Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) will nach eigenen Angaben die Kosten der Energiewende eindämmen. Experten werfen ihm vor: Mit seinem Vorschlag, den Ausbau der Erneuerbaren zu verlangsamen, erreiche er das Gegenteil.
Der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) spricht sich daher für ein unverändert rasches Tempo beim Ausbau der erneuerbaren Energien aus. „Innerhalb von zwei Dekaden wurden die Erzeugungskosten für eine Kilowattstunde Windstrom halbiert, die Kosten für die Kilowattstunde Photovoltaik-Strom sogar in weniger als zehn Jahren; Marktdynamik hat hier mehr bewirkt als 40 Jahre Grundlagenforschung“, erklärte BEE-Geschäftsführer Dr. Hermann Falk vergangene Woche in Berlin.
Diese beispiellose Technologieentwicklung der regenerativen Energien sei durch die spezifische Einspeisevergütung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) und deren degressive Ausgestaltung in Gang gesetzt worden.Eine Verlangsamung der Energiewende, wie von Bundesumweltminister Peter Altmaier angedacht, stehe aber einem kostenoptimalen Ausbau der erneuerbaren Energien entgegen. „Abgesehen von unseren Klimaschutzzielen brauchen wir auch deshalb einen schnellen Ausbau, damit erneuerbare Energien die Netz- und Systemsicherheit übernehmen können, die heute noch von konventionellen Kraftwerken geleistet wird“, erläuterte Falk weiter. Jede Verlangsamung der Energiewende führe zu einer Zementierung fossiler Kraftwerksstrukturen, die den „Erneuerbaren“ bereits heute oft im Weg stünden.
Mehr Wind an Land
Eine aktuelle Studie des Beratungsunternehmens Consentec und des Fraunhofer-Instituts für Windenergie und Energiesystemtechnik (Fraunhofer IWES) zeigt laut BEE, dass sich bis 2023 jährlich rund 2 Mrd. Euro sparen ließen, wenn deutlich mehr Windenergieanlagen an Land gebaut würden. „Genau hier will der Bundesumweltminister aber auf die Bremse treten“, kritisierte Falk die aktuellen Pläne des Ministers.
Auch zeige die Studie, dass ein dezentraler Ausbau von Wind- und Solaranlagen nahe den Verbrauchszentren keine höheren Kosten verursache als an den sogenannten „besten Standorten“. Eine Konzentration der erneuerbaren Energien auf wenige Standorte bedeute aber mehr Netzausbau und höhere Erzeugungsschwankungen, da sich örtliche Wetterlagen stärker bemerkbar machten als bei einer breiten regionalen Streuung der Anlagen.
Damit erneuerbare Energien in Zukunft die notwendige Ausgleichsenergie bereitstellen könnten, um ihre eigenen Schwankungen zu kompensieren, brauche es außerdem einen breiten Technologiemix, so Falk. „Wind- und Solarenergie können diese Aufgabe nicht allein stemmen“, räumt der BEE-Geschäftsführer ein. Neben gut regelbaren Bioenergie- und verlässlichen Wasserkraftanlagen sei die Energiewende ebenso auf Geothermiekraftwerke angewiesen, deren Potentiale dringend gehoben werden müssten.