Biogasanlagen und Windparks erzeugen heute vor allem Strom. Das könnte sich künftig ändern. „Es gibt schon heute viele Anwendungen für Wasserstoff im Energiesektor oder in der Industrie. Für eine nachhaltige Wirtschaft muss er aber ‚grün‘, also aus erneuerbaren Energien hergestellt sein“, sagt Adenike Bettinger vom EUTEC Institut der Fachhochschule Emden-Leer. Bettinger, die zum Thema „Speicherlösungen für erneuerbare Energien“ promoviert, brachte den Zuhörern der Tarmstedter Gespräche am Samstag in Zelthalle 7 sehr anschaulich den Energieträger Wasserstoff näher.
Über die Elektrolyse, also die Spaltung von Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff wird er in Power-to-Gas-Anlagen aus Ökostrom hergestellt, momentan vor allem aus Windenergie. „Denn die Anlagen produzieren häufig Strom zu Zeiten, in denen nicht so viel Strom auf einmal benötigt wird. Daher müssen Windräder in Norddeutschland immer öfter abgeschaltet werden“, erläuterte Dr. Roland Hamelmann vom Transferzentrum Elbe-Weser aus Stade bei der Diskussionsrunde, die der Landesverband Erneuerbare Energien organisiert hatte. Würden sie dagegen bei geringer Stromabnahme weiter produzieren und mit dem Strom Wasserstoff erzeugt, könnte man also die Ausbeute der Parks erhöhen.
Höhere Methanausbeute möglich
Eine andere Anwendung ist die Zugabe in Biogasanlagen. Die Firma Hydrogen Plus GmbH aus Bad Harzburg bietet eine Kleinelektrolyse an, die sich an Biogasanlagen nachrüsten lässt. Der produzierte Wasserstoff wird in den Fermenter injiziert und dort mit CO₂ zu Methan (CH₄) verarbeitet. „Aus 3,5 kWh Strom produzieren wir soviel Methan, um damit über 80 kWh Strom produzieren zu können“, erklärte Geschäftsführer Daniel Lenherr. Die Leistung einer Biogasanlage soll sich damit um 10 bis 20 % erhöhen lassen.
Der Wasserstoff lässt sich aber auch als Brennstoff in Fahrzeugen mit Brennstoffzellen nutzen. „Während Batteriefahrzeuge für die Kurzstrecke infrage kommen, ist der Wasserstoffantrieb für lange Strecken und schwere Lasten eine Lösung“, sagte Hamelmann.
Rahmenbedingungen machen Brennstoff teuer
Noch ist „grüner“ Wasserstoff sehr teuer: Während das fossil hergestellte Gas laut Bettinger ca. 2 bis 4 €/kg kostet, müssen Abnehmer für Wasserstoff aus erneuerbarem Strom 8 bis 9 €/kg zahlen.
In der Diskussionsrunde fragten Zuhörer, ob nicht Methanol oder Ammoniak (NH3) ein besserer Weg für die Wasserstoffnutzung seien. „Beide Stoffe sind toxisch und nicht einfach zu handhaben, hierfür müssten weitere Probleme gelöst werden“, nahm Hamelmann dazu Stellung. Allerdings gäbe es bereits Reedereien, die Methanol als Schiffskraftstoff testeten, ergänzte Bettinger.
Damit sich die Wasserstoffwirtschaft stärker entwickelt, sind neue Rahmenbedingungen erforderlich. Bundesumweltministerin Svenja Schulze hat dazu kürzlich ein Aktionsprogramm „Power-to-Gas“ vorgestellt. „Aber heute gibt es noch kein Entgeltsystem für Energiespeicher. Diese werden immer noch als Letztverbraucher gesehen, für die alle Abgaben und Umlagen anfallen. Das macht Wasserstoff momentan auch teuer“, sagte Bettinger.
von Jens Geveke
...da Biogasanlagen jedoch gezielt Strom produzieren können, ist Wasserstoff zunächst kein Zukunftsmarkt für diese. Denn aus Methan Strom zu machen, um dann daraus wieder Wasserstoff zu gewinnen, macht überhaupt keinen Sinn. Interessant wird es jedoch, wenn das Biogas einspeist wird, ... mehr anzeigen denn das überschüssige CO2 kann dann mit dem Wasserstoff ebenfalls zu Methan werden und zusammen eingespeist werden. Erste Versuchsanlagen dazu laufen auch schon. weniger anzeigen
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von Jens Geveke
Das wäre Irrsinn, wenn es der Strom wäre, der in dem Moment zur Verfügung steht, wenn er zum Beladen des E-Auto gebraucht wird. Dann ist Strom der effektivste Antrieb, denn ein E-Motor hat einen sehr hohen Wirkungsgrad. Haben wir aber gerade zuviel Strom und können es nicht mehr ... mehr anzeigen zwischenspeichern, dann ist Wasserstoff ein interessanter Energieträger. Da Wasserstoff eine sehr geringe Energiedichte ist und überall durchdiffundiert (kleinstes Atom eben), macht es technisch keinen Sinn, ein Wasserstoffnetz zu bauen. Durch die Verbindung mit CO2 wird aus Wasserstoff Methan, also Erdgas. Dafür haben wir einen riesigen Speicher in Deutschland, das Erdgasnetz. Und dann macht es Sinn damit die Fahrzeuge zu betreiben, bei denen der Elektroantrieb an die Grenzen stösst: größere Lieferfahrzeuge, LKW, Langstreckenfahrzeuge usw. Im Brennstoffzellenantrieb selbst sehe ich gar nicht die Zukunft, Wasserstoff umgeformt zu Methan löst alle Probleme, die es beim Wasserstoff gibt und das mit verfügbarer, bezahlbarer Technik. weniger anzeigen
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von Andreas Bahnmüller
Irrsinn - eher nein
man sollte die komplette Kette betrachten: Battereien wiegen viel, brauchen seltene Erden zur Herstellung und die Entsorgung ist auch noch nicht gelöst. Wasserstoff dagegen lässt sich viel einfacher lagern und transportieren als Strom. Wie im Beitrag dargestellt ist er die bessere ... mehr anzeigen Alternative für hihe lasten udn / oder lange Strecken. weniger anzeigen
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von Heinrich-Bernhard Muenzebrock
Irrsinn
Man benötigt Strom um Wasserstoff herzustellen und die Autos damit zu betanken. Dann ist es doch sinnvoller den Strom direkt in die E-Autos zu laden!!!
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