Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Sonstiges

Stilllegung 2024 Agrardiesel-Debatte Bürokratieabbau

topplus Aus dem Heft

Für jeden Typ das beste Futter

Lesezeit: 7 Minuten

Wie viel Potenzial steckt in der tierindividuellen Fütterung von Aufzuchtferkeln und Mastschweinen? Ein Verbundprojekt soll Klarheit bringen.

Egal ob im Deckzentrum, Warte- oder Abferkelstall: Sauen werden in der Regel einzeltierbezogen gefüttert. Wichtigstes Ziel der individuellen Futtervorlage ist es, die Sauen während der Trächtigkeit optimal in Kondition zu bringen und in den drei bis vier Wochen der Laktation in Topform zu halten. Entscheidend ist dabei, dass die Sauen nicht zu stark absäugen.

Das Wichtigste zum Thema Schwein mittwochs per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Künftig typbezogen füttern?

Die Einzeltierfütterung wäre auch in der Ferkelaufzucht, insbesondere aber in der Mast, von Vorteil. Denn passt man das Futter immer unmittelbar an den individuellen Bedarf an, sinken nicht nur die N-Ausscheidungen, sondern auch die NH3-Emissionen.

In der Praxis lässt sich die tierindividuelle Fütterung bei Gruppenhaltung jedoch viel schwieriger umsetzen als bei den Sauen. Weil die Schweine in Gruppen fressen, können einzeltierbezogene Merkmale wie die Futteraufnahmekapazität und der Typ (frohwüchsig oder nicht, mager oder fett) bei der Futterzuteilung nicht berücksichtigt werden. Auf vielen Höfen wird deshalb immer nur ein Teil der Tiere optimal versorgt, da sich alle Schweine einer Altersgruppe mit einer Durchschnittsmahlzeit begnügen müssen. Dabei zeigt sich:

  • Die zu gut versorgten Schweine verfetten schnell. Besonders Tiere mit hoher Futteraufnahmekapazität sind kaum zu bremsen, sie setzen schnell Fett an und nutzen daher die angebotenen Nährstoffe nicht optimal für ihr Wachstum. Das liegt u.a. daran, weil die Futterzusammensetzung weder die Höhe der tatsächlichen Futteraufnahme noch die Unterschiede im Zuwachs (u.a. Proteinbedarf) optimal berücksichtigt.
  • Tiere mit einer niedrigen Futteraufnahme wachsen im ungünstigsten Fall langsamer oder erreichen schlechtere Ergebnisse bei der Schlachtkörperklassifizierung. Das kann unter anderem daran liegen, dass den Tieren Energie fehlt und/oder der Proteingehalt der Ration nicht passt.

Die Durchschnittsfütterung führt dazu, dass die Nährstoffausscheidungen im Verhältnis zu dem, was an Zuwachs produziert wird höher ausfallen als sie müssten, weil insbesondere die „schlechten Futterverwerter“ die Ration nicht optimal verdauen.

Wie hoch die daraus resultierenden Nährstoffausscheidungen sein können, zeigt das folgende Beispiel: Ein Mastschwein verbraucht während der Mast bei nährstoffangepasster Fütterung und 90 kg Zuwachs im Schnitt 250 kg Alleinfutter. Laut aktuellem DLG-Leitfaden nimmt das Tier in dieser Zeit etwa 6 kg reinen Stickstoff auf. Davon werden nur rund 2,3 kg in Körpermasse überführt, die restlichen gut 60% werden über Kot und Harn ausgeschieden. Würde man die Fütterung stärker an den Tiertyp anpassen, wäre es selbst bei stark N-/P-reduzierter Fütterung möglich, weitere Einsparungen zu erreichen.

Einzeltiere wie klassifizieren?

Das Beispiel macht deutlich, wie wichtig es ist, die Nährstoffzufuhr stärker auf den Bedarf des Einzeltieres abzustimmen. Genau hier setzt das Projekt „ReSafe-Pig“ an. Das Kooperationsprojekt wurde von der Tierärztlichen Hochschule in Hannover, der Universität Bonn und der Firma Hölscher + Leuschner ins Leben gerufen und wird von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt gefördert. Kernziel des mehrjährigen Forschungsvorhabens ist es, zu überprüfen, welches Potenzial besteht, wenn die Schweine individuell und typbetont gefüttert werden.

Tiertypen wie sortieren?

Bislang scheitert die Einzeltierfütterung in der Ferkelaufzucht und Mast noch an technischen Voraussetzungen bzw. zu hohen Kosten. So ist und bleibt das vollautomatische Erfassen und Sortieren von Einzeltieren aus einer Lieferpartie technisch anspruchsvoll. Ebenso fehlen bislang Lösungen, wie man tagesaktuelle Daten zur Futteraufnahme sowie zum Ansatzverhalten bei Fett und Muskulatur überhaupt generieren und daraus eine optimale Mischfutterrezeptur für möglichst viele Tiere einer Gruppe erstellen kann.

Um das Ziel einer auf das Einzeltier abgestimmten Fütterung zu erreichen, müssen darüber hinaus folgende Fragen beantwortet werden:

  • Wie kommt man zu einer realistischen Einschätzung, wie sich die Tiere einer Gruppe im Hinblick auf die Futteraufnahme und ihres Potenzials zum Protein- und Fettansatz unterscheiden?
  • Wie kann man unterschiedliche Typen einfach und effizient automatisch erkennen und in entsprechende Futtergruppen aufteilen?
  • Inwieweit ist es technisch möglich, dass das Fütterungssystem die Ration auf Basis der automatisch erfassten Daten selbstständig anpasst, indem es z.B. die Ration bei Bedarf verdünnt?
  • Kann die Fütterungsanlage automatisch bestimmte Komponenten, zum Beispiel faserreiche Futtermittel, zudosieren, wenn die Futteraufnahme bei Typen mit hoher Futteraufnahmekapazität gebremst werden muss?

Im Rahmen des ReSafe-Pig-Projektes wurden die Körper von Mastschweinen zunächst im Versuchsansatz mittels Ultraschallscan erfasst. Gemessen wurde die Dicke der Fettgewebe- und Muskelschichten in Höhe der letzten Rippe. Im nächsten Schritt werden die Tierkörper mithilfe der in der optiSort-Sortierschleuse eingebauten 3D-Kameratechnik automatisch vermessen und optisch erfasst. Das geschieht derzeit in einem Praxisbetrieb, die Technik steht in einer Mastbucht mit 330 Tieren (siehe Übersicht Seite S8). Aus den Bildern können am Ende die Körperoberfläche im 3D-Modell sowie die Fettgewebe- und Muskelschichten dargestellt werden.

Verfettung früh zu erkennen

Die bisher vorliegenden Ergebnisse des Projektes zeigen, dass sich eine drohende Verfettung von Schweinen gegen Mastende schon relativ früh und sicher bei 50 bis 60 kg Lebendgewicht erkennen lässt. Künftig könnte hier die automatische 3D-Kameratechnik helfen.

Daraus ergibt sich theoretisch die Möglichkeit, Mastschweine künftig typangepasst zu füttern und dem unterschiedlichen Wachstum durch gezielte Fütterungsmaßnahmen entgegenzuwirken. Sollte das wider Erwarten nicht funktionieren, könnte zumindest die Rezepturgestaltung besser an das Potenzial der Schweine angepasst werden. Dadurch ließen sich Futterkosten von 3 bis 6 € einsparen und der Nährstoffbedarf weiter senken. Auf der Grundlage der ersten Erfahrungen werden die Tiere für die anstehenden Fütterungsversuche in vier Gruppen eingeteilt:

  • Gruppe A: hoher Muskel- und niedriger Fettanteil
  • Gruppe B: hoher Muskel- und Fettanteil
  • Gruppe C: niedriger Muskel- und Fettanteil
  • Gruppe D: niedriger Muskel- und hoher Fettanteil

Bei der Einteilung wurde unterstellt, dass die Tiere in den Gruppen A und B frohwüchsig und schwer sind, die Schweine in den Gruppen C und D langsamer wachsen und leichter sind.

Effizient füttern – aber wie?

In den bisherigen Untersuchungen zeigte sich auch, dass eine Einteilung der Schweine rein nach Gewicht oder Geschlecht nicht ausreicht, um maximal ressourceneffizient zu füttern. Zwar waren die weiblichen Mastschweine insgesamt nährstoffeffizienter, aber auch unter diesen Schweinen gab es Tiere mit einem überproportional deutlichen Hang zum Fettansatz. Eine zweidimensionale Einteilung nach Gewicht und Typ (fett/mager) scheint daher sinnvoller zu sein.

Das bestätigte sich in einem ersten Fütterungsversuch. Hier verbrauchten Tiere ab 52 kg Lebendgewicht vom Typ „mager“ zwischen 2,72 kg (leichte Schweine) und 2,74 kg Futter (schwere Tiere) pro kg Zuwachs. Die „fetten“ Tiere hingegen benötigten zwischen 3,0 kg (schwere Tiere) und 3,66 kg Futter (leichte Schweine) je kg Zuwachs.

Vermarktung

Nach Typ verkaufen?

Die vielversprechenden Ergebnisse der bisherigen Projektphase sollten Anlass für weitere Untersuchungen sein. Unter anderem muss überprüft werden, ob Tiere mit einer hohen Futteraufnahmekapazität und geringen Zunahmen überhaupt noch bis zum heute gängigen Mastendgewicht gemästet werden sollten. Die Messergebnisse deuten darauf hin, dass diese Tiere vielleicht auch schon deutlich früher ein schön marmoriertes Fleisch aufweisen. Bei früherer Schlachtung hätten sie in jedem Fall aber einen günstigeren CO2-Footprint.

Schlachtgewichte, die sich am Typ orientieren, sind für die Vermarktung sicherlich noch eine Herausforderung. Aus Sicht der Landwirtschaft und Ressoureneneffizienz aber sicherlich empfehlens- und wünschenswert.

Ebenso denkbar wäre es, die Mastphase wieder in Vor- und Endmast zu unterteilen. Das könnte z.B. Sinn machen, wenn die Platzvorgaben aufgrund von Labelproduktion in der Endmast deutlich steigen oder die Baukosten noch weiter anziehen. In diesem Fall würden die Tiere nach einigen Wochen umgestallt, nach Typ eingestuft und entsprechend typangepasst gefüttert.

Ferkelaufzucht

Gesund füttern

Auch in der Ferkelaufzucht wäre ein Fütterungsregime, das sich an der Futteraufnahme des Ferkels orientiert, vielversprechend. Anders als in der Mast sollte der Fokus hier aber eher auf der Vorsorge von Durchfallerkrankungen liegen. Die Fütterungstechnik und Fütterungskonzepte müssten so angepasst werden, dass fütterungsbedingte Magen-Darm-Erkrankungen vermieden werden.

Ihr Kontakt zur Redaktion: marcus.arden@topagrar.com

top agrar besser machen. Gemeinsam
Sie sind Schweinehalter oder lesen regelmäßig den top agrar Schweine-Teil und/oder die SUS? Dann nehmen Sie an einem kurzen Nutzerinterview teil.

Die Redaktion empfiehlt

top + Letzte Chance: Nur noch bis zum 01.04.24

3 Monate top agrar Digital + 2 Wintermützen GRATIS

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.