Von einem europäisch subventionierten „Fleischskandal“ berichtet der österreichische Kurier: Der Ukrainische Geflügelkonzern „Myronivsky Hliboproduct“ (MHP) des Oligarchen Yuriy Kosiuk fährt seit Jahren eine rasante Strategie der Expansion. Im ukrainischen Geflügelmarkt ist MHP bereits Marktführer (Marktanteil nach eigenen Angaben von 35%). Jetzt erobert der Geflügelkonzern auch Schritt für Schritt den europäischen Markt.
Wie der Kurier berichtet, umgehen die MHP-Exporte in die EU seit Jahren die geltenden Importbestimmungen mit einem simplen Trick: Da der EU-Import von Hühnerbrüsten - dem teuersten Stück vom Huhn - streng begrenzt ist, lässt der MHP-Konzern beim Zerlegen der Tiere in der Ukraine einen Knochen an den Hühnerbrüsten. Die damit als minderwertig klassifizierten Teile können unbegrenzt in die EU importiert werden.
Der Trick mit dem Knochen
Um das Fleisch trotzdem als teure Hühnerbrüste auf dem europäischen Markt verkaufen zu können, werden in MHP-Betrieben in der Slowakei sowie in den Niederlanden die Knochen entfernt. Die Hühnerbrüste gelten damit als EU-Produkt und können als solche in der EU verkauft werden. Und noch mehr: Durch den Status ‚EU-Produkt‘ können sie auch zollfrei in Drittländer exportiert werden, etwa nach Südafrika.
Die Möglichkeit für den Fleisch-Export aus der Ukraine besteht seit dem Assoziierungsabkommen, welches seit 2016 zwischen der EU und dem Beitrittskandidat Ukraine gilt. Im Gegenzug hat die EU von der Ukraine die Einhaltung der EU-Tierschutzrichtlinien verlangt. Doch Kiew sei dabei sei dabei Jahren säumig, wie der Kurier weiter berichtet.
Mittlerweile hat die EU-Kommission auf den Knochentrick reagiert und angekündigt, das Abkommen mit der Ukraine zu ändern: In Zukunft soll die Menge der Hühnerbrustimporte angehoben werden - laut Kurier auf das Niveau der jetzigen ertricksten Importe.
Finanzspritzen für MHP
Befördert werden die Expansionspläne von MHP von europäischen und internationalen Finanzinstituten. Neben der EU-Investitionsbank EIB hat vor allem die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (top agrar berichtete) Kredite an den Konzern vergeben. Auch die „International Finance Corporation“ als Teil der Weltbank Gruppe unterstütze MHP.
Der Zentralverband der deutschen Geflügelwirtschaft hat auf top agrar-Nachfrage bislang noch keine Stellung bezogen.