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Wissenschaftler kritisieren Holzenergie als klimaschädlich

Mit einem „Politikpapier“ sprechen sich sechs Angehörige von „Scientists4Future“ gegen die Holzverbrennung aus. Der Fachverband Holzenergie sieht dabei „Zusammenhänge verdreht“.

Lesezeit: 5 Minuten

Knapp, teuer und unerwartet klimaschädlich: So betitelten sechs Wissenschaftler der Gruppe „Scientists4Future“ ein neues Politikpapier zum Thema „Heizen mit Holz“. Die Kernthesen in dem Papier:

  • In Deutschland mehr Holz als Brennstoff zu produzieren, ist kaum vorstellbar. Wissenschaftlicher Konsens ist dem Papier nach, dass mit einer relevanten Steigerung der Produktion von Scheitholz, Pellets oder Hackschnitzeln nicht gerechnet werden kann, ohne massive Eingriffe in Landschaft und Landwirtschaft zu benötigen.
  • Der Klimawandel senkt die Produktivität der Wälder. Durch zunehmende Trockenheit in der Vegetationsperiode und den damit verbundenen Folgen, wie absterbende Bäume, Insektenbefall (Borkenkäfer) oder Stürme und Waldbrände wird der Wald stark verändert. Seit 2019 wird erheblich mehr Schadholz eingeschlagen. Welche Baumarten zukünftig gute Erträge liefern können, ist unklar.

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„Holz aus Kahlschlag“

  • Zahlreiche Staaten schauen sich gegenwärtig nach klimafreundlichen Energierohstoffen um, um damit fossile Energieträger wie Kohle, Gas und Öl zu ersetzen. „Das führt schon heute dazu, dass Holz und Pellets nicht in nachhaltiger Forstwirtschaft produziert werden, sondern für unseren Brennstoffbedarf Wälder und andere Ökosysteme im Kahlschlag abgeerntet werden“, schreiben die Autoren. Die Hoffnung auf den Import großer Mengen an preiswerten und zugleich ökologisch verträglichen Energieholz ist nicht realistisch.
  • Vieles deutet darauf hin, dass der Preis für Energieholz dem Preis für andere Energieträger folgt und deutlich steigen wird. Holz ist eine der wenigen grundsätzlich nachhaltig produzierbaren Energieträger, der leicht transportiert werden kann; daher wird sich ein teilweise internationaler Wettbewerb zahlungskräftiger Kunden entwickeln.
  • Die Verbrennung von Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft ist einigermaßen klimafreundlich. Die Verbrennung von Holz aus Kahlschlag ist dagegen sogar noch klimaschädlicher als die Verbrennung fossiler Energieträger.
  • Auf der Suche nach Lösungen für die Klimakrise wird Holz mit vermeintlich gutem Gewissen in Öfen verfeuert, aber häufig deutlich mehr als nötig. Jedes zweite Scheit, welches in den Ofen wandert, ersetzt keine fossilen Energieträger, sondern macht die Wohnung gemütlich extra warm. Das scheinbar klimafreundliche Holz ermutigt die Menschen dazu, mit gutem Gewissen mehr zu Heizen als nötig ist.„Wir möchten damit alle Lokalpolitiker und alle Wohnungsbesitzenden warnen, sich auf die Zukunftsperspektive von leicht verfügbarem und billigem Holz zu verlassen. Seien sie kritisch und stellen sie sicher, dass Sie nur das Holz verplanen, das regional sicher und dauerhaft zur Verfügung steht. Reden Sie ggf. mit Ihren Forstämtern“, fordern die sechs Autoren auf.

Von Umweltbundesamt finanziert

Im Impressum des Politikpapiers wird der Finanzgeber deutlich: „Dieses Projekt wurde unter dem Förderkennzeichen: 372223V284 gefördert durch das Umweltbundesamt (UBA) und das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz“. Das Amt hatte sich selbst schon häufiger gegen den Einsatz von Holz zur Wärmeerzeugung geäußert.

Die Policy Paper-Reihe des UBA zur Wärmewende soll laut Impressum "knapp und evidenzbasiert relevante Fakten mit Bedeutung" für die Wärmewende darstellen. Auffällig ist, dass die sechs Autoren alle keinen forstwirtschaftlichen Hintergrund haben.

Verdrehung von Zusammenhängen

„Es ist sehr bedauerlich, dass das Policy-Paper die Grundprinzipien der nachhaltigen und multifunktionalen Forstwirtschaft in Deutschland nicht zu kennen scheint und offensichtlich fachfremd und ohne die Einbindung führender deutscher Forstwissenschaftler erstellt wurde“, kritisiert Gerolf Bücheler, Geschäftsführer des Fachverbands Holzenergie. Er begrüßt, dass die Wärmewende öffentlich stärker ins Bewusstsein rückt, da Deutschland mehr als die Hälfte des Endenergieverbrauchs für Prozess-, Industrie- und Raumwärme aufwendet. „Wir werden beim Klimaschutz nur erfolgreich sein, wenn wir die Wärmewende zügig meistern. Wärme aus Holz stellt mit 77 % den Löwenanteil der erneuerbaren Wärme bereit“, erklärt er.

Das Ziel der Bundesregierung von 50 % erneuerbarer Wärme in 2030 stelle eine knappe Verdreifachung zum Status quo dar und werde ohne Holzenergie - beispielsweise in Wärmenetzen, Prozess- und Industrieanwendungen oder effizienten, modernen Einzelraumfeuerungen – nicht zu erreichen sein. „Der Verweis auf nicht-nachhaltige Holznutzung aus Kahlschlägen in Drittländern mag zwar plakativ sein, ist aber irreführend, da er weder der deutschen Forstpraxis noch der Energieholznutzung in Deutschland, die zu mehr als 98% aus dem Inland gedeckt wird, entspricht“, sagt er.

Vor allem Restholz genutzt

Zudem verkenne das Papier, dass für die energetische Nutzung aufgrund der relativen Kostensituation die stofflich nicht verwertbaren Holzsortimente wie z.B. Landschaftspflegematerial, Durchforstungsholz, Waldresthölzer oder Rest- und Abfallstoffe aus z.B. der holzverarbeitenden Industrie genutzt würden. Für den Klimaschutz sind einseitig verkürzte Darstellungen und die Verdrehung von Zusammenhängen kontraproduktiv und fehl am Platz – besonders, wenn der Anspruch der Wissenschaftlichkeit erhoben wird.“ Bücheler appelliert: „Als Klimaschützer sollten wir alle an einem Strang ziehen, um endlich fossile Energieabhängigkeiten zu beenden und möglichst schnell ein komplett erneuerbares Energiesystem aufzubauen. Angesichts der Größe der Herausforderung, spätestens in 23 Jahren klimaneutral zu sein, ist klar, dass wir alle nachhaltigen erneuerbaren Energielösungen benötigen – und Holz spielt für die Wärmewende eine entscheidende Rolle.“

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