topplus Rabobank-Prognose

Geflügelmarkt 2025: Zwischen globaler Krise und europäischer Chance

Globale Krisen treiben die Geflügelpreise. Europa profitiert, steht aber selbst unter Druck. Vogelgrippe, Bruteiermangel und Exportchancen prägen das Marktjahr 2025.

Lesezeit: 3 Minuten

Die weltweiten Geflügelmärkte stehen im Sommer 2025 unter erheblichem Druck. Gleich mehrere Krisen überlagern sich: ein massiver Vogelgrippe-Ausbruch in Brasilien, wachsende geopolitische Spannungen zwischen den USA und ihren Handelspartnern sowie der anhaltende Krieg zwischen Israel und Iran.

Vor diesem Hintergrund hat die Rabobank ihre globale Prognose für das Wachstum der Geflügelfleischproduktion 2025 gesenkt: von ursprünglich 2,5 bis 3 % auf nur noch 2 bis 2,5 %. Sollte sich die Lage im Nahen Osten weiter verschärfen, könnte die Prognose weiter reduziert werden.

40 % weniger brasilianische Exporte – EU profitiert vorübergehend

Laut dem aktuellen Rabobank-Report „Global Poultry Quarterly Q3/2025“ hat der Vogelgrippe-Ausbruch im brasilianischen Bundesstaat Rio Grande do Sul erhebliche Folgen für den Welthandel.

Rund 40 % der brasilianischen Geflügelexporte wurden durch Importstopps wichtiger Abnehmerländer wie China, Chile und Saudi-Arabien blockiert. In der Folge stieg die Nachfrage nach alternativen Lieferanten, insbesondere aus Europa.

Die Rabobank sieht beispielsweise gute Absatzchancen für niederländische Hähnchenschenkel in China - vorausgesetzt, der AI-freie Status wird erreicht. Der Vorteil sei allerdings temporär und bleibe auf Regionen mit hoher Biosicherheit und wettbewerbsfähigen Strukturen beschränkt.

Europa selbst unter Druck

Trotz stabiler Futterkosten bleibt die Versorgungslage auf dem europäischen Geflügelmarkt angespannt. Im ersten Quartal 2025 sank die EU-Geflügelproduktion im Vergleich zum Vorjahr um 1,1 %, insbesondere die Produktion von Puten und Enten brach um 14 % ein.

Die Hähnchenproduktion legte zwar noch leicht um 1,5 % zu, doch der Mangel an Bruteiern, vor allem in Polen, bremst das Wachstum deutlich. Polen als größter Geflügelexporteur der EU ist besonders stark von Vogelgrippe-Ausbrüchen betroffen.

Die Rabobank erwartet eine Erholung der europäischen Produktion frühestens im vierten Quartal. Für das Gesamtjahr wird mit einer EU-weiten Geflügelfleischproduktion von über 14 Mio. t gerechnet. Der Selbstversorgungsgrad liegt aktuell bei 108 %, der Verbrauch wird auf rund 13 Mio. t geschätzt.

Nachfrage bleibt hoch – trotz Preissteigerung

Trotz gestiegener Preise bleibt die Nachfrage nach Geflügel in Europa stabil. In Deutschland stieg der Hähnchenkonsum im ersten Quartal um 3 %, obwohl die Einzelhandelspreise um 8 % zulegten. Viele Haushalte greifen verstärkt zu verarbeiteten Produkten, Tiefkühlware oder Fertiggerichten. Fleischalternativen konnten trotz Preissenkungen kaum zulegen.

Importverbot für Brasilien verschärft Angebotssituation

Durch das Importverbot der EU für brasilianisches Geflügel hat sich die Versorgungslage weiter verschärft. Auch Importe aus der Ukraine werden aktuell wieder auf das ursprüngliche Quotenmodell zurückgeführt. Während die Einfuhren aus Polen und der Ukraine zurückgehen, gewinnen Anbieter wie Thailand, China oder Argentinien an Bedeutung, insbesondere bei verarbeiteten Produkten.

Chancen nutzen – Strukturen sichern

Unterm Strich profitiert Europa derzeit von einer angespannten globalen Marktlage – doch die Situation ist fragil. Die Herausforderungen im Binnenmarkt, begrenzte Zuchtressourcen und seuchenbedingte Unsicherheiten wirken als Gegengewicht zu den Exportchancen. Langfristig kommt es darauf an, dass Biosicherheit, Exportinfrastruktur und Kostenstrukturen gezielt weiterentwickelt werden.

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