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Tierrechtler prangern an

Puten aus Osteuropa für deutsche Schlachthöfe

Ein bayerischer Schlachthof steht in der Kritik, weil er Puten aus Osteuropa bezieht. Das Problem: Die Tiere wurden dort unter tierschutzwidrigen Bedingungen verladen, wie heimliche Videos zeigen.

Lesezeit: 4 Minuten

Medienberichten zufolge werden Puten teilweise über 500 km aus Osteuropa nach Deutschland transportiert, um hier geschlachtet zu werden. Nach Informationen der Tierrechtsorganisation Soko Tierschutz bezieht u.a. der Schlachthof Süddeutsche Truthahn AG aus Ampfing (Landkreis Mühldorf) Tiere aus Ungarn und Tschechien. Gerade in der Sommerhitze sei der Transport aber eine enorme Strapaze für die Tiere, viele überleben die Fahrt nicht, so der Vorwurf.

Aber: Laut Tierschutzverordnung dürfen Puten zwölf Stunden ohne Zugang zu Futter und Wasser befördert werden, auch wenn die generelle Empfehlung eine maximale Dauer von acht Stunden vorsieht.

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Weiterer Kritikpunkt der Tierschützer ist der robuste Umgang beim Verladen. Auf heimlich gedrehten Videos ist zu sehen, wie die Puten getreten und in die Wagen gestopft werden. Unter anderem das ZDF hatte die Bilder veröffentlicht.

Wie der Bayerische Rundfunk im Nachgang ergänzend berichtet, sind die Ställe in Osteuropa oft mit Tierzahlen über 100.000 deutlich größer. Entsprechend günstiger könne dort gemästet werden. Zudem sind die Löhne dort niedriger.

Der besagte Schlachthof im Landkreis Mühldorf teilte auf top agrar-Anfrage schriftlich mit, dass 90 % der Puten aus deutschen Aufzuchtbetrieben stammen. Deutsches und importiertes Putenfleisch werde im Betrieb getrennt und als solches auch deklariert (siehe unten).

Staatsanwaltschaft Traunstein schaltet sich ein

Inzwischen hat die Staatsanwaltschaft Traunstein Vorermittlungen gegen den Schlachthof aufgenommen. "Wir haben noch keinen Anfangsverdacht einer Straftat, wir wissen noch nicht, ob ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz stattgefunden hat. Das heißt, wir haben auch noch keinen konkreten Tatverdächtigen, aber wir überprüfen den Sachverhalt", sagte Oberstaatsanwalt Robert Schnabel dem BR.

Insbesondere werde das Veterinäramt eingeschaltet und befragt, ob entsprechende Kontrollen stattgefunden haben und welche Ergebnisse die Kontrollen geliefert haben", so Schnabel im Gespräch mit dem BR. Nicht ermitteln wird die Traunsteiner Staatsanwaltschaft Vorfälle bei der Verladung der Tiere in Ungarn. "Wir sind nur zuständig für Deutschland, mögliche Straftaten in Ungarn müssten gegebenenfalls von den Behörden in Ungarn aufgeklärt werden", sagte Schnabel.

Mortler: „Genug ist genug“

Für ein härteres Durchgreifen bei der Umsetzung der Tierschutzgesetze plädiert die Agrarpolitikerin der CSU im Europäischen Parlament, Marlene Mortler. Sie kündigte an, bei der neuen Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen für die Umsetzung folgender Punkte zu werben:

  • Novellierung der EU-Tierschutz-Transport-Verordnung
  • Verschärfung der EU-Tierschutz-Schlacht-Verordnung
  • Schaffung einer europäischen Rechtsgrundlage, damit EU-weit verpflichtend eine Haltungs- und Herkunftskennzeichnung für Fleisch sämtlicher Tierarten eingeführt werden kann.

Stellungnahme Süddeutsche Truthahn AG

Gegenüber top agrar online betonte die Süddeutsche Truthahn AG (Sütag), dass die Einhaltung der Tierschutzbestimmungen eine hohe Priorität habe. Man zeige hohes Engagement bei der Umsetzung von spezifischen Programmen mit erhöhtem Tierwohlstandard in Deutschland (zum Beispiel Bio und Besonders Tierfreundliche Stallhaltungssysteme BTS) und erwarte von seinen Zulieferbetrieben die Einhaltung der geltenden Tierschutzbestimmungen. 90 Prozent der bei Sütag angelieferten Tiere würden aus Deutschland stammen.

"Nach Bekanntwerden der Vorwürfe wurde der Betrieb in Ungarn vorsorglich gesperrt und bei zwei unabhängigen Kontrollstellen umgehend zusätzliche unangemeldete Spot-Audits bei allen uns beliefernden ungarischen Aufzuchtbetrieben in Auftrag gegeben. Die Videoaufnahmen haben wir bei der Ausstrahlung zum ersten Mal gesehen. Wir werden die Bilder mit unseren internen Fachpersonen analysieren und dabei auch externe Sachverständige beiziehen. Bis zur endgültigen Klärung der Vorwürfe bleibt der Betrieb in Ungarn gesperrt und wird kein Fleisch an die Süddeutsche Truthahn AG liefern", heißt es.

Alle Zulieferbetriebe würden regelmäßig kontrolliert und auditiert. "Wie alle Lieferanten der Sütag ist auch dieser Betrieb in Ungarn mit dem deutschen QS-Prüfzeichen zertifiziert, das höhere Anforderungen an das Tierwohl verlangt als der gesetzliche Mindeststandard. Alle QS-zertifizierten Betriebe werden regelmäßig von einer unabhängigen Kontrollstelle kontrolliert und auditiert. Die entsprechenden Audits, Transportkontrollen und Veterinärprotokolle waren bis jetzt unauffällig und zeigten keine Hinweise auf mögliche Tierschutzvergehen."

Die Rückverfolgbarkeit sowie die Trennung der Warenströme zwischen deutschem und importiertem Putenfleisch sei jederzeit sichergestellt. Die Verpackungen des Fleisches würden gemäß den gesetzlichen Vorgaben der EU (VO) 853/2004 EG auf der Verpackung korrekt mit der Veterinärkontrollnummer deklariert. Hier müsse die Veterinärkontrollnummer des Inverkehrbringers deklariert sein. Frisches unbehandeltes Geflügelfleisch werde gemäß der Lebensmittel-Informationsverordnung (LMIV) zusätzlich deklariert mit (als Beispiel): Aufgezogen in Ungarn, geschlachtet in Deutschland, so das Unternehmen.

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