Die exportorientierte polnische Geflügelwirtschaft steckt wegen der Corona-Pandemie in einer tiefen Krise und hat vergangene Woche in einem Brief an Premierminister Mateusz Morawiecki um wirtschaftliche Unterstützung gebeten.
Konkret werden Interventionskäufe und die Verwendung nicht verwendeter Mittel aus Programmen zur Entwicklung des ländlichen Raums (EPLR) zu Gunsten der Geflügelbranche gefordert.
Der Verband der polnischen Geflügelzüchter und -produzenten wehrt sich in dem Schreiben auch gegen Vorwürfe, die Branche sei selbst schuld an den aktuellen Überschüssen und Preisrückgängen. Der Verbandspräsident Andrzej Danielak weist darauf hin, dass die positive Entwicklung der Geflügelproduktion in Polen das Ergebnis einer langjährig starken internationalen Nachfrage nach ihren Produkten sei. Dieser wirtschaftliche Erfolg habe dem polnischen Staat zuletzt jährlich Unternehmenssteuern von 4 Mrd Euro eingebracht, gibt Danielak zu bedenken. Dass der Absatz aufgrund der Corona-Pandemie stark eingebrochen sei, könne nicht dem Sektor angelastet werden.
Aktuell wird in Polen von Preisen für Geflügel berichtet, die deutlich unter den Produktionskosten liegen. Während Hähnchenmäster eigenen Angaben zufolge für eine rentable Produktion umgerechnet 0,70 Euro/kg benötigen, sind am Markt derzeit im Schnitt oft weniger als 0,40 Euro/kg zu erzielen. Laut dem Geflügelverband sind deshalb zahlreiche Betriebe akut in ihrer Existenz bedroht.