In Nordrhein-Westfalen wird der Protest gegen die von der Landesregierung geplanten Einschränkungen der Windenergie lauter. 61 Unternehmen aus allen Bereichen der Wertschöpfungskette rund um die Windenergie warnen in einem offenen Brief an die Landesregierung vor den Folgen weitreichender Restriktionen. So seien über eine Milliarde Euro jährlicher Investitionen am Wirtschaftsstandort NRW sowie ein Teil der gut 18.500 Arbeitsplätze in Gefahr.
Die protestierenden Unternehmen aus dem ganzen Land fordern von der Landesregierung, die Windenergie als eine zentrale Säule der Energiewende anzuerkennen und die aktuell anvisierte Abstandsregelung von 1.500 Metern sowie das weitreichende Waldverbot zu überdenken. Unter den Protestierenden sind Projektierer, Bürgergesellschaften, Hersteller von Windenergieanlagen sowie weitere mittelständische Unternehmen, aber auch Größen der Windbranche sowie der Zuliefer- und Bauindustrie mit bundesweiter und internationaler Bedeutung.
Der Landesverband Erneuerbare Energien NRW (LEE NRW) unterstützt die Forderungen und mahnt angesichts der industriellen und wirtschaftlichen Bedeutung der Windenergie vor Strukturbrüchen: „Viele Unternehmen haben sich im Vertrauen auf Verlässlichkeit längst auf die Energiewende eingestellt. Das stellt die Landesregierung jetzt in Frage. Arbeitsplätze und Investitionen in Milliardenhöhe stehen damit auf der Kippe“, sagt Reiner Priggen, Vorsitzender des LEE NRW.
Der LEE befürchtet, dass mit einer pauschale Abstandsregelung von 1.500 Metern, wie sie CDU und FDP im Koalitionsvertrag vereinbart haben, über 90 Prozent der bisher für die Windenergie vorgesehenen Flächen wegfallen.
Mit der Erklärung der 61 Unternehmen wächst die Front gegen das geplante Windenergie-Aus in Nordrhein-Westfalen. Zuletzt haben Mitte August 16 große Stadtwerke und Kommunalversorger in einem Brief an Laschet und Pinkwart vor den Regierungsplänen gewarnt. Nach der Umstellung auf die Energiewende und Erneuerbare Energien befürchten die Stadtwerke ein Wegbrechen dieses Geschäftsfeldes.
Der Energieversorger Thüga befürchtet, dass die Entwicklung nach der Bundestagswahl Schule machen könnte. „Die Pläne von CDU und FDP werden den Windausbau in Nordrhein-Westfalen zum Erliegen bringen. Bundesweit hätte das starke negative Folgen, vor allem für kommunale Windprojekte“, warnt Michael Riechel, Vorstandsvorsitzender der Thüga Aktiengesellschaft.
Laut Presseberichten hat NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) eingeräumt, dass die Pläne den Ausbau der Windkraft bremsen werden. Bislang habe NRW fast ausschließlich auf die Windkraft gesetzt. Pinkwart halte das für ungünstig. So seien etwa die Potenziale der Solarenergie nicht ansatzweise ausgeschöpft. Es gehe angesichts von Bürgerprotesten auch darum, die Akzeptanz für die Windenergie zu erhalten.
Allein mit den schon erteilten Genehmigungen und den Ersatz alter durch moderne Anlagen werde sich absehbar die Windenergie-Produktion in NRW mehr als verdoppeln.