Ein Kommentar von Katja Stückemann, Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben:
Wald ist Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten, sorgt für sauberes Trinkwasser und ist ein wichtiger Klimaschützer. Außerdem ist unser Wald ein großer Wirtschaftsfaktor: Forst- und Holzwirtschaft liefern den Rohstoff Holz direkt aus der Region und bieten deutschlandweit rund 1,1 Mio. Menschen Arbeit.
Windenergie als Einnahmekompensation nach Dürrejahren
Doch nach den Dürrejahren 2018 bis 2020 hat sich eine Menge geändert: Allein in NRW gelten nun 115.000 ha als Schadflächen, auf denen die Bestände überwiegend komplett ausgefallen sind. Eine Katastrophe für die Natur, für Erholungssuchende und nicht zuletzt für die betroffenen Waldbauern. Letztere versuchen nun, die Kalamitätsflächen so schnell es geht wieder aufzuforsten.
Ein Gedanke kommt dabei immer häufiger auf: Wäre es nicht sinnvoll, auch im Wald Windenergieanlagen zu bauen? Um klimafreundliche Energie zu erzeugen und natürlich auch, um Geld zu verdienen und fehlende Einnahmen aus dem Holzverkauf zu kompensieren?
In der Vergangenheit haben viele Menschen und politische Parteien den Bau von Windenergieanlagen im Wald vehement abgelehnt. In Nordrhein-Westfalen wurden in der Folge jahrelang so gut wie keine Anlagen mehr im Wald gebaut. Bis vor kurzem lehnten die Regierungsparteien CDU und FDP dies rigoros ab. Nun betonen sie, dass Kalamitätsflächen für die Windenergie frei gegeben seien. Aber ist das richtig? Welche Vorteile, aber auch welche Gefahren können Windenergieanlagen im Wald mit sich bringen?
Klimaschutz durch Windenergie
In der Gemeinde Möhnesee planen Waldbauern den Bau von fünf Anlagen, die jährlich rund 80 Mio. kWh Strom erzeugen sollen. Das ist doppelt so viel, wie ihre Heimatgemeinde benötigt. Auf der anderen Seite aber berichtet ein Wissenschaftler davon, dass Vögel mit den Rotorblättern kollidieren oder Fledermäuse durch den Unterdruck, den diese erzeugen, verenden.
Wald ist etwas Besonderes. Es ist wichtig, dass wir ihn erhalten und dort, wo uns das aktuell nicht gelungen ist, schnell wieder aufforsten. Zum Erhalt unseres Waldes gehört es aber auch das Klima zu schützen. Dabei kommt der Windenergie eine große Bedeutung zu.
Standortwahl schwierig
Doch wo sollen die Anlagen stehen? Siedlungs-, Verkehrs- und Wasserflächen scheiden aus. Acker- und Grünlandflächen sind dagegen potenzielle Standorte. Aber auch sie sind nicht immer geeignet, weil Häuser zu nah stehen, Flugplätze oder Richtfunkstrecken der Bundeswehr stören oder einfach nicht genug Wind weht. Mit anderen Worten: Wollen wir einen zügigen und ausreichenden Ausbau der Windenergie erreichen, können wir gar nicht auf Waldstandorte verzichten. Was bietet sich da besser an als Wirtschaftswälder zu nutzen oder Kalamitätsflächen, auf denen zumindest zeitweise kein Baum steht?