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topplus Nationale Wasserstoffstrategie

Wasserstoff als Chance für erneuerbare Energien

Der angestrebte Ausbau der Wasserstoffwirtschaft könnte erneuerbaren Energien hierzulande einen Schub bringen. Auch für Post-EEG-Anlagen bietet sich eine Chance.

Lesezeit: 4 Minuten

Mit der gestern verabschiedeten nationalen Wasserstoffstrategie will die Bundesregierung bis 2030 mindestens fünf Gigawatt, spätestens bis 2040 sogar zehn Gigawatt Elektrolyseleistung in Deutschland aufbauen. Das entspricht laut Deutscher Energieagentur in etwa dem 200fachen der aktuell vorhandenen Kapazitäten. „Dafür sind im Konjunkturpaket der Bundesregierung bereits finanzielle Mittel im Umfang von neun Milliarden Euro hinterlegt“, erklärt Bernd Westphal, wirtschafts- und energiepolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion.

Deutlicher Ausbau der erneuerbaren Energien nötig

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Die Wasserstoff-Förderung muss nun aber mit einem massiv zu verstärkenden Ausbau erneuerbarer Energien einhergehen, forderten gestern viele Verbände und Politiker. „Die Strategie geht davon aus, dass die Wasserstoffnachfrage künftig weit über der nationalen Produktion liegen wird: 2030 demnach bei 90 bis 110 Terawattstunden. Erzeugt werden dann in Deutschland aber voraussichtlich nur 14 Terawattstunden“, erklärt der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Diese Lücke lasse sich nur verringern, indem durch einen deutlichen Ausbau der erneuerbaren Energien das Wasserstoffangebot erhöht und zugleich durch strikte Energieeffizienzvorgaben die Wasserstoffnachfrage reduziert werde. In ihrer jetzigen Fassung verschiebe die nationale Wasserstoffstrategie diese Herausforderungen auf andere Länder und setzt von vornherein auf internationale Importe.

Heute sei bereits klar, dass mit einem gesteigerten Bedarf von erneuerbaren Energien auch im Mobilitäts- und Wärmesektor, insbesondere über den Einsatz von Wasserstoff, zu rechnen ist, bestätigt auch die SPD-Bundestagsabgeordnete Dr. Nina Scheer. Die jährlichen Ausbaumengenbegrenzungen wie auch die Ausschreibungspflicht müssen EU-konform abgeschafft werden.

Kritik an Importplänen

Scheer sieht den geplanten Import von grünen Wasserstoff kritisch: „Auch wenn Deutschland im Binnenmarkt der Europäischen Union und im Welthandel immer für Importe von Grünem Wasserstoff offen sein sollte, wäre es ein Fehler, vermeidbare Importabhängigkeiten zu schaffen.“ Dies geschehe, wenn die Nationale Wasserstoffstrategie einen Großteil der Produktion von Grünem Wasserstoff als Import einkalkuliert. Eine solche Limitierung in der heimischen Produktion ist vor Ort arbeitsmarktfeindlich, lähmt die Energiewende und muss in der gesetzlichen Ausgestaltung korrigiert werden.

Bayerns Energie- und Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger begrüßt dagegen die internationale Strategie: „Mit der Erzeugung von grünem Wasserstoff aus Sonne und Wind in weltweiten Gunstregionen und dem internationalen Handel damit werden fossile Energieträger schneller durch regenerative Energien ersetzt. Deutschland bekommt ausreichend grünen Wasserstoff, um neben der Mobilität auch den Industrie- und Wärmesektor schneller zu dekarbonisieren, und wir schaffen zehntausende Arbeitsplätze in Deutschland durch Produktion und Export von Wasserstofftechnologien.“ Zusätzlich würden weltweit - vielleicht gerade auch in Afrika - Regionen wirtschaftlich und damit auch politisch stabilisiert, wenn sie Deutschlands Handelspartner werden und auch vor Ort Wertschöpfung entstehe, wo heute Perspektivlosigkeit herrsche.

Chance für Bestandsanlagen

„In einem ersten Schritt sollten die Post-EEG-Anlagen, die in den kommenden Jahren sukzessive aus der EEG-Förderung fallen, eingebunden werden. Hier schlummert nahe an der Erzeugung grünen Stroms ein immenses Potenzial für die Erzeugung von grünem Wasserstoff, ohne dass auf die Genehmigung neuer Erneuerbarer Anlagen gewartet werden muss“, unterstreicht Dr. Simone Peter, Präsidentin des Bundesverbands Erneuerbare Energie e.V. Dafür sei jetzt der regulatorischer Rahmen nötig. Die Bestandsanlagen könnten bereits zu Beginn des Jahres 2021 grünen Wasserstoff in großem Maßstab erzeugen. „Den Bedarf an sauberem Strom für die Erzeugung von grünem Wasserstoff schätzt die Bundesregierung auf 20 TWh. Einen hohen Anteil davon können im ersten Schritt Post-EEG-Anlagen liefern“, sagt Peter.

Der Import von grünem Wasserstoff sei eher langfristig angelegt, wenngleich darüber hinaus wohl notwendig. Dieser muss dabei aber an strenge Nachhaltigkeitskriterien im Exportland gekoppelt werden. „Damit die Erzeugung von grünem Wasserstoff zum Geschäftsmodell werden kann, muss der dafür genutzte Strom aus Erneuerbare Energien sowohl von der EEG-Umlage als auch von Netzentgelten befreit werden“, so Peter weiter. Der Einsatz des Wasserstoffs ist auf die Bereiche zu fokussieren, in denen die direkte Verwendung von Erneuerbaren Energien nicht möglich ist, also vorrangig im Industriesektor, z.B. zur Stahlerzeugung.

Kritik an blauem Wasserstoff

Kritik gibt es auch am geplanten Einsatz mit sogenanntem blauen Wasserstoff, der übergangsweise eine Rolle spielen soll. Bei seiner Herstellung wird Erdgas reformiert und das freiwerdende CO₂ aufgefangen, abtransportiert und im Boden gespeichert. „Doch nicht nur die Umweltrisiken sind unzureichend untersucht, auch ist das Verfahren teuer und ökonomisch nicht konkurrenzfähig“, kritisiert der BUND.

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