Wunsiedel. „Das aber funktioniert nun nicht“, sagt Marco Krasser, Geschäftsführer der SWW Wunsiedel GmbH, die an der WUN H2 beteiligt ist. Aus seiner Sicht kontraproduktiv, ja irrational. „Wie kann man in Norwegen grünen Wasserstoff einkaufen wollen und zugleich hierzulande die rentable Erzeugung zunichtemachen?“, lautet seine provokante Frage.

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Die Strompreisbremse an sich ist dabei nicht das Problem, sondern deren Finanzierungsmodell. Um die Subventionen für Privathaushalte und Betriebe stemmen zu können, schöpft der Bund sogenannte Zufallsgewinne ab. Genauer gesagt muss der Großteil der Differenz zwischen dem Börsenpreis und den Erzeugungskosten plus Gewinnmarge abgegeben werden. Verkauft nun ein Windpark Strom unter dem aktuellen Preis an der Börse an die H2-Anlage, kann er damit ins Minus rutschen. Er zahlt mehr an den Staat, als er mit der Stromproduktion erwirtschaftet hat. Das verhindert aktuell einen Vertrag für eine direkte Lieferung von Strom der ZukunftsEnergie Nordostbayern GmbH (ZENOB) an die WUN H2.

Ausnahmeregelungen nötig

Krasser fordert daher die Politik auf, umzusteuern, um der Wasserstoffwirtschaft in Wunsiedel und anderswo nicht den Todesstoß zu versetzen: „Es muss Ausnahmeregelungen geben, was die Abführung der Zufallsgewinne betrifft.“ So sieht das Strompreisbremsengesetz bereits eine spezielle Regelung für Stromlieferverträge vor, die vor dem 1. November 2022 abgeschlossen worden sind. Bei diesen wird zur Ermittlung eines eventuellen Zufallsgewinns der tatsächliche Verkaufspreis herangezogen.

„Wir fordern diese Art der Berechnung auch für später geschlossene Verträge und das für alle Anlagen zur regenerativen Stromerzeugung“, sagt Krasser. Die ZENOB könnte dann einen wirtschaftlich für sie sinnvollen Vertrag mit der WUN H2 abschließen. Natürlich dürfte die WUN H2 dann auch nicht über die Strompreisbremse gefördert werden.“

Ein kostengünstiger Bezug von Ökostrom ist laut Krasser unverzichtbar, um Wunsiedel wie geplant zu einem Zentrum der deutschen Wasserstoffwirtschaft zu machen. Und das liege im Interesse aller, denn H2 könne wesentlich zur Dekarbonisierung vor allem des Schwerlastverkehrs und industrieller Prozesse beitragen. Zudem helfe die H2-Produktion mit vor Ort erzeugtem Ökostrom dabei, den Neubau von Überlandleitungen für den Stromtransport zu vermeiden.

Hohe Effizienz

Die Anlage in Wunsiedel soll im derzeitigen Ausbaustadium circa 1.350 tWasserstoff pro Jahr liefern. Abnehmer sind beispielsweise Glas- und Keramikbetriebe, Transportunternehmen oder auch ein Sägewerk. Die Kunden in Nordbayern, Thüringen, Westböhmen und im südlichen Sachsen sind maximal 200 Kilometer entfernt und werden per LKW-Trailer beliefert.

Verwertet werden auch die Abwärme und der parallel zum Wasserstoff erzeugte Sauerstoff. Außerdem soll der Wasserstoff zur Stromproduktion in Blockheizkraftwerken der Region verbrannt werden, wenn gerade nicht genügend Strom im Netz vorhanden ist. Die dabei entstehende Wärme wird in das örtliche Wärmenetz eingespeist. Der Betreiber WUN H2 rechnet mit einem sehr hohen Gesamtnutzungsgrad von etwa 90 Prozent seiner Anlage – ein im Vergleich mit ähnlichen Anlagen beeindruckender Wert, der nur dank intelligenter Sektorenkopplung erreicht wird.

Brief an Habeck

Auch Bayerns Wirtschafts- und Energieminister Hubert Aiwanger hat auf die bekanntgewordenen Probleme bei der Produktion von grünem Wasserstoff im oberfränkischen Wunsiedel reagiert. in einem Brief hatte er bereits im Januar Bundesminister Robert Habeck aufgefordert, Ausnahmen bei der im Rahmen des Strompreisbremsegesetzes eingeführten Erlösabschöpfung zuzulassen. „Die heimische Produktion von grünem Wasserstoff ist ein entscheidender Baustein für eine nachhaltige Energieversorgung in Deutschland. Ein herausragendes Beispiel für innovative dezentrale Speicherlösungen stellt die Elektrolyseanlage im oberfränkischen Wunsiedel dar.“ Mit Unternehmergeist und viel Herzblut sei hier ein Zukunftsmodell entwickelt, bei dem erneuerbare Energien über den Energiespeicher Wasserstoff für verschiedene Anwendungen in Industrie und Mobilität verfügbar gemacht werden sollen. „Ich würde mich freuen, wenn sichergestellt wird, dass wir gerade denjenigen gemeinschaftlich den Rücken stärken, die die Energiewende mit innovativen Ideen und unter Tragung des wirtschaftlichen Risikos vor Ort umsetzen."

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