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Treibhausgasemissionen immer noch zu hoch

Weltweit steigen die Treibhausemissionen wieder an, auch in Deutschland. Laut Analysen gibt es zwar viel Einsparpotenzial, das aber schnell gehoben werden muss – auch in der Land- und Forstwirtschaft.

Lesezeit: 8 Minuten

Aktuelle Analysen zum Ausstoß von Treibhausgasen und zum Klimawandel zeigen: die Beschlüsse der Weltklimakonferenzen von Paris (2015) und Glasgow (2021) müssen schnell umgesetzt werden. Wir haben aktuelle Studien und Berichte dazu zusammengefasst:

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Emissionen wieder auf dem Niveau von 2019

Nachdem 2020 die fossilen Kohlendioxid-Emissionen im globalen Schnitt deutlich gesunken waren, nähern sie sich in diesem Jahr wieder dem Niveau von vor der Corona-Pandemie an. Das zeigen die vorläufigen Zahlen des Global Carbon Projects, einem internationalen Forschungsprojekt der Forschungsinitiative Future Earth zur globalen Nachhaltigkeit. Es zielt darauf ab, ein vollständiges Bild des globalen Kohlenstoffkreislaufs zu entwickeln.

Nach den Zahlen für 2021 näherten sich die Emissionen mit 36,4 Mrd. t wieder dem Niveau von 2019, also von vor der Pandemie. Die Emissionen aus Kohle- und Gasverbrauch nehmen 2021 stärker zu als sie 2020 gesunken sind, die Emissionen aus der Verbrennung von Öl bleiben jedoch unter dem Niveau von 2019. Aktivitäten der Landnutzung haben 2021 etwa 2,9 Mrd. t CO₂ netto ausgestoßen, etwas weniger als 2020. Hier ist der CO₂-Ausstoß zum Beispiel durch Entwaldung sowie die Aufnahmen von CO₂ in nachwachsenden Wäldern einberechnet.

Ozeane und Land als natürliche CO2-Senken

Der weltweite Anteil an CO₂, der in der Atmosphäre bleibt, steigt nach dem vorläufigen Bericht auch in diesem Jahr weiter an, um 2.0 ppm auf voraussichtlich 415 ppm (parts per million – Teile pro Millionen, Maßeinheit für die Zusammensetzung von Gasen). Die CO₂-Senken an Land und in den Ozeanen reagieren wie erwartet auf diesen Anstieg und nehmen mehr CO₂ auf - zusammengenommen etwa die Hälfte des ausgestoßenen Kohlendioxids (54 % im Mittel über die letzten zehn Jahre). Allerdings setzt ihnen der Klimawandel zu: Modell-Abschätzungen zeigen, dass er die Kohlenstoffsenken an Land um etwa 15 % abschwächt und im Ozean um etwa 5 %.

Das Kohlenstoffbudget schrumpft

Die anhaltend hohen Emissionen haben das Kohlenstoffbudget, das noch bleibt, um die globale Erwärmung auf 1,5 Grad, 1,7 Grad oder 2 Grad Celsius zu begrenzen, weiter verringert. Laut dem Bericht des Global Carbon Projects bleiben noch etwa jeweils 420 bis 1270 Mrd. t CO₂ für eine 50-prozentige Chance, das 1,5 Grad-, 1,7 Grad- oder 2 Grad-Ziel nicht zu überschreiten. Dies entspricht etwa 11, 20 oder 32 Jahren bei gleichbleibenden Emissionen auf dem Niveau von 2021. „Der Wieder-Anstieg der CO₂-Emissionen fast auf das Niveau von 2019 zeigt, dass es bisher kaum strukturell wirksame Lösungen in den Plänen der Länder gibt, um den Ausstoß dauerhaft zu reduzieren“, sagt Dr. Judith Hauck, Klimawissenschaftlerin am Alfred-Wegener-Institut. „Die Corona-Lockdowns haben bisher keinen nachhaltigen Effekt ausgelöst. Deshalb müssen wir nun schnell wirkende Lösungen finden und global umsetzen, um Emissionen dauerhaft zu senken.“ Denn das Vorhaben, bis 2050 unterm Strich keine Treibhausgase mehr auszustoßen (Netto-Null-Emissionen), könne nur gelingen, wenn die gesamten CO₂-Emissionen jedes Jahr um durchschnittlich 1,4 Mrd. t gesenkt werden. „Wir brauchen also jedes Jahr einen Rückgang in der gleichen Größenordnung wie 2020. Das waren 1,9 Mrd. t vor allem durch Lockdown-induzierten Rückgang in Mobilität aber auch Produktion.“

Aktueller Klimaschutzbericht aus Deutschland

Das Bundeskabinett hat kürzlich den Klimaschutzbericht 2021 verabschiedet. Er enthält den Umsetzungsstand der Klimaschutzprogramme von 2019 und 2014, ergänzt um bereits zuvor veröffentlichte Informationen zur Entwicklung der Treibhausgasemissionen in den verschiedenen Sektoren bis 2020 sowie zur Projektion der zu erwartenden Treibhausgasminderungswirkung der bis Mitte 2020 beschlossenen Maßnahmen. Der Klimaschutzbericht gibt den Umsetzungsstand des 2019 beschlossenen Klimaschutzprogramms 2030 und letztmalig auch den des im Jahr 2014 beschlossenen Aktionsprogramms Klimaschutz 2020 wieder. Deutlich wird: Die weit überwiegende Anzahl der Maßnahmen wurde bereits umgesetzt oder befindet sich in Umsetzung. Der genaue Stand der einzelnen Maßnahmen wird im Klimaschutzbericht aufgeführt.

Einige Beispiele:

  • Der Kohleausstieg wurde gesetzlich beschlossen und die ersten Kohlekraftwerke bereits abgeschaltet. Im Gegenzug wurde das Ausbauziel der erneuerbaren Energien bis 2030 angehoben.
  • Ein Emissionshandel für die Bereiche Wärme und Verkehr wurde eingeführt. Die Einnahmen werden in Klimaschutzmaßnahmen investiert und den Bürgerinnen und Bürgern über Entlastungen wie etwa bei der Absenkung der EEG-Umlage zurückgegeben.
  • Die energetische Gebäudesanierung wird durch Steueranreize gefördert, für den Austausch von Ölheizungen gibt es hohe Förderquoten.
  • Die Umwelt- und Innovationsprämie für den Kauf von Elektroautos und Steuervorteile bei elektrischen Dienstwagen haben zu einem Durchbruch für Elektroautos auf dem Pkw-Markt geführt.

Die Summe der beschlossenen Maßnahmen bringt Deutschland bis 2030 je nach getroffenen Annahmen auf eine Minderung von 49 % gegenüber 1990 (bei einem EU-Emissionshandels-Zertifikatepreis von 30 € im Jahr 2030) bzw. auf 51 % (bei einem Zertifikatepreis von 60 € im Jahr 2030). Der CO₂-Preis im EU-Emissionshandel liegt derzeit bereits bei rund 60 €, weitere Verknappungen der Zertifikate sind geplant. Klar ist aber: Für das in diesem Jahr beschlossene erhöhte Klimaziel von mindestens 65 statt 55 % Minderung sind noch weitere bedeutende Maßnahmen auf europäischer und nationaler Ebene nötig.

Der Klimaschutzbericht 2021 kann auf der BMU-Homepage unter folgenden Link heruntergeladen werden: www.bmu.de/DL2829

Vorschläge für einzelne Sektoren

Das Umweltbundesamt (UBA) hat in einem neuen Papier „Treibhausgasminderung um 70 %bis 2030: So kann es gehen!“ Lösungen aufgezeigt. Deutschland sollte vor dem Hintergrund, dass die Wirtschaftstätigkeit noch in sehr hohem Maße auf der Nutzung treibhausgasintensiver Techniken und der Nutzung fossiler Energieträger beruht, stärker vorangehen und ein Minderungsziel gegenüber 1990 von mindestens 70 % bis 2030 und mindestens 90 % bis 2040 erreichen. Der Umstieg auf treibhausgasneutrale Techniken und erneuerbare Energien sei nicht nur mit Blick auf den Klimaschutz geboten, sondern eröffne auch große wirtschaftliche Chancen. Das UBA hat dazu für einzelne Sektoren Vorschläge gemacht:

  • Energie: Der Sektor kann mit 141 Mio. t CO₂ den größten Beitrag zur THG-Minderung beitragen. Das UBA schlägt u.a. vor, bis 2030 aus der Kohleverstromung auszusteigen sowie den Zubau von Windenergie an Land auf 7 GW/Jahr und von Photovoltaik auf 10 GW/Jahr zu erhöhen.
  • Verkehr: Ab 2032 will das UBA keine neuen Pkw mit Verbrennungsmotor, ab 2035 keine neuen Verbrenner-Lkw mehr. Zusammen mit anderen Maßnahmen soll das 61 Mio. t CO₂ einsparen.
  • Gebäude: Mit einer höheren Sanierungsrate, höheren Dämmstandards, dem Verbot von neuen Ölheizungen ab sofort und von neuen Gasheizungen ab 2026 sowie anderen Maßnahmen könnten sich 53 Mio. t CO₂ einsparen lassen.
  • Landwirtschaft: Weniger Konsum von tierischen Produkten, weniger Stickstoffüberschüsse und mehr Wirtschaftsdüngervergärung sollen 20 Mio. t CO₂ einsparen.
  • Senken: Hierzu schlägt das UBA u.a. eine Wiedervernässung von Mooren, eine naturnahe Waldbewirtschaftung, kein Torfabbau ab 2040 und weniger als 30 ha/Tag für die neue Versiegelung von Flächen sollen insgesamt 13 Mio. t CO₂ einsparen.

MCC: Die Atmosphäre als Müllhalde

Der Anti-Methan-Pakt von fast 100 Staaten im Rahmen der Weltklimakonferenz in Glasgow macht deutlich: Beim Kampf gegen die Erderhitzung rücken außer Kohlendioxid auch andere Treibhausgase in den Blick. Doch welches Gewicht haben die einzelnen Klimakiller, wieviel wird emittiert und von welchen Ländern und Sektoren? So umfassend wie nie zuvor hat jetzt ein Forschungsteam die Gesamtrechnung vorgelegt. Federführend war das Berliner Klimaforschungsinstitut MCC (Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change). Die entsprechende Studie wurde in der renommierten Fachzeitschrift Earth System Science Data veröffentlicht. „Wir legen hier für praktisch alle Treibhausgase eine globale Bestandsaufnahme für die Jahre 1970 bis 2018 vor“, sagt Jan Minx, Leiter der MCC-Arbeitsgruppe Angewandte Nachhaltigkeitsforschung und ein Leitautor der Studie.

Verzeichnet sind neben Kohlendioxid (CO₂) und Methan (CH₄) auch Lachgas (N₂O) sowie fluorierte Treibhausgase, namentlich Fluorkohlenwasserstoffe (HFCs), perfluorierte Kohlenwasserstoffe (PFCs), Schwefelhexafluorid (SF₆) und Stickstofftrifluorid (NF₃). Primärdatenquellen sind die unter dem Dach der EU-Kommission gepflegte globale Datenbank EDGAR, etablierte Schätzmodelle für den Einfluss von Landnutzung und Forstwirtschaft sowie weitere Forschungsarbeiten. Die Umrechnung in CO₂-Äquivalente erfolgt wie in der Klimawissenschaft üblich nach dem Erderwärmungspotenzial auf Sicht von 100 Jahren.

CO₂ macht nur 76 % aus



Eine zentrale Aussage lautet: Der Ausstoß von Treibhausgasen, mit denen die Menschheit wie auf einer riesigen Müllhalde die Atmosphäre belastet, ist in dem von der Studie erfassten Zeitraum jedes Jahrzehnt gestiegen. Das gilt für jede einzelne Gruppe von Treibhausgasen und für jeden Sektor. Der absolute Anstieg der durchschnittlichen Emissionen war über ein Jahrzehnt betrachtet nie größer als zwischen den 2000er und den 2010er Jahren, auch wenn sich der jährliche prozentuale Zuwachs zuletzt deutlich verlangsamt hat. Das wichtigste, am meisten diskutierte Treibhausgas Kohlendioxid hatte an den 58 Mrd. t CO₂-Äquivalenten im Jahr 2018 nur einen Anteil von 76 % (66 Prozentpunkte aus fossilen Brennstoffen und Industrie, 10 Prozentpunkte aus Landnutzung, Landnutzungsänderungen und Forstwirtschaft).

Von Methan kamen 17 % des Treibhausgas-Effekts, von Lachgas 5 % und von Fluorgasen 2 %. 

Die Studie zeigt auch Detailergebnisse für Länder und Sektoren: etwa dass im Zeitraum 2009 bis 2018 die Türkei und die weltweite Metall-Industrie die jeweils größten prozentualen Emissionszuwächse hatten, die größten absoluten Zuwächse hingegen China und die weltweiten Strom- und Wärmeerzeugung. Zudem wird der ermittelte Emissionsanstieg für einzelne Treibhausgase und Sektoren in den Kontext von Zukunftsszenarien gesetzt – das illustriert, was die Politik tun müsste, um die Erderhitzung wie im Weltklimaabkommen von Paris vereinbart auf deutlich unter 2 Grad zu begrenzen.

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