Demeter/Bioland-Kritik
Ohne Kükentöten ist nicht gleich Bruderhahn-Aufzucht
Die BruderhahnInitiative Deutschland kritisiert, dass es keine rechtlich verbindliche Definition gibt, was „ohne Kükentöten“ bedeutet. Der Handel werbe damit, erlaubt bleibe aber z.B. der Kükenimport.
Spätestens seit der Vorstellung des Gesetzentwurfs zum Verbot des Kükentötens von Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner bieten immer mehr Lebensmittelketten Eier mit dem Label „Ohne Kükentöten“ an und werben kräftig damit.
Aus Sicht der BruderhahnInitiative Deutschland (BID) gerät in den Werbeaussagen aber durcheinander, ob bei der Erzeugung der als „ohne Kükentöten“ gekennzeichneten Eier die männlichen Küken aufgezogen werden oder ob sie vorab mithilfe von technischen In-Ovo-Selektionsverfahren (Geschlechtsbestimmung im Ei) als männlich aussortiert und vernichtet werden.
Es gibt keine rechtlich verbindliche Definition, was „ohne Kükentöten“ bedeutet, sodass die Gefahr einer Irreführung der Verbraucher besteht, warnt die BID.
Die BID schließt sich daher der Forderung nach einer eindeutigen Kennzeichnung von Eiern an, für deren Herstellung keine Küken getötet werden, wie sie jüngst von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz formuliert wurde.
„Es besteht zur Zeit die Gefahr, dass Verbraucher durch Marketingaussagen, die nicht zertifiziert und unabhängig kontrolliert sind, getäuscht werden und das zum Nachteil von Landwirten, verarbeitenden Betrieben und Handelsunternehmen insbesondere der Biobranche, die sich seit Jahren für einen Wechsel im System der Eiererzeugung engagieren, sagt Matthias Deppe, Vorstand der BID. „Wir vermissen hier einen gesetzlichen Rahmen, der eine klare Kennzeichnung vorgibt“, führt Deppe weiter aus.
Aus Sicht der BID müssen folgende Fragestellungen bei einer Kennzeichnung der Eier beantwortet werden:
- Werden die männlichen Tiere mithilfe der Geschlechtsbestimmung im Ei aussortiert oder werden die Hähne aufgezogen?
- Wird für jede Henne ein Hahn aufgezogen?
- Wie lange werden die Bruderhähne aufgezogen?
- Wo, in welchem Land und in welchem Haltungssystem werden die Bruderhähne aufgezogen?
- Ist nachvollziehbar, in welchen Produkten das Fleisch der Bruderhähne verarbeitet wird?
Der Gesetzentwurf von Ministerin Klöckner helfe da nicht weiter, heißt es. Die Konsequenzen eines Kükentötungsverbots würden bisher nicht ausreichend berücksichtigt. Das geplante Gesetz enthält zur Kennzeichnung nichts, mache keine Vorgaben zur Bruderhahn-Aufzucht und lasse des Weiteren zu, dass junge Legehennen aus dem Ausland importiert werden, wo das Töten der männlichen Küken weiterhin erlaubt ist, kritisiert die Initiative.
So werde das Ziel, dass „in Deutschland nur noch Eier ohne Kükentöten produziert werden“, wie Julia Klöckner es in Ihrer Pressemitteilung vom 20.01.2021 formuliert, jedenfalls nicht erreicht.
Anders bei der BID
Das Bruderhahn-Siegel der BID habe dagegen seit 2013 klare Voraussetzungen, deren Einhaltung durch unabhängige Kontrollen jährlich zertifiziert wird. Das Siegel garantiert die Aufzucht von einem Hahn pro Henne für mindestens 14 Wochen auf einem Demeter- oder Bioland-zertifizierten Betrieb in Deutschland, bevor er geschlachtet und zu hochwertigen Bioprodukten verarbeitet wird.
Geschlechtsbestimmung im Ei sei für die BID keine Alternative zum Kükentöten, da es den Zeitpunkt der Tötung des männlichen Tieres lediglich in das Embryonalstadium vorverlegt, am Gesamtsystem aber nichts ändert.
von Jörg Baiker
...auch für mich völlig unverständlich
Die Position von Bioland und BID ist auch für mich völlig unverständlich: Sie möchten innovativ und zukunftsorientiert sein aber verschließen die Augen vor den Erfolgen und Fortschritten der Wissenschaft. Man predigt auf der einen Seite seit Jahren von einer "nationalen ... mehr anzeigen Eiweißstrategie" und auf der Anderen möchte man ernsthaft jährlich 40 Mio. Hähne mit einer Futterverwertung von 1:3,60 aufziehen? Und damit nicht genug: Es wird am Markt vorbei ein Produkt produziert, das kein Mensch als solches kaufen möchte und deshalb aufwendig in 'Bürger' Maultaschen o.ä. verwertet werden muss. Was ist der Unterschied für den Hahn? Ob er am 1. Tag getötet wird oder nach 14 Wochen- am Ende ist er trotzdem tot! Und nebenbei wird nicht mit fairen Regeln gespielt: Wo für jedes Bio- Huhn ausnahmslos 4 m² heiliger Grünauslauf sein müssen, sollen für die "Bruder"-Hähne plötzlich 1m² genug sein!!? Das passt alles nicht zusammen. Wer es nicht aushalten kann, das auch in der Landwirtschaft ethische Spannungsfelder auftreten, sollte die Branche besser verlassen und sich einen ruhigen Bürojob suchen. Aber nicht sich medienwirksam mit einer scheinbar simplen Lösung schamlos auf Kosten der anderen Geflügelhalter profilieren. weniger anzeigen
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von Andreas Gerner
Was ist denn überhaupt besser?
Mir ist Selektion im Ei lieber, als die fürchterlich ineffiziente Bruderhahnaufzucht oder gar Zweinutzungsrassen (müsste eigentlich Doppelttaugenichtsrassen heißen). Vermeidet limaschädliche Futterimporte, Wasserverunreinigung und Regenwaldbrandrodung.
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von Erwin Schmidbauer
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Bruderhahnaufzucht sind wie Urlaubsflüge: wirtschaftlich (für den Käufer) und ökologischer Unsinn, aber trägt zum mentalen Wohlbefinden des Käufers bei. Emotionen regieren heute die Welt der Wissenschaft!
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von Wilfried Brade
Bitte erst einmal an die eigene Nase fassen, heißt es im Volksmund, Herr Dippe
Die BruderhahnInitiative Deutschland (BID), die Sie letztlich selbst sehr sehr einseitig befürworten, sagt ja auch nicht: Welche ökologische Belastung die Bruderhahnaufzucht eigentlich ist.... Die BID fordert auch nicht - was nachweislich richtig wäre - eine Kennzeichnungspflicht ihres ... mehr anzeigen Produktes 'Bruderhahn' in der Form (etwa wie beim Zigarettenhandel): dieses Produkt belastete die Umwelt unvergleichlich mehr als ein konventionell erzeugter Gockel ..... Und die BID fordert ja auch nicht Ihr Produkt wie folgt korrekterweise zu kennzeichnen: wenig Fleisch und deshalb auch notwendigerweise teuer. Bevor man über andere spricht, lernte man früher im Elternhaus oder auch in der Grundschule, sollte man sich selbst an die Nase fassen..... Herr Dippe, gern sage ich hier auch öffentlich weiter: Sie arbeiten nach dem wohl bekannten Prinzip: 'Haltet den Dieb', d.h. .....ein ertappter 'Umwelt'-Dieb mit einem qualitativ wenig nachgefragtem und damit generell unverkäuflichen Produkt, der mit großem Geschrei andere beschuldigt um so von seinem eigenen Vergehen besser Schwächen abzulenken... Und: Ich hoffe Sie leben wenigstens von Ihrer 'Arbeit' gut und kommen regelmäßig in die Presse! Dr Wilfried Brade, Norddeutsches Tierzucht-Beratungsbüro weniger anzeigen
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