Druck wegen Masthuhninitiative

Tierschützer fahren Kampagne gegen Edeka wegen Hühnerbrustfilets

Die Albert Schweitzer Stiftung stellt den Lebensmittelhändler Edeka aufgrund von Muskelverfettung bei Hühnerbrustfilets der Eigenmarke Gut & Günstig an den Pranger.

Lesezeit: 3 Minuten

Die Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt kritisiert Edeka wegen der Hühnerbrustfilets der Eigenmarke Gut & Günstig deutlich.

Eine Untersuchung der Stiftung ergab angeblich, dass 94,5 % der untersuchten Produkte von Muskelverfettung betroffen sind. Die Stiftung untersuchte mehr als 500 Fleischproben aus 67 Edeka-Filialen in 23 deutschen Städten. Betroffen waren Hühnerbrustfilets der Haltungsform 2.

Fronescu: Muskelverfettung Hinweis auf Tierquälerei

Muskelverfettung, auch als White Striping bekannt, zeigt sich durch weiße Fettstreifen, die parallel zu den Muskelfasern verlaufen.

„Muskelverfettung ist kein Schönheitsfehler, sondern ein klarer Hinweis auf systematische Tierquälerei“, erklärt Irina Fronescu, Bereichsleitung Kampagnen bei der Albert Schweitzer Stiftung. Industriell genutzte Masthühner seien aus wirtschaftlichen Gründen so gezüchtet, dass sie ihr Zielgewicht bereits nach ungefähr 30 Tagen erreicht hätten. Dieses rasante Wachstum überfordere den Organismus und führe neben Schmerzen und Stress häufig auch zu einem Absterben von Muskelgewebe, welches dann durch Fett ersetzt werde.

Aus Sicht der Stiftung ist von Muskelverfettung betroffenes Fleisch qualitativ minderwertiger. Es könne bis zu 224 % mehr Fett sowie bis zu 9 % weniger Protein enthalten. 

Stiftung greift Markus Mosa direkt an

Die Albert Schweitzer Stiftung wirft Edeka vor, das Vertrauen der Kunden zu missbrauchen und fordert den Lebensmitteleinzelhändler auf, der Europäischen Masthuhn-Initiative (ECC) beizutreten. Dieser Initiative hätten sich bereits andere große Supermarktketten wie Aldi, Rewe und Lidl angeschlossen.

Von allen großen Lebensmittelhändlern in Deutschland habe Edeka bisher am wenigstens für höhere Tierschutzstandards getan, behauptet Irina Fronescu. Die Bereichsleiterin vermutet, dass das an einem veralteten Verständnis von Unternehmensführung liegen könnte. Fronescu wörtlich: „Wir erleben mit dem Vorstandsvorsitzenden Markus Mosa eine Managementkultur, die sich hinter PR-Strategien versteckt, aber inhaltlich auf dem Stand von vorgestern verharrt.“

Edeka: Kriterien der Initiative Tierwohl übertreffen ECC

Edeka weist die Vorwürfe in einer Stellungnahme für die Lebensmittel Praxis zurück. Der Lebensmitteleinzelhändler betont, sich seit Jahren für bessere Standards in der Nutztierhaltung einzusetzen. Dabei lege Edeka den Fokus auf die in Deutschland etablierte Initiative Tierwohl und die darauf aufbauenden höheren Haltungsformstufen. 

„Die Kriterien der in Deutschland etablierten Haltungsformen 3 und 4 lagen von Anfang an über denen der Europäischen Masthuhn-Initiative“, argumentiert ein Sprecher. Diese Kriterien beruhten auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und unterlägen einer regelmäßigen unabhängigen Kontrolle.

Angebot für höhere Haltungsformen wird weiter ausgebaut

Edeka baue das Angebot für die höheren Haltungsformen seit Jahren kontinuierlich aus. Dabei werde teilweise auch mit Bio-Anbauverbänden wie Bioland, Biopark, Demeter und Naturland, aber auch dem Deutschen Tierschutzbund zusammengearbeitet. Das Ziel: Ab 2030 soll nur noch Fleisch der Haltungsformen 3, 4 und 5 angeboten werden. 

Edeka weiterhin zum Dialog bereit

Im Oktober 2024 habe die Albert Schweitzer Stiftung Edeka mitgeteilt, dass sie die Kriterien der ECC geändert und an die Kriterien der Haltungsform 3 angepasst habe. Nach Auffassung von Edeka räumte die Stiftung damit ein, dass ihre bisherigen Kriterien und Zeitpläne nicht praxistauglich gewesen seien. 

Edeka erklärt sich gegenüber der Lebensmittel Praxis bereit, den Dialog mit der Stiftung fortzusetzen, plädiert jedoch für einen sachlichen Austausch von Argumenten statt einer „einseitigen und polemischen Kampagne“.

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