Ab etwa 28 Grad Außentemperatur steigt die Gefahr von Hitzestress beim Geflügel stark an. Wie lassen sich Geflügelbestände auch an heißen Tagen tierschonend führen? Antworten lieferte das Online-Webinar „Dem Hitzestress bei Geflügel mit dem richtigen Stallmanagement entgegenwirken“, veranstaltet vom Netzwerk Fokus Tierwohl und der LSZ Boxberg.
Referent Frank von der Haar, Experte für Desinfektion und Wassertechnik aus dem Landkreis Osnabrück, stellte praxistaugliche Maßnahmen zur Hitzestress-Reduktion vor.
Bauliche Lösungen: Isolieren, verschatten, vorbeugen
Bauliche Maßnahmen können einen entscheidenden Beitrag zur Reduktion von Hitzestress bei Geflügel leisten. Eine gezielte Bepflanzung rund um den Stall spendet natürlichen Schatten und reduziert die direkte Sonneneinstrahlung.
Besonders wichtig ist eine effektive Dachisolierung. Zusätzlich sorgen helle Dächer und Fassaden dafür, dass sich Gebäudeaußenflächen weniger stark aufheizen. Photovoltaikanlagen bieten hier einen doppelten Nutzen: Sie erzeugen Strom und bilden zugleich eine schützende Isolierschicht gegen Hitzestrahlung.
Große Fensterflächen sollten kritisch hinterfragt werden, denn 1 m² Fensterfläche kann bis zu 1 kW Heizleistung ins Stallinnere bringen. Zuluftsegmente mit Kunststoff-Cool-Pads haben sich als praxistaugliche Lösung für Korridorstallungen bewährt.
Kühlung mit System: Technik, Wasser, Fütterung
Im Mittelpunkt stehen technische Kühlstrategien wie Wasservernebelung zur Hitzestressminderung der Tiere. Besonderes Augenmerk liegt auf der Wasserqualität: Nur bei Trinkwasserstandard inkl. Entkalkung, Filtration und geeigneter Desinfektion, kann eine Vernebelung zuverlässig und hygienisch funktionieren.
Hochdruckvernebelung gilt als besonders effizient bei Mastgeflügel, erfordert aber regelmäßige Wartung und passende Düsen. Niederdrucksysteme punkten mit geringeren Investitionskosten und der Möglichkeit Wasserdesinfektionsmittel oder ätherische Öle einzusetzen, bergen aber Risiken durch feuchte Stallböden.
Auch die Fütterung spielt eine Rolle: Angepasste Futtermengen und gezielte Ergänzungen wie Vitamin C oder wasserlösliche ätherische Öle (nach tierärztlicher Rücksprache) können den Tieren zusätzlich helfen.
Empfehlung: Früh starten, richtig steuern
Von der Haar empfiehlt, Kühlmaßnahmen nicht erst bei großer Hitze, sondern bereits am Vormittag einzuleiten und dabei Temperaturschwellen bewusst niedrig anzusetzen. Eine gut getaktete Vernebelung mit ausreichenden Pausen, kontrollierter Luftrate und barrierefreiem Luftraum sei entscheidend für die Wirksamkeit.
Querlüftung ist grundsätzlich vorteilhaft, da sie für einen gleichmäßigen Luftaustausch sorgt. Bei hohen Temperaturen sollte die Luftrate jedoch gezielt gesteuert werden. Wichtig ist auch die rechtzeitige Wartung aller Kühlanlagen vor Beginn der Hitzeperiode und die bauliche Gestaltung, etwa bei Sprungtischen, sollte so angepasst sein, dass keine Hitzefallen für die Tiere entstehen.
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Ab etwa 28 Grad Außentemperatur steigt die Gefahr von Hitzestress beim Geflügel stark an. Wie lassen sich Geflügelbestände auch an heißen Tagen tierschonend führen? Antworten lieferte das Online-Webinar „Dem Hitzestress bei Geflügel mit dem richtigen Stallmanagement entgegenwirken“, veranstaltet vom Netzwerk Fokus Tierwohl und der LSZ Boxberg.
Referent Frank von der Haar, Experte für Desinfektion und Wassertechnik aus dem Landkreis Osnabrück, stellte praxistaugliche Maßnahmen zur Hitzestress-Reduktion vor.
Bauliche Lösungen: Isolieren, verschatten, vorbeugen
Bauliche Maßnahmen können einen entscheidenden Beitrag zur Reduktion von Hitzestress bei Geflügel leisten. Eine gezielte Bepflanzung rund um den Stall spendet natürlichen Schatten und reduziert die direkte Sonneneinstrahlung.
Besonders wichtig ist eine effektive Dachisolierung. Zusätzlich sorgen helle Dächer und Fassaden dafür, dass sich Gebäudeaußenflächen weniger stark aufheizen. Photovoltaikanlagen bieten hier einen doppelten Nutzen: Sie erzeugen Strom und bilden zugleich eine schützende Isolierschicht gegen Hitzestrahlung.
Große Fensterflächen sollten kritisch hinterfragt werden, denn 1 m² Fensterfläche kann bis zu 1 kW Heizleistung ins Stallinnere bringen. Zuluftsegmente mit Kunststoff-Cool-Pads haben sich als praxistaugliche Lösung für Korridorstallungen bewährt.
Kühlung mit System: Technik, Wasser, Fütterung
Im Mittelpunkt stehen technische Kühlstrategien wie Wasservernebelung zur Hitzestressminderung der Tiere. Besonderes Augenmerk liegt auf der Wasserqualität: Nur bei Trinkwasserstandard inkl. Entkalkung, Filtration und geeigneter Desinfektion, kann eine Vernebelung zuverlässig und hygienisch funktionieren.
Hochdruckvernebelung gilt als besonders effizient bei Mastgeflügel, erfordert aber regelmäßige Wartung und passende Düsen. Niederdrucksysteme punkten mit geringeren Investitionskosten und der Möglichkeit Wasserdesinfektionsmittel oder ätherische Öle einzusetzen, bergen aber Risiken durch feuchte Stallböden.
Auch die Fütterung spielt eine Rolle: Angepasste Futtermengen und gezielte Ergänzungen wie Vitamin C oder wasserlösliche ätherische Öle (nach tierärztlicher Rücksprache) können den Tieren zusätzlich helfen.
Empfehlung: Früh starten, richtig steuern
Von der Haar empfiehlt, Kühlmaßnahmen nicht erst bei großer Hitze, sondern bereits am Vormittag einzuleiten und dabei Temperaturschwellen bewusst niedrig anzusetzen. Eine gut getaktete Vernebelung mit ausreichenden Pausen, kontrollierter Luftrate und barrierefreiem Luftraum sei entscheidend für die Wirksamkeit.
Querlüftung ist grundsätzlich vorteilhaft, da sie für einen gleichmäßigen Luftaustausch sorgt. Bei hohen Temperaturen sollte die Luftrate jedoch gezielt gesteuert werden. Wichtig ist auch die rechtzeitige Wartung aller Kühlanlagen vor Beginn der Hitzeperiode und die bauliche Gestaltung, etwa bei Sprungtischen, sollte so angepasst sein, dass keine Hitzefallen für die Tiere entstehen.