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Wildpflanzen für Biogas: Durchwachsene Erfahrungen in der Praxis

Biogasanlagenbetreiber Andreas Rugen hat im Jahr 2019 auf 10 ha Wildpflanzen der Mischung BG 90 angebaut. Er musste auch Lehrgeld zahlen.

Lesezeit: 3 Minuten

Wildpflanzen können auf leichten Boden in trockenen Jahren einen höheren Trockenmasseertrag liefern als Energiemais. Allerdings gilt es, bei der Bodenvorbereitung und der Aussaat entscheidende Fehler zu vermeiden. Zudem sind die Ausgleichszahlungen im Projekt „Bunte Biomasse“ des Netzwerks „Lebensraum Feldflur“ in Höhe von 250 €/ha nicht kostendeckend. Das zeigen die Erfahrungen von Biogasanlagenbetreiber Andreas Rugen aus Breddorf im Landkreis Rotenburg/Wümme (Niedersachsen). Rugen hatte im Juli 2019 auf 10 ha die Saatgutmischung „Biogas BG 90“ mit mehrjährigen Wildpflanzen ausgesät.

Erfahrungen aus der Praxis

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Dabei hat er folgende Erfahrung gemacht:

  • Die Aussaat in die Stoppeln von Grünschnittroggen hat sich bewährt.
  • Zur Aussaat sollte die Versorgung mit Kali und Schwefel ausreichend hoch sein. Ab dem zweiten Jahr reicht eine Düngung mit Gärrest aus.
  • Die Aussaat auf nacktem Boden gelingt nur, wenn der Boden gut abgesetzt ist.
  • Sämaschinen mit Nockenrädern sind nicht geeignet, da sich das sehr leichte Saatgut schnell entmischt. Bei pneumatischen Sämaschinen sollte der Druck nicht zu hoch sein, weil die Saat sonst verweht.
  • Wichtig bei der Bestelltechnik ist, dass der Boden für die Lichtkeimer nicht bearbeitet wird, das Saatgut sollte optimal auf der Oberfläche angewalzt werden.
  • Ist bei der Behandlung der Vorfrucht ein Totalherbizid nötig, sollte das Mittel geeignet sein. Rugen hat z.B. schlechte Erfahrung mit sulfonamidhaltigen Pflanzenschutzmitteln gemacht: Auf einigen Flächen fehlten ganze Pflanzengruppen der Wildpflanzenmischung.
  • Bei der Ernte hat sich ein Direktschneidwerk anstelle eines Maisgebisses am Häcksler bewährt.

340 € Verlust

Auch zur Wirtschaftlichkeit hat Rugen Zahlen erhoben: Für Saatgut, Bodenbearbeitung, Pflanzenschutz, Aussaat, Düngung und Ernte hat er inklusive Kapitalverzinsung Gesamtkosten von 670 €/Hektar und Jahr bzw. knapp 41 €/t Frischmasse ermittelt, wobei er eine fünfjährige Nutzung der mehrjährigen Mischung voraussetzt. Als Erlös hat er 6 ct/kWh Nawaro-Bonus angesetzt (Rugens Anlage fällt unter das EEG 2004). Nach Laboruntersuchungen kommen die Wildpflanzen auf einen Methanertrag von 1900 m3/ha und Jahr.

Insgesamt kommt er damit auf einen Erlös von 1100 €. Abzüglich der Kosten verbleibt ein Deckungsbeitrag von etwa 458 €. „Wenn ich die bei uns üblichen durchschnittlichen Pachtkosten von 800 €/ha ansetze, ist der Anbau selbst ohne Lohnkostenansatz defizitär“, rechnet er vor. Der Verlust von 342 € wird auch nicht durch den von dem Netzwerk Lebensraum Feldflur bzw. der Deutschen Wildtierstiftung gezahlten Bonus von 250 €/ha ausgeglichen.

Alternative für Grenzertragsstandorte

Was Rugen jedoch positiv sieht: Die Kosten der Blühmischung sind insgesamt geringer als beim Mais. „Und beim Mais haben wir auf der Fläche mit leichtem Boden mit 7 Bodenpunkten, auf dem jetzt die Wildpflanzen stehen, in den letzten Jahren erhebliche Ertragsschwankungen von 6,8 bis 13 t TM/ha erlebt, je nach Niederschlag“, berichtet er. Zudem hat er die Befürchtung, dass die zulässige Düngermenge in den „roten Gebieten“, zu denen seine Flächen auch gehören, im Mais künftig nicht ausreichen könnte. In dem Fall würden die Pflanzen den Boden nicht schnell genug beschatten, sodass es im Sommer erhebliche Wasserverluste durch Verdunstung geben könnte – eine Kettenreaktion. Zudem wirken Bodenherbizide bei Wassermangel nicht oder nur sehr eingeschränkt. Rugen hatte beispielsweise erhebliche Probleme mit der Hirse in den Maisbeständen. Dieser negative Effekt sei mit den mehrjährigen Wildpflanzenstauden nicht zu erwarten. Sein Fazit: „Auf Grenzertragsstandorten sind die Wildpflanzen auf jeden Fall eine Alternative zu Mais, weil mit ihnen ein kontinuierlicher Ertrag möglich ist.“

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