topplus Vorteile der Doppelnutzung

So machen Sie mehr aus Ihrer Hühnerwiese!

Freilaufflächen für Hühner sind oft wenig ausgestaltet. Dabei könnte eine Doppelnutzung viele Vorteile bringen: für die Hühner, für die Flächen und für den Geldbeutel.

Lesezeit: 4 Minuten

Freilandhaltungs-Ställe mit 15.000 Hennen benötigen mindestens 6 ha Fläche als Auslauf. Die Hühner nutzen häufig aber nur den näheren Bereich um den Stall. Weiter draußen liegende Bereiche steuern nur wenige Tiere an. Das Ergebnis:  Kahle Wüste rund um den Stall, ungenutztes Grünland in den entfernten Ecken. Die Hauptursache dafür ist der fehlende Schutz vor Greifvögeln, Sonne, Regen und Wind.

Flächen doppelt nutzen

Legehennenhalter können aus der Not aber eine Tugend machen, indem sie die Flächen zweit verwerten. Kurzumtriebsplantagen mit schnellwachsenden Laubbäumen wachsen in Deutschland inzwischen auf mehreren Hundert Hühnerwiesen. Den Nutzen für die Hühner und die Flächen sowie die Herausforderungen für ihre Besitzer zeigen wir in einer Reportage aus dem Emsland.

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R E P O R T A G E

Weide und Wald kombiniert

Baumreihen und Kurzumtriebsplantagen bieten mehr Vorteile als nur Schatten und Schutz für die Hühner. Legehennenhalter Michael Engling hat aber auch mehr Arbeit mit den angepflanzten Pappeln.

Von Michael Englings 15.000 Bio-Legehennen sind auf der knapp 7 ha großen Auslauffläche auf den ersten Blick nur einige Dutzend Tiere zu sehen. Denn gut ein Drittel der Fläche ist mit schnell wachsenden Pappeln bepflanzt. Der Großteil der Hennen hat sich hierin zurückgezogen.

Die bis zu 12 m breiten Streifen sind sternförmig um den Stall angeordnet und an den Parzellen für die Hühnergruppen ausgerichtet. Die Bäume stehen in den Reihen auf 1 m Abstand. Zwischen den Reihen sind 2 m Platz. Vom Stall bis zu den ersten Bäumen sind rund 15 m nicht bepflanzt, damit Maschinen einfacher rangieren können.

Seit sechs Jahren hält der Landwirt seine Legehennen unter Bäumen: „Die Pappeln haben wir noch vor dem Bau des Stalles gepflanzt“, erinnert Engling sich. Der Start war anspruchsvoll, da die Stecklinge unter Trockenheit litten und bewässert werden mussten. „Alle Bäume haben wir nicht retten können“, erinnert er sich. Anschließend war zudem eine intensive Unkrautbekämpfung mit der Hacke nötig. Insgesamt kostete die Anlage der Baumreihen rund 9.000 €, Pflege und Einsparung der Schutzhütten bzw. Schattenspender nicht berücksichtigt.

Hühner nutzen ganze Fläche

Trotzdem hat sich die Investition nach Englings Einschätzung gelohnt: Mitte Mai sind die Pappeln dicht belaubt und die Baumreihen kaum zu durchschauen. Blickt man unter die tief hängenden Äste, wird schnell klar, dass die Hühner die Bäume gerne annehmen.

Der Boden unter den Bäumen wird intensiv zum Scharren genutzt. Auch im „hinteren“ Drittel des Auslaufs, rund 100 m vom Stall entfernt, sind viele Tiere zu finden: „Die Hühner ziehen viel weiter in den Auslauf, verteilen sich besser in der Fläche und düngen diese damit gleichmäßiger“, erklärt Engling. Die Bäume schützen die Tiere vor Regen, Sonne und Wind sowie vor Greifvögeln. Im Sommer ist es darunter spürbar kühler.

Engling will aber auch die Herausforderungen nicht verheimlichen: „Die Übersichtlichkeit der offenen Wiese ist natürlich weg, das Ablaufen der Schneisen zur Kontrolle dauert deutlich länger“, erklärt er. Dass die Kontrolle nötig ist, zeigen Wühlspuren am Zaun, die von einem Fuchs stammen. „Die Bäume halten zwar fliegende Beutegreifer ab, vierbeinige haben aber einen Vorteil“, hat Engling festgestellt.

Dagegen hat sich die Befürchtung, die Hühner könnten abends zum Schlafen in die Baume fliegen und nicht in den Stall zurückkehren, nicht bestätigt. Auch hat der Landwirt in den bisherigen sechs Durchgängen keine „wilden“ Legenester unter den Bäumen gefunden.

Holzernte im Hühnerhof

Im vergangenen Jahr hat Engling erstmals Pappeln „geerntet“. Die Bäume waren deutlich über 10 m hoch gewachsen. Einige Bäume in Stallnähe hatte der Landwirte zuvor gefällt, weil diese sonst die PV-Anlage auf dem Dach verschatten.

Damit die Hühner nicht an die Neuaustriebe kommen, müssen die Pappeln in 60 bis 70 cm Höhe gekappt werden, damit sind die Reihen aber nicht überfahrbar. Die Entnahme erfolgt daher mittels Kettenbagger und Fällgreifer von außerhalb der Baumstreifen.

Die Bäume werden dann aufgeschoben, um über den Sommer zu trocknen und später gehackt. Die anfallenden Hackschnitzel verkauft der Landwirt anhängerweise.

Insgesamt ist Legehennenhalter Engling vom Hühnerwald überzeugt. Das Mehr an Tierwohl sei zwar schwierig zu messen, subjektiv bringe der Wald aber Vorteile für die Hühner, fasst Engling zusammen.

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