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topplus Biogas-Innovationskongress

Von Wildpflanzenanbau bis Hoftankstelle: Neue Perspektiven für Biogaserzeuger

Auf dem Biogas-Innovationskongress haben Wissenschaftler, Berater und Firmenvertreter neue Anregungen für die Biogasanlage der Zukunft gegeben.

Lesezeit: 5 Minuten

Stilllegen oder Weitermachen? Strom oder Biomethan erzeugen? Viele Biogasanlagenbetreiber stehen aktuell vor wichtigen Zukunftsentscheidungen. Das betrifft nicht nur Anlagen, die demnächst das Ende des ersten Förderzeitraums erreichen, sondern auch diejenigen, die rechtzeitig vor Ablauf der gesetzlichen EEG-Vergütung noch einmal investieren wollen. Welche Ansätze es dafür gibt, zeigten die über 20 Vorträge des diesjährigen Biogas-Innovationskongresses, der pandemiebedingt erneut digital stattfand.

Stilllegungen nicht ausgeschlossen

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Rund 7 % der Anlagenbetreiber plant aufgrund der aktuellen Rahmenbedingungen, die Anlage stillzulegen. Das zeigt eine Betreiberbefragaung des Deutschen Biomasseforschungszentrums (DBFZ) aus dem Jahr 2020. „Vor allem im Bereich der Anlagengröße von 76 bis 150 kW könnte es vermehrt zur Stilllegung kommen“, erklärte Dr. Peter Kornatz, Leiter des Bereichs „Biochemische Konversion“ am DBFZ. 40 % der Befragten sind noch unschlüssig, wie es weitergeht.

Die meisten derjenigen, die den Weiterbetrieb anstreben, strebt die zehnjährige Verlängerung über eine Ausschreibung an (69 %), während für 24 % auch die Aufbereitung zu Biomethan infrage kommen könnte. „Wir werden künftig eine stärkere Differenzierung der Anlagen sehen: Ein Teil wird außerhalb der Ausschreibungen produzieren. Daneben wird es größere flexible Anlagen geben“, erwartet der Wissenschaftler.

Umstellung auf Wildpflanzen

Viel Synergien zwischen Energieerzeugung und Artenschutz sieht Dr. Andreas Kinser von der Deutschen Wildtierstiftung. „Anders als Windenergie oder Photovoltaik bietet Biogas als einzige erneuerbare Energie einen Mehrwert für Artenvielfalt in der Kulturlandschaft“, sagte er. Besonders interessant seien mehrjährige Wildpflanzen. Eine Umfrage der Uni Münster unter 159 Landwirten habe gezeigt, dass die Erhöhung der Artenvielfalt für die meisten Befragten der Hauptgrund für den Anbau von Wildpflanzen zur Energieerzeugung ist. Weitere Gründe sind der Imagegewinn für die Landwirtschaft und das Anbieten von Lebensraum für Niederwild. Aktuell nehmen im Projekt „Bunte Biomasse“ 130 Landwirte in zehn Bundesländern mit 430 ha teil. Um die finanziellen Mindererträge zu Mais zu decken, sei eine Förderung wichtig. „Wir fordern, die Nutzung von Blühflächen zur Biogasproduktion im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur- und Küstenschutz (GAK) zuzulassen“, betonte Kinser. Ebenso sollte der Anbau als Maßnahme der 2. Säule der Länder berücksichtigt und in den Katalog der Öko-Regelungen aufgenommen werden. „Hilfreich wäre auch eine Förderung über das EEG, z.B. als Sonderregelung im zukünftigen Ausschreibungsmodell für den Einsatz alternativer Substrate“, sagt er.

Von ersten Erfahrungen mit dem Wildpflanzenanbau in Niedersachsen berichtete Johann Högemann, Fachberater für Pflanzenbau. Schon im Jahr 2013 hatte die Landesjägerschaft zusammen mit dem 3N Kompetenzzentrum das Projekt „Energie aus Wildpflanzen“ gestartet. Neben weniger Nitrataustrag ins Grundwasser stellten die Projektbeteiigten einen Trockenmasseertrag von 8 bis 10 t/ha sowie einen Methanertrag fest, der etwa 36 % unter dem von Mais lag. „Die guten Erfahrungen haben jetzt zu dem bundesweit einzigartigen Förderprogramm geführt, mit dem das Land Niedersachsen den Anbau von Wildpflanzen mit 500 €/ha unterstützt“, berichtete Högemann. Wer in diesem Jahr noch teilnehmen will, muss bis zum 15. Juli einen Antrag stellen (www.wildpflanzen-niedersachsen.de).

Neue Ansätze der Gülle- und Gärrestaufbereitung

In folgenden Vorträgen ging es um neue Ansätze für die Gärrestaufbereitung:

  • Clemens Maier von Biogastechnik Süd stellte mit „Sepogant Direkt“ ein geschlossenes System vor, bei dem es keine Emissionen und damit auch keine Ammoniakverluste mehr geben soll. Die feste Phase nach der Separation des Gärrestes wird in den Fermenter zurückpumpt, die Dünnphase gelangt in das abgedeckte Gärrestlager. Substrat, das sich einmal im Gärkreislauf befindet, soll das System nicht mehr verlassen. Fasern mit über 75 mm Größe werden nicht mehr ausgeschleust, sondern in der Biogasanlage gehalten.
  • Helmut Döhler von der Döhler Agrar Unternehmensberatung stellte ein System vor, bei dem Schweinekot schon im Stall vom Harn getrennt und anschließend in einer Biogasanlage vergoren wird. Danach kann es sich rechnen, frischen, abgetrennten Schweinekot auch über weitere Entfernungen über 200 km in Ackerbauregionen zu transportieren und dort in Biogasanlagen zu vergären.

Neue Einsatzstoffe als Gärsubstrate

  • Harald Wedwitschka vom DBFZ stellte die Idee vor, eine Insektenfarm zur Herstellung von Tierfutter und Nahrungsmitteln mit einer Biogasanlage zu kombinieren. Insektenmehl gilt als alternatives Eiweißfuttermittel anstelle von Fischmehl oder Sojaschrot. Futterreste und Insektenkot könnten in der Biogasanlage vergoren werden, während sich die Abwärme des BHKW in der Insektenfarm nutzen lässt.
  • Prof. Walter Stinner, ebenfalls vom DBFZ, zeigte, dass die Kombination von Gärrest aus der Vergärung von Hühnerkot und Schweinegülle sowie Maisstroh mehrere Vorteile bringt. Eine Mischung von 1 t Maisstroh und 1,4 bis 1,8 t Gärrest hat sich als günstig erwiesen. Der Gasertrag liegt damit 7 bis 10 % höher als bei unsiliertem Maisstroh. „Es kommt bei der Mischung zu einem besseren Lignocelluloseabbau“, erklärte Stinner. Neben der kostengünstigen Aufbereitung und Lagerung des Strohs sieht er als weitere Vorteile den einsparten Lagerraum für die Gärreste. Die Ergebnisse der Laborversuche sollen jetzt in der Praxis überprüft werden.

Ansätze für die Biogasverwertung

  • Wie Charley Flach von der TH Ingolstadt erklärte, könnten Biogasanlagenbetreiber künftig CO₂ aus dem Biogas in einem Methanisierungsreaktor in Methan umwandeln. Der dafür nötige Wasserstoff soll aus einer Elektrolyse stammen. Ob das funktioniert, erforschen die Wissenschaftler gerade im Projekt „FlexBiomethane“.
  • Ein neues Anlagenkonzept mit membranbasierter Gasaufbereitung (Abtrennung von CO₂) und angekoppelter Verflüssigung zur LNG-Produktion stellte Markus Grundke von der AB Energy Deutschland GmbH vor.
  • Jens Topa von Bright Biomethane zeigte, wie sich eine kleine Biogasaufbereitungsanlage auf Basis des Membranverfahrens mit einer kleinen CNG-Hoftankstelle kombinieren lässt. Mit der „PurePac Mini + CNG“ könnte jede Biogasanlage ihre eigene Gastankstelle besitzen, sagte er. Das CNG ließe sich für Pkw, Transporter oder Landmaschinen einsetzen.

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