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Freilandhaltung von Legehennen in der Kostenfalle

Kostenexplosion, Nachfragerückgang und das Verbot des Kükentötens. Für Halter von Freiland- und Öko-Legehennen ist ein profitabler Betrieb ihrer Ställe aktuell eine Herausforderung.

Lesezeit: 5 Minuten

Etwas mehr als 16 Mio. Legehennen wurden im vergangenen Jahr allein in Niedersachsen gehalten und legten mehr als 5,2 Milliarden Eier. Die Zahl der Legehennenhalter hat sich in den letzten Jahren erhöht. Durch Agrarinvestitionsförderung haben Landwirte vermehrt in stationäre Freilandställe und Öko-Legehennenställe investiert.

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Auch wenn diese Zahlen zunächst eine positive Entwicklung abzubilden scheinen, stehen Legehennenhalter derzeit vor einer Fülle von Herausforderungen. So führen Forderungen nach mehr Tierwohl, aber auch erhöhte Futter- und Energiekosten, zu erhöhten Produktionskosten. Was heißt das für die wirtschaftliche Situation der Legehennenhalter?

Dieser Text ist Teil unserer Reihe Potenzialcheck Agrarmärkte. Der Potenzialcheck Legehennen umfasst mehrere Beiträge:

Der Eier-Markt im Überblick

Mobilstall-Haltung: Dier Eier-Preise müssen rauf

Freilandhaltung in der Kostenfalle

Seit Ende letzten Jahres befinden sich die Fixkosten für einen Stallbau auf einem Rekordhoch. In der Vergangenheit lagen die Kosten für konventionelle Freilandställe bei 80 bis 90 € je Stallplatz und bei ökologischer Haltung rund 30 % höher. Mittlerweile sind die Stallplatzkosten durch verteuerte Baustoffe und Material auf 100 bis 120 € bei konventioneller Freilandhaltung und bis zu 150 € in der ökologischen Legehennenhaltung gestiegen. Ohne EU-Förderung für besonders tiergerechte Ställe von mindestens 30 % des Investitionsvolumen wäre aus heutiger Sicht eine Investition in die Legehennenhaltung von vornherein nicht wirtschaftlich.

Futterkosten explodieren

Bei den Futterkosten hat der Angriffskrieg auf die Ukraine die Lage verschärft. Aus den ukrainischen Häfen wurden wichtige Güter wie Weizen, Mais, aber auch Sonnenblumenkerne, als Futtermittel nach Deutschland exportiert. Gerade die proteinreichen Sonnenblumenkerne mit ihren positiven ernährungsphysiologischen Eigenschaften wurden hier in Deutschland in den ökologischen Mischfuttern für Legehennen vermehrt verwendet.

Der Krieg und die dadurch knappen Rohwaren führten in der ersten Jahreshälfte zu einem drastischen Anstieg der Futtermittelpreise. Wenn in der Vergangenheit für 100 kg konventionelles Legehennenalleinmehl zwischen 27 bis 32 € gezahlt wurde, ist der heutige Preis bei annähernd 50 €. Für Alleinfutter aus ökologischer Herstellung (Verbandsfutter) zahlen Landwirte bis zu 70 € für 100 kg. EU-Ökofutter ist rund 5 € je 100 kg günstiger. Die Übersicht zeigt: Der Kauf der Junghennen und Futter machen den Hauptteil der variablen Kosten aus.

Auch wenn in der Legehennenhaltung zum großen Teil nicht geheizt werden muss, tragen die erheblich gestiegenen Energiekosten trotzdem dazu bei, dass vor allem bei Strom die variablen Kosten angestiegen sind. Wurden bei der Legehenne im letzten Jahr noch unter 50 Cent Stromkosten je Tier und Jahr veranschlagt, liegt der Preis derzeit je nach Vertrag doppelt so hoch.

Auch der Preis für Junghennen ist in der letzten Zeit deutlich nach oben geklettert. Nach aktuellen Recherchen liegt der Junghennenpreis in größeren ökologischen Beständen je Junghenne zwischen 13 und 15 €. Bei kleineren Stückzahlen müssen bis 20 € je Ökojunghenne bezahlt werden. In der konventionellen Junghennenhaltung ist ebenfalls der Preis für den Junghennenzukauf um mehr als 35 % gestiegen. Dazu trägt auch das Qualitätsmerkmal „Ohne Kükentöten“ (OKT) bei. Für OKT-Junghennen müssen Halter bislang rund 3,40 € mehr pro Tier bezahlen.

Kosten nicht gedeckt

Die Preise für Eier in den Kleinverpackungen und in den Supermärkten sind aus allen drei Vermarktungsnormen so hoch wie nie zuvor. Die Preissteigerungen der Eier sind nicht unbedingt darauf zurückzuführen, dass der Einzelhandel die höheren variablen Kosten kompensiert. Die höheren Eierpreise sind dadurch entstanden, dass die Mehrkosten, die „Ohne Kükentöten“ verursacht, finanziert werden müssen (siehe Kasten). Da die gestiegenen Mehrkosten für Gas und Strom sowie die allgemeine Preissteigerung von Lebensmitteln den Geldbeutel eines jeden Verbrauchers schmälert, greifen Konsumenten derzeit im Grundnahrungsmittelbereich auf Angebote und günstigere Produkte zurück. Eier aus tierwohlgerechter Haltung scheinen weniger gefragt, weil sie dem Verbraucher zu teuer geworden sind.

Bodenhaltung gefragt

Der Handel greift verstärkt auf Eier aus Bodenhaltung zurück. Diese erzielen derzeit die besten Preise. Das macht eine noch eine rentable Erzeugung möglich. Bei den anderen Vermarktungsformen geht das aktuell überhaupt nicht mehr.

Je nach Vermarktungsform für Freilandeier liegt der Preis für Rohware zwischen 12 und 14 ct/Ei. Abhängig von Kontrakten variieren die Preise stark.

Knackpunkt Bruderhähne

Durch das Verbot des Kükentötens müssen Legehennenhalter aktuell rund 3,40 € pro Jungehenne mehr bezahlen als vor dem Verbot.

Dieser Preis kann jedoch ab 2024 nicht gehalten werden, wenn die ­Geschlechtsbestimmung im Brutei (­In-Ovo) vor dem 7. Bruttag geschehen muss. Als Alternative kommt dann nur noch die Aufzucht der Bruderhähne in Betracht. Durch die Futter- und Energiekrise werden Aufzuchtkosten je konventionell aufgezogenen Bruderhahn bei mehr als 4 € angesetzt. Die Bruderhahnaufzucht schlägt mit mindestens 1,5 ct je verkaufsfähigem Ei zu Buche.

Deutsche Schlachtbetriebe haben es schwer, die Schlachtkörper zu vermarkten, da kaum Nachfrage besteht. Zudem sind die Schlachtkosten relativ hoch. Ob die Verlagerung der Schlachtung, der Aufzucht oder ggf. sogar der Bebrütung der Küken ins Ausland die Kostenbelastung reduzieren kann, ist unklar. Vielmehr werden tierschutzrechtlich relevante Probleme jenseits der deutschen Grenzen verlagert.

Die Übersicht 2 zeigt: Dabei sind die Lohnkosten und zum Teil die Festkosten nicht gedeckt. In der Öko-Haltung sieht die derzeitige Verlustsituation noch gravierender aus. Zum Teil können die variablen Kosten nicht gedeckt werden. Die Legehennenhaltung in Deutschland befindet sich in einer tiefen Krise. Die Eierpreise sind zwar nach wie vor auf einem Höchststand, allerdings ist die Gewinnmarge von Eiern aus tiergerechteren Haltungsformen in diesem Jahr negativ. Auch wenn die Markterlöse für Eier die variablen Kosten noch abdecken, führen die erheblich gestiegenen Festkosten dazu, dass die Lohnkosten teilweise nicht gedeckt sind.

Sichere Perspektive nicht in Sicht

Eine gesicherte Perspektive für Legehennenhalter ist erst in Sicht, wenn der Krieg beendet, die Energiepreise stabil und die Teuerungsrate von Lebens- und Grundnahrungsmittel längerfristig erhalten bleibt. Die dunkle Prognose: Bis dahin werden einige Betriebe nicht durchhalten. Ein Kostenniveau wie vor dem Angriffskrieg ist aktuell nicht abzusehen.

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