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Geduld zu Ende

Klöckner macht ernst: Geflügelhalter sollen Konzept zur Antibiotikareduktion vorlegen

Julia Klöckner ist mit den Fortschritten bei der Antibiotikareduzierung in der Geflügelhaltung unzufrieden. Sie setzt eine Frist für ein Konzept, wie die Halter auf die Medikamente verzichten können.

Lesezeit: 4 Minuten

Die deutschen Geflügelhalter müssen ihren Einsatz zur Reduzierung von Antibiotika noch verstärken. Wie Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner am Donnerstag sagte, soll die Geflügelwirtschaft bis September eine Strategie vorlegen, die zu einer "signifikanten Reduktion" führt. Es gebe schon Betriebe, die in der Geflügelmast ganz ohne Antibiotika auskämen.

Hintergrund ihrer Kritik ist die letzte amtliche Statistik zum Antibiotika-Einsatz in Ställen. Demnach ist die Verwendung bei vielen Tierarten gesunken, nur beim Geflügel nicht. Dort würden weiterhin viele besonders wichtige Reserveantibiotika angewendet, sagte sie. Klöckner hatte bei Bekanntgabe der Zahlen im Juni schon erklärt, dass der hohe Anteil bei Geflügel nicht akzeptabel sei. Sie hatte die Branche zum Handeln aufgefordert, ansonsten drohten gesetzliche Schritte.

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"An die Geflügelwirtschaft habe ich daher gemeinsam mit dem Bundesgesundheitsminister die klare Erwartung, die Tiergesundheit in den Ställen so zu verbessern, dass mehrheitlich keine antibiotische Behandlung mehr notwendig ist", sagte Klöckner am Donnerstag weiter. "Wir fordern konkrete Maßnahmen ein. Fragen der Zucht, der Haltungsdichte, der Hygiene und vor allem des Betriebsmanagements spielen hier eine entscheidende Rolle. Denn klar ist: Es geht. Unser Evaluierungsbericht zum Antibiotikaeinsatz in der Tiermast zeigt, dass in Deutschland Geflügelmastbetriebe dauerhaft ohne Antibiotika auskommen. Die Branche nehme ich hier in die Pflicht. Die heute getroffene Vereinbarung, bis September einen ambitionierten Stufenplan zum Abbau der hohen Reserveantibiotikamengen vorzulegen, ist ein erster wichtiger Schritt.“

Druck macht auch die Ärztegewerkschaft Marburger Bund. Sie betont die Wichtigkeit der Reservemittel und fordert von der Politik, den Bauern notfalls den Gebrauch zu verbieten oder auf Einzelfälle zu reduzieren, sollte es keinen freiwilligen Verzicht geben.

Geflügelwirtschaft setzt auf Competitive Exclusion“-Kulturen

Die deutsche Geflügelwirtschaft teilt nach eigener Aussage die Ziele der Ministerin, den Einsatz von Antibiotika und insbesondere Reserveantibiotika deutlich weiter zu reduzieren. Friedrich-Otto Ripke, Präsident des Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG) erklärte am Donnerstag, die Wirtschaft habe der Ministerin beim Treffen in dieser Woche erste Grundzüge einer komplexen Minimierungsstrategie vorgelegt, die in den kommenden Wochen weiter ausgearbeitet wird. Der Verband fordere die gezielte und entschlossene Begleitung durch die Politik: „Um unsere ambitionierten Ziele umzusetzen, sind wir zwingend auf die Unterstützung der Politik angewiesen, so zum Beispiel bei der Zulassung neuer, innovativer Verfahren wie ,Competitive-Exclusion‘-Kulturen oder Bakteriophagen.“

Bei „Competitive Exclusion“-Kulturen (CE) wird durch eine Frühbesiedlung mit einer natürlichen Geflügeldarmflora die Besiedlung mit unerwünschten Krankheitserregern und resistenten Keimen deutlich erschwert. Diese innovativen Behandlungsverfahren mit CE-Kulturen, wie die Geflügelwirtschaft sie zusammen mit der Freien Universität Berlin im Forschungsvorhaben EsRAM in den vergangenen drei Jahren mit vielversprechenden Erkenntnissen erprobt hat, sowie die Anwendung von Bakteriophagen müssen kurzfristig zugelassen oder in Pilotprojekten angewendet werden, fordert die deutsche Geflügelwirtschaft.

Hintergrund

Laut der letzten Auswertung im Juni ist die Gesamtverbrauchsmenge an Antibiotika bei allen sechs Nutztierarten (Mastferkel, Mastschweine, Masthühner, Mastputen, Mastkälber, Mastrinder) im Zeitraum von 2014 bis 2017 um über 30 % gesunken. Lediglich der Einsatz von Antibiotika bei Masthühnern und Mastputen blieb nahezu unverändert – er lag bei minus vier bzw. minus ein Prozent. Zudem lag der Anteil von Reserveantibiotika bei diesen beiden Nutztierarten bei etwa der Hälfte der Verbrauchsmenge – bei Schweinen und Rindern sind es weniger als 10 %.

Dazu Bundesministerin Julia Klöckner: „Jede Anwendung von Antibiotika kann die Entwicklung von Resistenzen nach sich ziehen. Den Einsatz bei Mensch und Tier müssen wir auf das absolut notwendige Maß reduzieren. Strengste Anforderungen sind bei den so genannten Reserveantibiotika nötig. Sie sind Arzneimittel der letzten Wahl, werden verabreicht, wenn sonst nichts mehr wirkt. Nicht hinnehmbar ist deshalb, dass diese Wirkstoffe in der Geflügelmast so extensiv eingesetzt werden. Das kann schwerwiegende Auswirkungen auch auf die Humanmedizin haben – es geht um unser aller Gesundheit."

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