Unsere Autorin: Viola Erfkämper, LWK NRW. Dieser Text ist zuerst erschienen im Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben 20/2025.
Verschiedene Einrichtungen, darunter das Versuchs- und Bildungszentrum Landwirtschaft Haus Düsse, führen derzeit gemeinsam das Projekt OptiLeg durch. Es soll einen Beitrag zur zukünftigen Ausrichtung der Jung- und Legehennenhaltung leisten.
Ziel ist es, durch frühere Öffnung der Voliere in der Junghennenaufzucht und eine faserreiche Fütterung die Haltungsdauer von Legehennen zu verlängern. Erste Ergebnisse stellte jetzt Dr. Philipp Hofmann von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft auf dem NRW-Geflügeltag vor.
Wirtschaftlicher Druck
Die Haltungsdauer von Legehennen ist ein entscheidender ökonomischer Faktor. Während die Kosten pro Junghenne unter anderem aufgrund des Tötungsverbots männlicher Küken stetig steigen, nimmt die Legeleistung im Verlauf der Produktionsperiode ab.
Parallel steigt der Anteil nicht vermarktungsfähiger Eier. Ab einem gewissen Schwellenwert ist die Eiererzeugung deshalb nicht mehr rentabel. Hier setzt das Projekt Opti Leg an: Kann eine gezielte Gestaltung der Junghennenphase die Haltungsdauer der Tiere verlängern und damit Tierwohl, Gesundheit und Wirtschaftlichkeit verbessern?
Von Kitzingen zur Düsse
Im Januar 2024 hat das Projektteam am Versuchs- und Bildungszentrum Geflügel, Staatsgut Kitzingen, insgesamt 3.712 Junghennen der Genetiken Lohmann Brown-Classic eingestallt. Bis zur Ausstallung im Mai 2024 erfassten die Projektbeteiligten systematisch das Gewicht, den Futterverbrauch, den Futteraufwand und den Gesundheitszustand der Tiere.
Seit der 18. Lebenswoche führt die Landwirtschaftskammer NRW die Legehennen nun in Haus Düsse unter einheitlichen Bedingungen weiter. Hier dokumentiert das Projektteam unter anderem Legeleistung, Eimasse, Eigewichtsklassen und die Eiqualität. Ziel ist es, die Tiere mindestens bis zur 80. Lebenswoche zu halten. Zwei Maßnahmen standen in der Aufzucht im Zentrum der Untersuchung:
Optimierte Fütterung mit unterschiedlichem Rohfaseranteil: Höhere Rohfasergehalte sollen Darmgesundheit, Muskelmagenentwicklung und Futterverdaulichkeit verbessern. Dies könnte die Futteraufnahme in kritischen Phasen wie der Umstallung erhöhen – und damit einen optimalen Start in die Legephase begünstigen.
Unterschiedliche Öffnungszeitpunkte der Voliere: Eine frühere Öffnung soll das Bewegungsverhalten sowie die Brustbein- und Gefiedergesundheit der Tiere fördern. Derzeit muss laut dem Verein für kontrollierte alternative Tierhaltungsformen (KAT) eine Öffnung bis zum 35. Lebenstag erfolgen, ein Eckpunktepapier zur Haltung von Junghennen fordert eine Öffnung spätestens ab Tag 21. Das Projekt OptiLeg testete bereits eine Öffnung der Voliere ab Tag 14.
Positive Effekte
Die bisherigen Ergebnisse zeigen: Sowohl die Fütterung mit erhöhtem Rohfasergehalt, als auch eine frühere Öffnung der Voliere haben positive Effekte auf das Tierwohl und die Entwicklung der Hennen. Hennen, die frühzeitig Zugang zum Scharraum hatten, waren signifikant schwerer und zeigten weniger Feder- und Hautschäden. Besonders bemerkenswert: "Die Tiere kamen bereits ab Tag 14 erstaunlich gut mit der erweiterten Umgebung zurecht – ein Zeichen dafür, dass eine frühere Öffnung praktikabel ist", erläuterte Hofmann.
Junghennen, die ein faserreicheres Futter erhielten, waren am Ende der Aufzucht signifikant leichter als jene mit Kontrollfutter. Auf die Muskelmagenentwicklung und Knochenfestigkeit hatten die Versuchsvarianten keinen messbaren Einfluss.
Einfluss auf Verhalten
Auch in Bezug auf den Gefieder- und Hautzustand als indirekten Marker für Verhaltensauffälligkeiten liefern die ersten Ergebnisse interessante Hinweise: Höhere Rohfasergehalte im Futter und eine frühere Öffnung der Volieren verringerten das Auftreten von Gefieder- und Hautveränderungen.
Besonders in der Versuchsgruppe mit hohem Rohfasergehalt und später Volierenöffnung konnte der Rohfasergehalt im Futter das Risiko von Hautverletzungen deutlich reduzieren. Eine Verbesserung der Brustbeingesundheit durch frühere Volierenöffnung oder angepasste Fütterung konnte hingegen nicht bestätigt werden – alle Tiere zeigten vergleichbare Veränderungen.
Die Auswertungen der Legephase und somit die Erfassung der Legeleistung, Eimasse und eine wirtschaftliche Bewertung laufen derzeit im Versuchs- und Bildungszentrum Landwirtschaft Haus Düsse. Doch schon jetzt ist klar: Die Junghennenaufzucht ist mehr als nur ein Vorlauf zur Legeperiode – sie ist ein entscheidender Baustein für Tierwohl, Tiergesundheit und Leistung.
Praxistipps aus OptiLeg
Folgende Empfehlungen für die Praxis lassen sich schon jetzt aus dem Projekt ableiten:
Frühere Öffnung der Voliere und erhöhter Rohfasergehalt können das Auftreten von Federpicken und kannibalistischem Picken redu zieren.
Futter mit praxisüblichen Rohfa-ser-Gehalten und eine früherer Öffnung der Voliere können höhere Tiergewichte erzielen.
Eine frühe Öffnung der Voliere hat besonders starke Effekte auf die Reduktion von Gefieder- und Hautschäden.