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Beispielrechnung: Deshalb lohnt sich ein Mobilstall für Legehennen derzeit nicht

Sind die goldenen Zeiten der Mobilstallhaltung vorbei? Unsere Beispielrechnung zeigt: Zumindest müssen Mobilstallhalter ganz genau rechnen und wenn möglich, den Eierpreis anziehen.

Lesezeit: 6 Minuten

Pro Ei 35 Cent – da sollte man meinen, wirtschaftlich produzieren zu können. Doch deutsche Legehennenhalter stehen unter enormem Kostendruck. Das gilt auch für Landwirte, die einen Mobilstall für Legehennen betreiben. Mit 35 Cent Erlös für ein Ei ist die mobile Legehennenhaltung aktuell nämlich kaum mehr kostendeckend zu bestreiten.

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Dieser Text ist Teil unserer Reihe Potenzialcheck Agrarmärkte. Der Potenzialcheck Legehennen umfasst mehrere Beiträge:

Der Eier-Markt im Überblick

Mobilstall-Haltung: Dier Eier-Preise müssen rauf

Freilandhaltung in der Kostenfalle

Abgesehen davon, dass die Preise für Junghennen, Futter und Stallplatz in der mobilen Haltung aufgrund der kleinen Einheiten ohnehin hoch sind, sind sie durch Corona und die Folgen des Ukraine-Krieges explodiert. Die goldenen Zeiten scheinen vorerst vorüber, wie die Beispielrechnung unserer Expertin zeigt:

Vorgerechnet

Ein Betrieb hat sich 2020 einen handelsüblichen Mobilstall für bis zu 340 Legehennen (nach TierSchNutzV) zugelegt. Der Neupreis betrug brutto 49 800 €. Der Stall verfügt über eine automatische Tränke und Fütterung, eine halbautomatische Nestsperre und hydraulisch angetriebene Kratzböden.

Die Gesamtkosten lagen samt mobilem Hühnerzaun und Verkaufseinrichtung bei 51 800 €. Somit kostete der Stallplatz 123 € netto (146 € brutto). Abschreibung für Abnutzung, Reparaturen und Zinsen belaufen sich auf 20,31 € je Hennenplatz und Jahr (siehe Übersicht 1).

Der Betrieb konnte konventionelle Junghennen für 11,50 €/Tier beziehen. Der Betriebsleiter will die Hennen 14 Monate halten. Unter Berücksich­tigung von 15 Tagen Serviceperiode schafft er 0,83 Durchgänge im Jahr, ­sodass sich die Kosten für eine Junghenne je Jahr auf 9,52 € belaufen. In der mobilen Legehennenhaltung müssen Landwirte die Kosten je Junghenne etwa 10 bis 20 % höher ansetzen als in der konventionellen Freilandhaltung, da die Abnahmemengen geringer und der damit verbundene Arbeitsaufwand je Tier (Impfungen, Verladen etc.) höher ist.

Bei der Legehennenhaltung im Mobilstall können die Verluste innerhalb der Herde sehr stark streuen. Pauschal kann von Verlustraten zwischen 5 bis 15 % ausgegangen werden. In dieser Beispielrechnung liegen die Verluste bei 12 %. In der Kalkulation der Wirtschaftlichkeit rechnet man daher mit einer Gruppengröße von 320 sogenannter „Durchschnittshennen“. Pro Jahr legt jede Durchschnittshenne 277 Eier.

Futterkosten größter Posten

Auch die Kosten für Futtermittel fallen in der mobilen Legehennenhaltung höher aus, da die Abnahmemengen gering sind. Mobilstallhalter sind gut beraten, sich Lagerplatz für 3 t Futter zu schaffen. Das ist jedoch nur dann ratsam, wenn der Landwirt sicherstellen kann, dass er das Futter in weniger als drei Monaten verbraucht. Bei einem Futterverbrauch von 130 g je Tier und Tag und Futterkosten von 49 €/dt ergeben sich Futterkosten von gut 22 € je Durchschnittshenne und Jahr.

Die Kosten für Junghenne und Futter machen mit gut 31 € rund 88 % der variablen Kosten aus. Weitere Kosten fallen für Energie, Wasser, Einstreu, für die tierärztliche Betreuung des Bestandes, Reinigung und Desinfektion sowie den Beiträgen zur Tierseuchenkasse an. Hinzukommen Kosten für Vermarktung und Verpackung. Diese belaufen sich hier auf 5,51 € je Hennenplatz und Jahr.

Nicht zu knapp entlohnen!

Achtung! Die Betriebszweigauswertung in der mobilen Legehennenhaltung sollte unter keinen Umständen über den Lohnanspruch schön gerechnet werden. Mobilstallsysteme sind arbeits- und zeitintensiv. Die zu erledigenden Arbeiten können Betreiber dabei nur auf die geringe Anzahl von Hennenplätzen umlegen. Rüstzeiten, wie eigene Biosicherheit oder An- und Abfahrten sind jedoch nahezu identisch mit großen Freilandställen.

Hinzu kommt ein erhöhter Aufwand für das Weide- und Auslaufmanagement, die Futter- und Wasserversorgung und den Vermarktungsaufwand der Eier und Althennen. Mobilstallbetreiber müssen bei einer Stallgröße von 340 Hennenplätzen mit einem Arbeitsaufwand von rund 680 Stunden je Durchgang rechnen. Die tatsächliche Arbeitszeit richtet sich stark nach dem gewählten Vermarktungsweg des Betriebes. Auch beim Lohnansatz sollten Mobilstallbetreiber realistisch sein – 20 €/h sind dabei nicht zu hoch ge­griffen.

Mobilstallhaltungen zeichnen sich dadurch aus, dass sie den Standort regelmäßig wechseln. Rein rechtlich müssen in der Freilandhaltung 4 m² je Legehenne zur Verfügung gestellt werden. Es gibt jedoch die Möglichkeit, den Auslauf im Wechselweidensystem auf 2,5 m² zu begrenzen, wenn insgesamt mindestens 10 m² je Legehenne zur Verfügung stehen. Bei einer Pacht von 800 €/ha müssen Landwirte mit einem Pachtansatz von 80 ct pro Hennenplatz rechnen.

Die Gesamtkosten belaufen sich auf 91,10 € je Hennenplatz und Jahr oder 0,35 € je gelegtem Ei. Diese Kosten müssen Landwirte durch Erlöse aus Eiern und dem Verkauf der Suppenhennen abdecken. Welche Erlöse Landwirte erzielen können, hängt von der individuellen Kunden- und Verkaufsstruktur ab: Der Beispielbetrieb hat in einen kleinen Verkaufsstand investiert und vermarktet seine Eier in Selbstbedienung ab Hof. Der Verkauf ab Hof ist mit einem relativ geringen Arbeitsaufwand versehen.

Im Beispiel hat der Betrieb 340 Legehennen eingestallt und rechnet über den Durchgang mit 12 % Verlusten. In 14 Monaten legt die gehaltene Henne circa 356 Eier, welche zu 85 % vermarktungsfähig sind. Die Eier werden mit 42 Cent je vermarktungsfähigem Ei verkauft. Außerdem hat der Mobilstallbetreiber die Möglichkeit, seine Althennen als Suppenhennen zu je 6 € zu verkaufen.

Oft stellt die Schlachtung der Althennen Mobilstallbetreiber vor Herausforderungen. Große Schlachtereien nehmen die Hennen nicht, da die Stückzahl zu niedrig ist.

Althennen selbst verwerten?

Eine Alternative sind mobile Schlachtereien. Bei kleineren Haltungen müssen Landwirte mit Preisen von 4,50 € je Althenne rechnen. Die geschlachtete Henne erhält der Mobilstallbetreiber zur Vermarktung als Suppenhenne zurück.

Auf den Durchgang heruntergerechnet betragen die Schlachtkosten je Althenne 3,72 €. Die Marktleistung machen nach Abzug der Schlachtkosten noch 1,24 € aus. Zusammen mit den Erlösen aus den Eiern ergibt sich eine Marktleistung je Hennenplatz und Jahr von 94,10 € oder 0,36 € je gelegtem Ei.

Nach Abzug der variablen, festen und kalkulatorischen Kosten bleibt ein Betriebszweigergebnis von 3,00 € bzw. 1 Cent je Ei. Das zeigt: Nur kleine Änderungen in der Kostenstruktur bewirken das Abrutschen in die Verlustzone.

Wie der  Beitrag zur Vermarktung von Eiern auf Seite 122  zeigt, sinkt die Bereitschaft der Konsumenten, teurere Eier zu kaufen. Hinzukommt, dass Mobilstallbetreiber ihre Preise anziehen müssen, um wirtschaftlich und krisensicher zu arbeiten. Ein Ei für 35 Cent, wie zu Beginn der Coronapandemie vielerorts angeboten? Das ist heute nicht mehr kostendeckend. Eine kostendeckende Produktion funktioniert erst ab 42 ct/Ei. Und dabei muss jedes Ei verkauft und das Haltungsmanagement optimal eingestellt sein. Noch immer können Vorteile durch die Direktvermarktung entstehen.

Das Wichtigste dabei: die Nähe zur Kundschaft. Der Hype in der Mobilstallhaltung ist jedoch vorbei – das Geschäft mit dem Mobilstall-Ei wird zur Gratwanderung.

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