Ein Biobetrieb im Odenwaldkreis hat die bundesweit erste EU-Zulassung vom Regierungspräsidium Darmstadt für eine mobile Geflügelschlachtanlage erhalten. „Durch die mobile Schlachtung wird der Transport vermieden. Hessen hat hier echte Pionierarbeit geleistet“, erklärte Landwirtschaftsstaatssekretär Oliver Conz.
Entscheidend ist die EU-Zulassung der Anlage, denn sie ermöglicht es landwirtschaftlichen Betrieben, das Fleisch nicht nur direkt zu verkaufen, sondern es auch in Verarbeitungsbetriebe zu bringen, es zu Produkten wie Geflügelwurst oder Geflügelbolognese verarbeiten zu lassen und so besser zu vermarkten.
Im Dezember 2021 hatte Hessen dafür die Voraussetzungen geschaffen und in einem Erlass geregelt, unter welchen Voraussetzungen eine mobile Geflügelschlachtanlage auch in einem größeren Umfang und nach EU-Hygienestandard betrieben werden kann. Damit betrat Hessen Neuland und startete ein Pilotprojekt, das von vielen Ländern aufmerksam beobachtet wird, schreibt das Agrarministerium.
Betriebe mit artgerechter Haltung profitieren
Die Anlage, die nun zugelassen wurde, ist acht Meter lang, hat einen integrierten Kühlraum und kann vollmobil bis zu 600 Masthähnchen/Legehennen, 250 Gänse/Enten oder 25 Puten am Tag direkt im landwirtschaftlichen Betrieb schlachten. „Diese mobile Schlachtung ist vor allem wichtig, um artgerechte Haltungen in Mobilställen und kleinere Betriebe mit Freilaufgeflügel dabei zu unterstützen, ihr Geflügel auch vermarkten zu können“, erklärte der Staatssekretär.
Die nun erteilte Zulassung ist zunächst auf drei Monate befristet. Nach einer weiteren Kontrolle innerhalb dieses Zeitraumes wird das Regierungspräsidium Darmstadt über eine Verlängerung der Anlagenzulassung entscheiden.
Das Mobil ist die Weiterentwicklung einer Anlage, die bereits 2019 in einem hessischen Pilotprojekt im Wetteraukreis in Betrieb genommen wurde und in ganz Hessen rege genutzt wird. Das hessische Umweltministerium hat unter anderem die Elektrobetäubungsanlage weiterentwickeln lassen und ermöglicht so dem amtlichen Tierarzt die Überwachung nach EU-Standard. Die Anschaffung des Mobils wird mit rund 25.000 € gefördert.