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„Wir brauchen Spielregeln für die Agrophotovoltaik“

Maximilian Trommsdorff vom Fraunhofer Institut für Solare Energie Systeme erläutert, wie eine Norm für Agrophotovoltaik der Landwirtschaft helfen kann und woran die Wissenschaft aktuell arbeitet.

Lesezeit: 4 Minuten

Herr Trommsdorff, Sie arbeiten gerade an einer Norm für die Agrophotovoltaik. Was ist das Ziel?

Trommsdorff: In erster Linie wollen wir mit der geplanten Vornorm definieren, was Agrophotovoltaik überhaupt ist. Aktuell gibt es dafür keinen rechtlichen Rahmen. Das wäre wichtig, damit Landwirte für die überbauten Flächen weiterhin die EU-Beihilfe nach der Direktzahlungsdurchführungsverordnung erhalten. Die Norm soll helfen, die Agrophotovoltaik ganz klar abzugrenzen von herkömmlichen Solarparks.

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Wie soll eine Norm dabei helfen?

Trommsdorff: Wir wollen damit Mitnahmeeffekte bei der Beihilfe verhindern. Diese könnten dazu beitragen, die gesamte Agrophotovoltaik (APV) in Misskredit zu bringen, wie es aktuell in Frankreich geschehen ist. Da haben Landwirte eine spezielle Förderung für den Solarstrom von APV-Anlagen erhalten. In einigen Fällen haben sie Gewächshäuser mit Solardächern gebaut, in denen aber kein Gemüse wuchs. Entsprechend verbrannt ist das Thema in der Politik.

Ist neben der EU-Direktzahlung eine höhere Förderung des Stroms nötig?

Trommsdorff: Auf jeden Fall. Wir halten eine Einspeisevergütung von 7 bis 9 ct/kWh für sinnvoll. Zwar sorgt die Doppelnutzung der Fläche über den Verkauf der landwirtschaftlichen Produkte und den Stromverkauf für einen höheren Erlös insgesamt. Aber der Landwirt hat auch einen höheren Aufwand bei der Bewirtschaftung, weil ja Modulgestelle auf dem Acker stehen. Zudem haben wir bei der APV höhere Kosten für Planung, Genehmigung oder der Unterkonstruktion. Wir könnten uns vorstellen, die Förderung mit einem Anreiz zur Innovation zu verbinden, der auch kontrolliert wird. So würden Fehler wie in Frankreich verhindert.

Bei welchen Fruchtarten wird sich die Technik eher durchsetzen?

Trommsdorff: Wir gehen davon aus, dass das auch wegen der höheren Kosten eher Kulturen mit einem hohen Deckungsbeitrag sein werden wie z.B. Beeren oder Gemüse. Aber auch im Weinbau sind Anwendungen denkbar. Wir sehen zudem Chancen in Kulturen, bei denen ohnehin schon gewisse Unterkonstruktionen nötig sind wie bei den Gestellen im Hopfenanbau oder bei Hagel- und Vogelschutznetzen im Obstbau. Diese könnte man mit Modulreihen über den Pflanzen kombinieren. Konventionelle Kulturen wie Mais, Getreide oder Raps können nur schwer konkurrieren, nicht nur wegen der geringeren Erlöse, sondern auch, weil die Module wegen der Erntemaschinen sehr hoch aufgeständert sein müssten.

Wie bewerten Sie in diesem Zusammenhang senkrecht aufgestellte Modulreihen auf Grünland?

Trommsdorff: Das ist eine sehr kostengünstige Variante der Agrophotovoltaik, mit der sich Strom auch für 5 bis 6 ct/kWh erzeugen lässt. Daher ist hierfür nur eine geringe Förderung nötig. Allerdings erscheint diese Form der Stromerzeugung primär auf Grünland sinnvoll und ersetzt die Agro-PV auf Ackerland nicht.

Wie die Versuchsanlage am Standort Heggelbach am Bodensee zeigt, gibt es noch Hürden bei der Genehmigung. Ist hier Abhilfe in Sicht?

Trommsdorff: Auch dabei soll unsere Norm helfen, um die Technik rechtlich besser einordnen zu können und einen Wildwuchs bei den Anlagen zu verhindern. Wenn APV-Systeme nachweislich einen signifikanten Schutz für den landwirtschaftlichen Anbau bieten, wäre das ein starkes Argument, um sie genauso zu behandeln wie andere Stütz- oder Schutzkon-struktionen. Das würde Genehmigungsverfahren für APV-Systeme deutlich vereinfachen.

Ein kleiner Blick in die Zukunft: Woran arbeitet die Forschung bei APV gerade?

Trommsdorff: Mit unserem interdisziplinären Team mit jetzt 16 Mitarbeitern arbeiten wir schwerpunktmäßig an möglichen Synergieeffekten zwischen der Agrar- und der Solarstromproduktion. Aber auch Fragen zum rechtlichen Rahmen von APV und der gesellschaftlichen Akzeptanz gehören zu unserem Alltag. In konkreten Projekten beschäftigen wir uns mit nachgeführten Modulen, bei denen wir eine spezielle Steuerung entwickeln. Sie soll die Module so ausrichten, dass sie die Pflanzen optimal beschatten. Dann untersuchen wir, inwiefern sich Agrophotovoltaik zum Hagelschutz im Apfelanbau eignet oder wie wir die Module im Weinbau optimal einsetzen können. In weiteren Projekten suchen wir nach Lösungen, um Regenwasser mithilfe der Module aufzufangen und zur Bewässerung einzusetzen sowie eine autonome Feldbearbeitung in die Unterkonstruktion des APV-Systems zu integrieren.

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