Situationsbericht
Starker Anstieg der globalen Geflügelfleischerzeugung
Auf Hähnchen entfallen 73 % der deutschen Geflügelfleischerzeugung, auf Puten 22 % und auf Enten knapp 3 %. Für 2020 rechnen Fachleute mit einer weiter moderat steigenden Geflügelerzeugung.
Die globale Produktion von Geflügelfleisch ist 2019 nach Einschätzung der FAO um 4,7 % auf 130,5 Mio. t gestiegen. Über die Hälfte des Produktionszuwachses (56 %) von 5,9 Mio. t entfallen auf China, berichtet der DBV im Situationsbericht 2019.
In China wird der Ausbau der Geflügelhaltung besonders stark vorangetrieben, da bei Schweinefleisch durch die Afrikanische Schweinepest starke Produktionsausfälle entstehen. Zum globalen Mengenwachstum haben dann auch die USA, die EU und Brasilien wesentlich beigetragen, gefolgt von Argentinien, Mexiko und der Ukraine.
Größte Geflügelfleischproduzenten der Welt sind die USA mit 22,9 Mio. t, China mit 22,3 Mio. t, die EU-28 mit 15,6 Mio. t sowie Brasilien mit 14,2 Mio. t.
Etwa 79 % der Welterzeugung an Geflügelfleisch sind Hähnchen. Der Trend der zunehmenden Beliebtheit von Hähnchenfleisch aufgrund von veränderten Verzehrgewohnheiten und des relativ günstigen Preises hält weltweit an. Für 2020 wird ein ähnlich starkes Wachstum der globalen Geflügelfleischerzeugung erwartet wie in 2019.
Weltagrarmarkt für Geflügelfleisch (Bildquelle: DBV)
Auch in der EU weiterer Produktionszuwachs
Die Bruttoeigenerzeugung von Geflügelfleisch in der EU beträgt nach Schätzungen der Europäischen Kommission in 2019 15,6 Mio. t. Das sind 2,5 % mehr als in 2018. Für 2020 deutet sich eine etwas schwächere Zunahme der EU-Geflügelfleischerzeugung an (+ 1,5 %).
Die EU-Erzeugung von Hähnchen, die die Geflügelfleischerzeugung mit einem Anteil von 81 % dominiert, dürfte 2019 um 3,4 % auf 13,5 Mio. t zunehmen. Treibende Kraft hinter dieser Entwicklung ist dabei Polen, auf das mittlerweile rund ein Sechstel des in der EU produzierten Hähnchenfleisches entfällt.
Gegenüber Vorjahr fast unverändert ist die Putenerzeugung. Sie macht knapp 14 % an der EU-Erzeugung von Geflügelfleisch aus. Auf Grund hoher Zuwachsraten ist Polen zum größten Putenerzeugerland in der EU aufgestiegen, vor Deutschland, Frankreich und Italien. Die EU-Entenerzeugung, die rund 3 % der EU-Geflügelfleischerzeugung ausmacht, dürfte in 2019 weiter kräftig steigen, nachdem die Vogelgrippe 2017 vor allem in Frankreich und Ungarn zu einer starken Produktionseinschränkung geführt hatte. Aus Frankreich kommen gut zwei Fünftel aller in der EU erzeugten Enten.
Deutsche Geflügelerzeugung nur mit leichtem Zuwachs
Die deutsche Geflügelfleischerzeugung steigt 2019 mit voraussichtlich 1,834 Mio. t gegenüber Vorjahr leicht an (+ 0,9 %). Ein großer Teil des Geflügels wird nach den Richtlinien der Initiative Tierwohl gehalten. Dadurch werden die Ställe weniger stark belegt. Das dennoch kleine Wachstum reicht aus, um den Selbstversorgungsgrad wieder knapp über die Marke von 100 % zu heben.
Auf Hähnchen entfallen 2019 73 % der deutschen Geflügelfleischerzeugung, auf Puten 22 % und auf Enten knapp 3 %. Für 2020 wird für Deutschland mit einer weiter moderat steigenden Geflügelerzeugung gerechnet.
Geflügel hat die beste Futterverwertung
Der weltweite Trend zur Erzeugung von Geflügelfleisch hängt mit der im Vergleich zur Erzeugung anderer Fleischarten relativ kostengünstigen Futterverwertung des Federviehs zusammen. Steigen die Futterkosten, ist der Trend zur Geflügelfleischerzeugung besonders stark ausgeprägt, vor allem in den Entwicklungsund Schwellenländern. In modernen Mastbetrieben ist heute etwa 1,8 kg Futter nötig, um 1 kg Hähnchenfleisch zu erzeugen.
Erzeugerpreise für Hähnchen 2019 unter Vorjahreslinie
Die Erzeugerpreise für Masthähnchen schwankten im Jahr 2019 ungewöhnlich stark. Nachdem die Preise in der ersten Jahreshälfte merklich anzogen, standen sie ab September stärker unter Druck. Die Hähnchenhalter müssen dementsprechend mit einem Preis auskommen, der etwas unter dem Niveau des Vorjahres liegt.
Konnte für ein Masthähnchen mit 1.500 Gramm 2018 noch ein Durchschnittspreis von 0,87 Euro je Kilogramm erlöst werden, liegt dieser 2019 bei voraussichtlich rund 0,84 Euro je Kilogramm (- 3,4 Prozent).
Anders sieht die Preisentwicklung bei Puten aus. Die Erzeugerpreise zogen im Laufe des Jahres deutlich an. Puten (18,5 kg Hähne) erzielen im Jahresdurchschnitt 2019 voraussichtlich 130,2 Euro je 100 Kilogramm Lebendgewicht. Gegenüber dem Vorjahr sind das 4,4 % mehr. Für 2020 wird bei Hähnchen- und Putenfleisch mit keinen gravierenden Änderungen der Erzeugerpreise gerechnet.
von Bernd Müller
Herr Niemann
wer ist denn für die hohen Auflagen innerhalb Deutschlands verantwortlich? Das sind die landwirtschaftsfernen NGOs! Für die Futterproduzenten wäre es super, wenn die Preise aufgrund der Dürre gestiegen sind. Dieses ist nicht der Fall. Was des einen Leid ist des anderen Freud. ... mehr anzeigen Dadurch konnten die Ergebnisse in der Hähnchenmast stabil gehalten werden. Warum reden Sie eigentlich die HM in Deutschland seit Jahren, wenn nicht sogar seit Jahrzehnten, tot? Natürlich wird die Konkurrenz aus Eu als auch nicht-Eu größer aber die Geflügelbranche ist der einzige Bereich in der Lw, die es geschafft hat ein Tierwohl-Label aufzustellen wo 70% der Erzeuger zusammen mit dem Leh im Boot sind. So konnte man sich von der Konkurrenz etwas abheben. Es sollte ein Beispiel für die restliche Landwirtschaft sein, dass mit einer integrierten Produktion auch etwas zu erreichen ist und nicht immer nur das Gespenst von der Abhängigkeit der großen Konzerne an die wand malen... weniger anzeigen
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von Eckehard Niemann
Deutsche Hähnchenmäster: Preisdruck und Kostensteigerung
EU-Drittlands-Importe machen etwa 8% des Geflügelfleischs aus und gefährden den Absatz der hiesigen Mast-Konzerne kaum: handelt es sich doch im Wesentlichen um gefrorene, vorverarbeitete oder gesalzene Billig-Ware für Fertiggerichte. Im Gegensatz dazu erzeugen die hiesigen Konzerne ... mehr anzeigen vor allem Frischware. ----- Mit Ausnahme dieser 8% Importware ist der EU-Hähnchenmarkt ausreichend gegen Hähnchenfleisch-Importe aus EU-Drittländern geschützt: Durch Zölle und durch qualitative Schranken (z.B. immerhin gegen Chlor-Hähnchen oder Hormon-Ware). Allerdings gibt es begrenzte Einfuhrkontingente für einige Länder. Importe stammen vor allem aus Thailand und Brasilien (je 27%), der Ukraine (15%) und Chile (5%). Sehr umfangreich sind allerdings Ex- und Importe innerhalb der EU. ----- Allerdings exportieren die EU-Geflügelkonzerne auch in beträchtlichem Umfang in EU-Drittländer. Und auf diesem Weltmarkt konkurriert man mit Konzernen aus Ländern wie USA und Brasilien mit erheblich niedrigeren Produktionskosten. Die EU exportiert vor allem geringwertigere Teilstücke, aktuell hauptsächlich – zu Lasten der dortigen Mäster - in folgende Länder: Philippinen, Ghana, Ukraine, Südafrika, Hongkong, Vietnam, Benin, D.R. Congo, Saudi-Arabien oder Gabun. ----- Nach den Jahren mit – für die meisten deutschen Mäster – guter oder ausreichender Rendite gerät die Branche derzeit in eine neue Krise: Das liegt sowohl an den gestiegenen Futterpreisen infolge der Dürrejahre als auch an der Tatsache, dass die Masthühner-Produktion kostenbedingt innerhalb der EU ostwärts wandert. Vor allem Polen steigert seine Erzeugung und auch seine Exporte (vor allem noch in die Niederlande und Großbritannien) drastisch, wobei die dadurch verursachte Überproduktion die von den Fleischkonzernen ausgezahlten Erzeugerpreise deutlich drückt. Der Lebensmittel-Einzelhandel nutzt dieses Überangebot, indem er immer neue Billigware anbietet. ------ Die Geflügelkonzerne in der EU und auch in Deutschland produzieren im gegenseitigen Konkurrenz- und Verdrängungskampf weiter Übermengen. Dies führt gerade zu einer Talfahrt der Deckungsbeiträge und Gewinne der Hähnchenmäster, die durch steigende Baukosten und Genehmigungs-Vorgaben für neue Ställe in Deutschland und Holland weiter sinken dürften – evt. Auch durch einen Brexit oder durch ein Mercosur-Freihandelsabkommen... ------- Allerdings ist das Mengen-Wachstum in Deutschland im Jahre 2019 mit 0.8% deutlich niedriger als das in der EU mit prognostizierten 2,3% (AVEC). Das liegt daran, dass in Deutschland schon in 80% der Ställe die (schwache) EU- bzw. Label- Tierwohlregelung gilt, wonach zumindest 10% weniger Tiere pro Stall zu halten sind. Aber selbst diese Zuwachsmenge scheint oberhalb der aktuell wohl stagnierenden Verbrauchsmenge zu liegen. ----- (Auszug aus dem nächsten Kritischen Agrarbericht 2020, der Mitte Januar erscheint) weniger anzeigen
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