Die deutsche Geflügelwirtschaft hält nun einen Ausstieg aus dem Töten der Hahnenküken bis 2021/22 für möglich. Unter „größter Kraftanstrengung“ könne dies machbar sein, wenn sich alle Partner entlang der Erzeugungskette und die Politik zu einem gemeinsamen Weg bekennen, so der Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG).
Für dieses gesellschaftlich gewollte Ziel müssten alle Lösungsbeiträge genutzt und anerkannt werden – die Alternativen der Geschlechtserkennung im Ei, die Aufzucht männlicher Tiere und die Nutzung von Zweinutzungsrassen. Hierzu strebt die deutsche Geflügelwirtschaft mit ihren Partnern aus dem Lebensmitteleinzelhandel und den an der Forschung und Entwicklung beteiligten Unternehmen eine gemeinsame Branchenplattform an, um kükentötenfreie Lieferketten anbieten zu können.
„Nationales Gesetz würde lediglich den Anschein einer Lösung erwecken“
Am Rande der deutsch-französischen Konferenz zum Ausstieg aus dem Kükentöten am Montag im Bundesagrarministerium bekräftigte ZDG- Präsident Friedrich-Otto Ripke die Position der deutschen Geflügelwirtschaft:
„Das Töten der männlichen Eintagsküken ist ethisch nicht zu rechtfertigen. Wir wollen einen echten Ausstieg so schnell wie möglich. Ein nationales Gesetz mit dem Verbot des Kükentötens in Deutschland würde aber lediglich den Anschein einer Lösung erwecken. Solange es keine wirklichen, praxistauglichen Alternativen zum Kükentöten gibt, müssten Bruteier aus dem Ausland importiert werden – und es würden genauso viele Küken getötet wie bisher.“ Ein rein nationales Gesetz würde daher eine nicht gewollte Verlagerung des Tierschutz-Problems ins Ausland bedeuten. Erforderlich sei stattdessen eine verbindliche europaweite Regelung, so Ripke.
Plötzliche Kehrtwende
Für die Haltung des Verbandes bedeutet dies eine Kehrtwende. Zuvor hatte sich die Branche lange gegen ein schnelles Ende des Kükentötens gewehrt. Im Dezember noch hatte der Verband mitgeteilt, bis 2022 nur das Kükentöten im Bereich der Schaleneier beenden zu können. Für verarbeitete Eier sei der Ausstieg dagegen zunächst gar nicht möglich, hieß es noch vor vier Wochen.
Aus der Politik folgte daraufhin massive Kritik. Die Bundesregierung drohte den Brütereien sohgar mit einem gesetzlichen Verbot des Kükentötens, wenn sie nicht in absehbarer Zeit auf das Schreddern der männlichen Tiere verzichten. Verärgert zeigte sich am 11. Dezember 2019 auch Bundesagrarministerin Julia Klöckner, sie warte immer noch auf das zugesagte Ausstiegskonzept. Der Druck der Regierung hat den ZDG nun offenbar zum Handeln bewegt.