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topplus Emissionsbilanz 2022

Landwirtschaft schneidet bei Klimazielen besonders gut ab

Die Treibhausgasemissionen sind in Deutschland 2022 leicht gesunken. Die Landwirtschaft übererfüllt die Klimaziele. Bei der Energie tragen Einsparungen und Erneuerbare zu einer Dämpfung bei.

Lesezeit: 7 Minuten

Im Jahr 2022 sind die Treibhausgasemissionen Deutschlands leicht um 1,9 % gesunken. Es wurden rund 746 Mio. t Treibhausgase freigesetzt – das sind gut 15 Mio. t weniger als 2021. Insgesamt sind die Emissionen seit 1990 in Deutschland damit um 40,4 % gesunken. Das geht aus den aktuellen Berechnungen des Umweltbundesamtes (UBA) hervor, die heute vorgestellt wurden.

Klimaschutzziele knapp eingehalten

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Deutschland hat damit die Zielwerte des Bundesklimaschutzgesetzes (KSG) in Summe eingehalten. Allerdings gibt es einen bedeutenden Anstieg beim Energiesektor: Dieser weist 10,7 Mio. t bzw. 4,4 % mehr auf als 2021 und liegt bei rund 256 Mio. t CO₂. Grund ist, dass trotz den Einsparungen beim Erdgas ein vermehrter Einsatz vor allem von Stein- und Braunkohle zur Stromerzeugung die Emissionen steigen lässt. Die erneuerbaren Energien können bei der Stromerzeugung den Anstieg aber zumindest dämpfen.

Landwirtschaft liegt mehr als im Soll

Im Sektor Landwirtschaft gingen die Treibhausgasemissionen hingegen um gut 0,9 Mio. t CO₂ (minus 1,5 %) auf 62 Mio. t CO₂ zurück, teilt das UBA mit. Der Sektor bleibt damit deutlich unter der für 2022 im Bundes-Klimaschutzgesetz festgelegten Jahresemissionsmenge von 67,6 Mio. t CO₂. Der Rückgang ist insbesondere auf einen weiteren Rückgang der Schweinezahlen und einen geringeren Einsatz von Mineraldünger zurückzuführen.

Erneuerbare dämpfen Anstieg im Energiesektor

Im Energiesektor kann die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien den Anstieg der Emissionen dämpfen. Die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien stieg um 9 % gegenüber 2021. Der Energiesektor kann damit seine Jahresemissionsmengen für 2022 knapp einhalten. Zum zweiten Jahr in Folge stiegen die Stein- und Braunkohleeinsätze zur Gewinnung von Strom und Wärme und damit auch die daraus resultierenden Emissionen an. Ebenso stiegen die Einsätze von Mineralölen in der Energiewirtschaft, insbesondere von leichtem Heizöl. Hintergrund für diese Anstiege ist insbesondere die Kompensation des gesunkenen Erdgasverbrauches, welcher 10,8 % unter dem Vorjahreswert lag. Eine erhöhte Stromproduktion war auch als Beitrag für die Versorgungssicherheit im europäischen Ausland nötig, als etwa die Hälfte der französischen Kernkraftwerke im Sommer ausfielen.

Sorgenfall Verkehr stößt weiterhin zu viel aus

Im Verkehr wurden im Jahr 2022 rund 148 Mio. t CO₂ ausgestoßen. Damit liegen die Treibhausgasemissionen dieses Sektors rund 1,1 Mio. t (0,7 %) über dem Wert von 2021 und rund 9 Mio. t über der im Bundesklimaschutzgesetz für 2022 zulässigen Jahresemissionsmenge von 138,8 Mio. t CO₂. Der Verkehr ist der einzige Sektor, der gleichzeitig sein Ziel verfehlt und einen Emissionsanstieg gegenüber dem Vorjahr verzeichnet.

Trotz der besonders hohen Kraftstoffpreise im Jahr 2022 und der befristeten Einführung des 9-Euro-Tickets im ÖPNV sind die Emissionen des Straßenverkehrs wieder gestiegen. Nachdem die Corona-Einschränkungen weitgehend aufgehoben wurden, hat der Pkw-Verkehr wieder leicht zugenommen. Außerdem wurden die hohen Kraftstoffpreise durch den „Tankrabatt“ gemindert. Obwohl 2022 bei den Neuzulassungen von Elektroautos ein Rekordjahr war, reicht der Zuwachs nicht aus, um die Zunahme der Emissionen auszugleichen.

Gebäudesektor überschreitet die gesetzten Ziele

Bei den Gebäuden kam es 2022 zu einer Emissionsminderung von knapp 6 Mio. t CO₂ (minus 5,3 %) auf rund 112 Mio. t CO₂. Trotz dieser Emissionsminderung überschreitet der Gebäudesektor, wie bereits im Vorjahr, die erlaubte Jahresemissionsmenge gemäß Bundes-Klimaschutzgesetz, die bei 107,4 Mio. t CO₂ -Äquivalenten liegt. Die Emissionsreduzierung liegt auch im Gebäudesektor wesentlich in den gestiegenen Energiepreisen begründet, welche zu einer Einsparung der Energieeinsätze führte. Die milde Witterung unterstützte diese Einsparung. Lediglich die Absätze von leichtem Heizöl stiegen 2022 um rund neun % an, um die Lagerbestände nach den geringen Heizölkäufen 2021 wieder aufzufüllen, auch in Erwartung einer möglichen Energiekriese.

UBA-Chef drängt auf mehr Erneuerbare Energien

„Um die Ziele der Bundesregierung bis 2030 zu erreichen, müssen nun pro Jahr 6 % Emissionen gemindert werden. Seit 2010 waren es im Schnitt nicht einmal 2 %“, bemängelt UBA-Präsident Dirk Messner. A & O sei ein wesentlich höheres Tempo beim Ausbau der erneuerbaren Energien. „Eine Hängepartie wie in den letzten Jahren darf es dabei nicht mehr geben. Wir können uns diese fatale Abhängigkeit von fossilen Energieträgern schlicht nicht leisten“, betont er.

Die Daten zu den erneuerbaren Energien im Einzelnen

Im Jahr 2022 wurden deutlich mehr erneuerbare Energien genutzt als in den Vorjahren. Sowohl bei der Stromerzeugung als auch beim Heizen trugen erneuerbare Energien in erheblichen Umfang dazu bei, den Einsatz fossiler Energieträger, insbesondere von Erdgas, zu ersetzen. In einem Jahr mit krisen- und witterungsbedingt rückläufigem Verbrauch fossiler Energieträger nahm der gesamte Endenergieverbrauch aus erneuerbaren Energien im Strom-, Wärme- und Verkehrssektor deutlich zu. Nach den Rechenvorgaben der Renewable Energy Directive (RED) deckten die Erneuerbare Energien mit 20,4 % erstmals über ein Fünftel des gesamten Bruttoendenergieverbrauchs. Im Jahr 2021 lag der Anteil noch bei 19,2 %.

Maßgeblich für den Anstieg war insbesondere das starke Wachstum der erneuerbaren Energien im Stromsektor: Insgesamt wuchs die Menge an erneuerbarem Strom um knapp 9 % und deckt nun bereits 46,2 % des deutschen Bruttostromverbrauchs (2021 waren es noch 41,2 %).

Die einzelnen Technologien:

  • Vor allem die Stromerzeugung aus Photovoltaikanlagen stieg im Jahr 2022 (plus 23 %) deutlich an. Hier machte sich sowohl der starke Zuwachs im Anlagenpark als auch die sonnige Witterung mit einem historischen Höchstwert der Globalstrahlung bemerkbar.
  • Windenergieanlagen auf Land und auf See erzeugten gegenüber dem sehr windschwachen Jahr 2021 ebenfalls wieder deutlich mehr Strom in 2022 (plus neun %). Allerdings wurden die Windstromerzeugung der windstärkeren Jahre 2019 und 2020 nicht erreicht. In diesem Zusammenhang ist auch darauf hinzuweisen, dass der Ausbau der Erzeugungskapazitäten mit 2,1 GW Netto-Zubau in 2022 nur langsam wieder anzieht (nach 1,6 GW in 2021).
  • Auch zur Wärmeerzeugung haben die erneuerbaren Energien in 2022 verstärkt beigetragen. So stieg die absolute Menge an Bioenergieträger, Solarthermie und mittels Wärmepumpen nutzbar gemachter Umweltwärme im Vergleich zum Vorjahr leicht an (plus 1 %). Aufgrund des milden Wetters war gleichzeitig der Wärmebedarf auch deutlich geringer als in den Vorjahren. Dies schlägt sich in einem deutlichen Anstieg des Anteils erneuerbarer Wärme am gesamten Wärmebedarf nieder, er stieg von 15,8 auf 17,4 %. Der Wärme- und Kältebereich steht für etwa die Hälfte des gesamten deutschen Energieverbrauchs – die Steigerung der Energieeffizienz und die Umstellung auf erneuerbare Energieträger ist deshalb für Energiewende und Klimaschutz von zentraler Bedeutung.
  • Im Verkehrssektor blieb der Anteil erneuerbarer Energien am gesamten Endenergieverbrauch mit 6,8 % auf dem Niveau des Vorjahres. Zwar stieg die Nutzung von erneuerbarem Strom im Verkehr durch verstärkte Nutzung von E-Mobilität deutlich an (plus 16 %), gleichzeitig stagnierte der Absatz von Biokraftstoffen. Hinzu kommt, dass insgesamt der Kraftstoffverbrauch nach Ende der Pandemie wieder anstieg.

Wirtschaftsminister Habeck ist positiv überrascht

Die UBA-Zahlen sind laut Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck überraschend: „Ich hatte angesichts der Folgen des russischen Angriffskriegs mit schlechteren Zahlen im Energiebereich gerechnet. Denn schließlich haben wir im letzten Jahr eine Menge alter Kohlekraftwerke ans Netz nehmen müssen. Dass wir trotzdem im Energiebereich die Vorgaben des Klimaschutzgesetzes weitestgehend einhalten, liegt maßgeblich an der neuen Dynamik beim Ausbau erneuerbarer Energien.“ Im Wärmebereich sei zu sehen, dass Maßnahmen wie Sanierungen und der beginnende Hochlauf der Wärmepumpen wirken.

Agora hält mehr Klimaschutz für nötig

Die Denkfabrik Agora Energiewende sieht noch erhebliche Defizite im Klimaschutz. „Deutschland tritt bei der Reduktion von Treibhausgasemissionen weiterhin auf der Stelle. Der leichte Emissionsrückgang, den Deutschland im Jahr der fossilen Energiekrise verbucht, ist in erster Linie auf Energiespareffekte und Produktionsrückgänge in der energieintensiven Industrie zurückzuführen – nicht auf Klimaschutzmaßnahmen“, sagt Simon Müller, Direktor Deutschland von Agora Energiewende.

Damit Deutschland auf Klimakurs komme, müssten bis 2030 jährlich rund 40 Mio. t CO₂ eingespart werden – zweieinhalb Mal so viel wie 2022. „Dafür braucht es echten Klimaschutz in allen Wirtschaftsbereichen: vom Ausbau der Wind- und Solarenergie über die sozial gerechte Wärmewende bis hin zu einer Elektrifizierungsoffensive für die Industrie. Im Verkehrssektor gilt es das längst überfällige Klimaschutz-Sofortprogramm schleunigst zu verabschieden“, fordert Müller.

Das vergangene Jahr habe gezeigt, dass es keine Spielräume gäbe, um Mehremissionen zwischen den Sektoren – Energiewirtschaft, Industrie, Gebäude, Verkehr und Landwirtschaft – auszugleichen. Müller: „Die Klimaziele erreichen wir nur, wenn die Hebel in allen Sektoren umgelegt werden, um Treibhausgase zu reduzieren. Die sektorspezifischen Klimaziele lassen Umsetzungslücken frühzeitig erkennen und schaffen klare Verantwortlichkeiten.“

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