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Update Energieversorgung: Klagen gegen Erdgasbohrung, Biomethan als Erdgasersatz

In unserem wöchentlichen Update zur Energiekrise fassen wir die wichtigsten Entwicklungen aus dieser Woche zusammen.

Lesezeit: 8 Minuten

Im Folgenden fassen wir Studien und andere Informationen zur Energieversorgung von dieser Woche zusammen:

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Impulspapier zum Gaslieferstopp

Bei einem kompletten Lieferstopp russischer Gaslieferungen in den kommenden Monaten kann man die Defizite auch bei ausreichender Verfügbarkeit von Flüssiggas kurzfristig nicht ausgleichen. Zu diesem Ergebnis kommen Fraunhofer IEG, Fraunhofer SCAI und TU Berlin in einem Gutachten im Auftrag des Akademienprojekts „Energiesysteme der Zukunft“ (ESYS), einer gemeinsamen Initiative der Wissenschaftsakademien acatech, Leopoldina und Akademieunion.

Das resultierende Impulspapier „Welche Auswirkungen hat der Ukrainekrieg auf die Energiepreise und Versorgungssicherheit in Europa?“ basiert auf zwei von ESYS in Auftrag gegebenen wissenschaftlichen Gutachten.

Wesentliche Erkenntnisse der Untersuchungen sind:

  • Bedarf an Erdgas wird kurzfristig nicht vollständig zu decken sein: Entfallen die russischen Erdgasimporte in den nächsten Monaten, könnten zu Hochlastzeiten im Winter in Deutschland bis zu 30% und in Europa bis zu 25 % des Erdgasbedarfs nicht gedeckt werden, bezogen auf den Verbrauch aus dem Jahr 2021. Das Defizit ist durch fehlende Transportkapazitäten bedingt. Selbst bei ausreichender Verfügbarkeit von Erdgas fehlen LNG-Terminals und Pipelines, um das Gas in Europa anzulanden und zu verteilen.
  • Auf- und Umbau der Infrastrukturen erforderlich: Die europäische Gasinfrastruktur, sowohl LNG-Terminals als auch Pipelines, sollte zügig aus- und umgebaut werden. Eine kurzfristig umsetzbare Maßnahme mit großem Effekt ist der Umbau von Verdichterstationen, um eine Flussumkehr in den Pipelines („Reverse-Flow“) zu ermöglichen. LNG-Terminals sind notwendig, um zusätzliche Gasmengen in Europa anlanden zu können und ermöglichen zudem eine Diversifizierung des Erdgasbezugs.
  • Senkung des Energieverbrauchs unabdingbar: Nur durch eine Senkung des Verbrauchs kann Europa unabhängig werden von russischem Erdgas. In den kommenden Jahren sollte durch Energieeffizienz- (bspw. Gebäudedämmung) und Substitutionsmaßnahmen (bspw. Einsatz elektrischer Wärmepumpen) der Erdgasverbrauch in Gebäuden und Industrie gesenkt werden. Im Stromsektor könnte die Kohleverstromung auch mittelfristig von Bedeutung sein, um Erdgas einzusparen. Der EU-ETS sorgt dafür, dass die Emissionen in der Stromerzeugung europaweit begrenzt bleiben.
  • Ausbau erneuerbarer Energien ist entscheidend: Ein beschleunigter Ausbau erneuerbarer Energien ist nicht nur Grundvoraussetzung für eine Unabhängigkeit von russischen Energieimporten. Er wirkt sich auch dämpfend auf die Entwicklung der Energiepreise aus. Für den Ausbau sind jedoch erhebliche Investitionen aufzubringen. Dies wird umso herausfordernder, da die Volkswirtschaft durch steigende Energiepreise belastet wird.
  • Energiepreise könnten dauerhaft über dem Niveau von 2020 bleiben: Die Energiepreise in Europa werden voraussichtlich auch mittel- und langfristig hoch bleiben. Dies wird eine sozial ausgewogene Gestaltung der Energieversorgung und Maßnahmen zum Schutz der industriellen Wettbewerbsfähigkeit erfordern. Insbesondere kurzfristig ist zu prüfen, wie Betriebsschließungen vermieden werden können. Wichtig ist zudem eine gemeinsame europäische Einkaufspolitik für Erdgas, um einen innereuropäischen Wettbewerb zu vermeiden.
  • Enge europäische Zusammenarbeit notwendig: Eine gesamteuropäische Strategie zum Ausbau und Betrieb der Gasinfrastrukturen ist notwendig, um die Versorgungssicherheit in Europa aufrecht zu erhalten. Deutschland ist stark auf Importe aus anderen europäischen Ländern angewiesen und spielt gleichzeitig als wichtiges Transitland sowie aufgrund der größten Speicherkapazitäten eine große Rolle für die gesamteuropäische Gasversorgung.

Zwei Gutachten als Basis

Als Basis der Publikation dienen zwei Gutachten, die im Auftrag von ESYS angefertigt wurden. Das Gutachten „Szenarien für die Preisentwicklung von Energieträgern“ wurde vom Energiewirtschaftlichen Institut an der Universität zu Köln (EWI) erstellt und betrachtet verschiedene Szenarien zur Entwicklung der Energiepreise in mittelfristiger Perspektive. Ein Konsortium aus Fraunhofer IEG (Fraunhofer-Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geothermie IEG), Fraunhofer SCAI (Fraunhofer-Institut für Algorithmen und Wissenschaftliches Rechnen SCAI) und der Technischen Universität Berlin widmet sich der Frage, ob und wie die Versorgungssicherheit mit Erdgas in Europa durch einen Umbau von Transportinfrastrukturen wie Pipelines, Verdichter und LNG-Terminals sichergestellt werden kann, falls Importe aus Russland wegfallen. Das Gutachten ist unter dem Titel „Europäische Gasversorgungssicherheit aus technischer und wirtschaftlicher Perspektive vor dem Hintergrund unterbrochener Versorgung aus Russland“ erschienen. Sie finden das Impulspapier hier.

Erneuerbare Energien senken Energiepreise

Das EWI-Gutachten zeigt: ­Energiepreise könnten auch mittelfristig deutlich über dem historischen Preisniveau liegen. Dazu hat das EWI die Entwicklung der Preise für die Energieträger Erdgas, Öl, Steinkohle sowie Strom für die Jahre 2026 und 2030 in mehreren Szenarien untersucht. Dabei werden die Strom- und Gasnachfrage, die Verfügbarkeit russischer Importe und der Ausbau der erneuerbaren Energien variiert. Die Entwicklung der Gaspreise in Europa hängt vom Umfang der Energieimporte aus Russland und der Entwicklung der Gasnachfrage ab. Gelingt es, die Gasnachfrage deutlich zu senken und sind Importe zumindest teilweise verfügbar, könnten die Gaspreise bis 2030 etwa auf historische Werte zurückgehen. Gelingt es nicht, die Gasnachfrage zu reduzieren, würden die Gaspreise auch im Jahr 2030 darüber liegen. Die Großhandelsstrompreise liegen mittelfristig in allen Szenarien deutlich über den historischen Preisen.

Geht die Gasnachfrage bis 2030 um etwa ein Drittel zurück, könnten sich Preise von 25 bis 43 €/MWh im Jahr 2026 und 18 bis 22 €/MWh im Jahr 2030 einstellen. Bliebe die Gasnachfrage konstant, könnten die Preise auf einem hohen Niveau von 29 bis 66 €/MWh im Jahr 2026 und 28 bis 59 €/MWh im Jahr 2030 verbleiben. Ohne Gasimporte aus Russland stellen sich die oberen Werte der Spannbreite ein. Werden die russischen Importe gegenüber 2021 halbiert, könnten die Preise auf das untere Ende sinken.

Die Preisentwicklungen für Erdgas und Steinkohle haben große Auswirkungen auf den Strommarkt. In allen Szenarien ergibt sich gegenüber den langjährigen historischen Großhandelspreisen ein deutlicher Anstieg der Preise. Verglichen mit den aktuell hohen Preisen ( 1. Halbjahr 2022: im Schnitt 174 €/MWh), zeigt sich ein deutlicher Rückgang. Die höchsten jährlichen Durchschnittspreise von bis zu 132 €/MWh (2026) bzw. 135 €/MWh (2030) ergeben sich in den Szenarien, in denen sich preiserhöhende Effekte überlagern: ein starker Anstieg der Stromnachfrage, keine Verfügbarkeit russischer Energieträgerimporte und ein moderater Ausbau erneuerbarer Energien. Die geringsten Preise mit 79 €/MWh (2026) bzw. 52 €/MWh (2030) treten im umgekehrten Fall auf, also bei moderatem Anstieg der Stromnachfrage, mit niedriger Verfügbarkeit russischer Importe und einem Ausbau der erneuerbaren Energien gemäß den ambitionierten Zielen der Bundesregierung. „Der Ausbau der erneuerbaren Energien ist dabei ein essenzieller Hebel für einen mittelfristigen Rückgang der Großhandelsstrompreise“, sagt Max Gierkink, Manager am EWI.

Das vollständige Gutachten finden Sie unter https://www.ewi.uni-koeln.de.

Klage gegen Erdgasbohrung

Gegen geplante Gasbohrungen in der Nordsee haben die Deutsche Umwelthilfe (DUH), die niederländische Umweltorganisation Mobilisation for the Environment (MOB) und die Bürgerinitiative Saubere Luft Ostfriesland gemeinsam Klage bei der Rechtbank in Den Haag eingereicht. Auch die Inseln Juist und Borkum haben gemeinsam eine weitere Klage gegen die Gasbohrungen eingebracht. Zuvor hatten die niederländischen Behörden die Gasbohrungen genehmigt. Das Unternehmen ONE-Dyas plant mit einer neuen Förderplattform knapp 1,5 Kilometer vor der deutschen Seegrenze und in unmittelbarer Nähe zum UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer sowie mehrerer Natura 2000-Gebiete ein Gasfeld auszubeuten, das sich je zur Hälfte unter der niederländischen und deutschen Nordsee befindet.

In einer ersten Phase sollen bis zu 13 Milliarden Kubikmeter fossiles Gas ab frühestens 2024 gefördert werden. Das Unternehmen hofft jedoch auf die Ausbeutung weiterer umliegender Gasfelder in niederländischen und deutschen Gewässern.
 „Mit Energiesicherheit haben die Pläne nicht das Geringste zu tun: Frühestens ab 2024 soll eine geringe Menge an fossilem Gas gefördert werden. Dagegen entsteht mit dem Bau einer neuen Plattform in der Nordsee eine neue Infrastruktur, die unsere langfristige Abhängigkeit von fossiler Energie noch vergrößern wird“, kritisiert DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner. Neben den Risiken für die Klimaziele befürchten die klagenden Organisationen auch immense Risiken für die Nordsee und insbesondere für das UNESCO-Weltnaturerbe und den Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer.

Finnland drängt auf Uniper-Rettung

Finnland drängt die Bundesregierung, sich zügig um die Rettung des angeschlagenen Energiekonzerns Uniper zu kümmern. Das berichtete die Süddeutsche Zeitung am 14. Juli. Uniper ist nach Angaben des Blattes der größte Gashändler in Deutschland, gehört aber zu 78 % dem finnischen Konzern Fortum, an dem wiederum der Staat Finnland mit knapp 51 % beteiligt ist. Da Uniper vor allem Deutschland mit Gas versorge, gäbe es in Helsinki wenig politisches Interesse daran, finnisches Steuergeld zur Rettung einzusetzen, heißt es in dem Artikel. Darum sei am Donnerstag die finnische Europaministerin Tytti Tuppurainen zu Verhandlungen nach Berlin gereist.

Biomethan für Kartoffelmehlfabrik

Die Einstellung der Erdgaslieferung durch die Pipeline Nordstream 1 lösen auch in Dänemark große Sorgen aus. Nach einem Artikel der Zeitung „Nordschleswiger“ herrscht u.a. bei dem Unternehmensverbund „Andels-Kartoffelmelsfabrikken Danmark“ (AKD) Alarmstimmung. Denn bis zur Wiederinbetriebnahme der dänischen Erdgasförderung in der Nordsee im Sommer 2023 decke größtenteils Erdgas aus Deutschland den dänischen Bedarf. Betroffen ist ua. die AKD-Kartoffelverarbeitung in Toftlund. Dort herrscht die Sorge, dass die staatliche Energiebehörde die Gasversorgung der Fabrik im Herbst einstellt. Nach dem dänischen Notfallplan könnten Produktionsstätten von der Gaszufuhr abgeschnitten werden, um Privathäuser, Krankenhäuser und systemrelevante Einrichtungen weiterversorgen zu können. Die im Prozess anfallende Kartoffelpülpe könnte jetzt in umliegenden Biogasanlagen zu Biogas verarbeitet werden. Das sei mehr als die Fabrik an Gas benötige. Die großen Biogasanlagen in Nordschleswig speisen ihre Produktion nach dem Bericht ins dänische Erdgasnetz ein. Aktuell liege der Anteil des Biogases im dänischen Versorgungsnetz fast bei 30 %. Neben Biomethan sollen auch Heizöl und Strom die Fabrik anstelle von Erdgas mit Energie versorgen.

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