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Problemfall Hühnerei: Eine Branche steht unter Druck

Sehr teure Futtermittel, Vogelgrippe, Kosten der Bruderhahnaufzucht: Deutsche Eiererzeuger kämpfen aktuell mit vielen Problemen.

Lesezeit: 4 Minuten

Eine gute Nachricht zu Beginn: Die von der Fachzeitschrift "Lebensmittelpraxis" befragten Unternehmen gehen davon aus, dass es im Handel zu Ostern keinen Mangel an süßem Backwerk wie Fertigkuchen, Osterhasen oder -zöpfen geben wird. Die Hersteller haben sich über langjährige Kontrakte mit in- und ausländischen Erzeugern die nötigen Mengen der für die Produktion von Rührteigen benötigten Eier gesichert.

Nun die schlechten Nachrichten: Der Ukraine-Krieg mit in der Folge hohen Preisen für Hühnerfutter, Energie und Verpackung hat die Branche in ganz Europa erheblich getroffen. Eine Bedrohung der Bestände ist zudem die Vogelgrippe. In Deutschland verschärft das seit Januar 2022 geltende Verbot des Tötens der männlichen Küken die Lage für Legehennenhalter zusätzlich. „Eine Entwarnung für die nächste Zeit werde ich in Sachen Eier-Versorgung angesichts der angespannten Lage nicht geben können. Das betrifft die konventionelle wie auch die Bio-Legehennenhaltung gleichermaßen“, sagt Henner Schönecke, Vorsitzender des Bundesverbands Ei (BVEi) und selbst Legehennenhalter.

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Backende Hersteller kaufen auf EU-Markt zu

Bei einem Selbstversorgungsgrad von etwa 73 Prozent (Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung, BLE) ist klar, dass die backenden Hersteller auf dem europäischen Markt zukaufen müssen. Henner Schönecke erneuert aus Wettbewerbsgründen daher die Forderung des BVEi nach einer EU-weiten Regelung für das Ende des Kükentötens und „eine verpflichtende Kennzeichnung von verarbeiteten Produkten“. Für Letztere hatte sich die damalige Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner im April 2021 ausgesprochen. Auf Nachfrage der Lebensmittelpraxis bestätigt eine Sprecherin des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), dass sich auch Minister Cem Özdemir auf EU-Ebene weiter aktiv für das Thema einsetzt. „Deutschland hat die EU-Kommission aufgefordert, die Möglichkeiten für eine EU-weite, verpflichtende Kennzeichnung der Haltungsform der Legehennen bei verarbeiteten Lebensmitteln mit Ei als Zutat zu prüfen und einen Vorschlag für einen Rechtsakt vorzulegen.“ Einheitliche Regelungen seien für alle Beteiligten im Binnenmarkt am sinnvollsten, so die Sprecherin.

Österreichisches Unternehmen verbackt nur noch Freilandeier

Für einen Paukenschlag in der Branche sorgte im Juni 2022 Ölz der Meisterbäcker (Ölz) aus Österreich: Das Unternehmen verbackt nur noch Freilandeier aus kontrollierter Haltung. Ein eigenes Label auf der Verpackung informiert den Verbraucher, unter anderem auch hierzulande. Die gut 25 Millionen Eier, die jährlich verbacken werden, kommen zum Teil aus Österreich, daneben aus Deutschland, der Schweiz sowie der EU. „Der Nachhaltigkeitsgedanke steht an erster Stelle, daher sind mit Blick auf die Nähe zur Bäckerei in Dornbirn kurze, klimaschonende Transportwege wichtig“, sagt Daniela Kapelari-Langebner, Geschäftsführung Verkauf, Marketing, Human Ressources bei Ölz.

Höhere Kosten, weniger Küken

Größter Kostenfaktor für Legehennenhalter hierzulande sind laut BLE („Bericht zur Markt und Versorgungslage Eier 2022“, Stand April 2022) die Futtermittelpreise. Schon 2021 lagen diese rund 22 % höher als im Vorjahr. Nach dem Beginn des Ukraine-Krieges war laut BLE etwa im April das Legehennenalleinfutter 50 % teurer als im gleichen Monat des Vorjahres. Hinzu kommen gestiegene Preise für Weizen, Energie, Verpackung. Gleichzeitig geht die Zahl der Brütereien stetig zurück. Und damit die Zahl der weiblichen Küken: 2021 waren dies gut 29 Mio. – ein Jahr zuvor noch etwa 40 Mio.. Keine Legehennen, keine Eier.

Ein Teil dieser fehlenden Küken wird durch Schlupf aus dem Ausland ausgeglichen. Die Eier, die diese Tiere legen, nimmt der Lebensmitteleinzelhandel (LEH) aber nicht ab, er besteht – gesetzeskonform – bei Konsumeiern auf einer Produktion ohne Kükentöten. Schönecke: „Freie Eierpartien sind eine Rarität, für die teilweise hohe Summen aufgerufen werden.“

Das Gesetz gegen das Kükentöten erschwert den deutschen Legehennenhaltern das Geschäft noch aus einem anderen Grund: Sie tragen die Zusatzkosten für die Geschlechtsbestimmung im Ei oder die Kosten für die Aufzucht der männlichen Küken als Bruderhähne. Da die Verfahren zur Geschlechtsbestimmung im Ei derzeit noch teuer sind, wird ein Großteil der männlichen Küken in der Bruderhahnmast aufgezogen. Henner Schönecke fordert daher neben einem Hilfsprogramm für heimische Eiererzeuger „europarechtlich einheitliche Rahmenbedingungen zur Bruderhahnaufzucht, um die Verbraucher und den Markt weiterhin mit dem wertvollen Lebensmittel Ei zu versorgen“.

Bunte Eier werden Mangelware

Die Vogelgrippe sorgt in einigen europäischen Ländern wegen der behördlich angeordneten Stallpflicht für ein künftig nur sehr begrenztes Kontingent von Freilandeiern. Dies meldete die Marktübersicht der DEU-Eiervertriebsgesellschaft Mitte Januar. Auf dem freien Markt würden nur sehr wenige Eier angeboten. „Von einer äußerst knappen Verfügbarkeit von farbfähigen Eiern ist in diesem Jahr auszugehen“, heißt es wörtlich. Anfang Januar wurde bereits von hohen Bestellmengen beim Preiseinstieg berichtet.

Susanne Klopsch, Lebensmittelpraxis

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