Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Bürokratieabbau Agrarantrag 2024 Maisaussaat Erster Schnitt 2024

topplus Aus dem Heft

Getreidemarkt 2022/23: Bleiben die Preise fest?

Lesezeit: 4 Minuten

Sobald der erntebedingte Verkaufsschub vorbei ist, erwarten Beobachter bei den Getreidepreisen wieder Spielraum nach oben. Wenn Ihr Händler jetzt mauert, sollten Sie also abwarten.

Bei vielen Getreideerzeugerinnen und -erzeugern liegen die Nerven blank. Teils ist dies zwar auch der Frage geschuldet, wie die Ernte 2022 in puncto Menge und Qualität ausfallen wird. Der Hauptgrund ist aber die Herausforderung, die neue Ernte lukrativer zu vermarkten als die des Vorjahres.

Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Traditionelle Strategien, z.B. ein Drittel vor, ein Drittel während der Ernte und den Rest später um den Jahreswechsel herum zu verkaufen, waren aus heutiger Sicht nicht optimal. Die höchsten Erlöse konnten diejenigen einstreichen, die mit der Vermarktung bis zum späten Frühjahr 2022 warteten.

Kurz nach Ernte zogen die Preise, getrieben durch die weltweite Nachfrage, an (siehe Übersichten unten). Ende Februar, als Russland die Ukraine angriff, explodierten sie. Das galt aber leider auch für die Kosten für Dünger, Diesel, Energie usw., deshalb kommt es beim Verkauf jetzt auf jeden Euro an. Aber: Macht man zeitnah noch den sprichwörtlichen Sack zu und sichert sich so Getreidepreise (siehe Übersicht rechts), von denen man bisher nur träumen konnte? Oder sitzt man die eventuelle saisonale Preisdelle in der Ernte aus und hofft auf erneuten Spielraum nach oben im weiteren Saisonverlauf?

Kein Überangebot in Sicht

Skeptiker warnen dringend davor, mit vollem Risiko, also der gesamten Ernte, auf steigende Erlöse zu spekulieren. „Angesichts des erreichten Niveaus ist die Luft nach oben dünn“, sagt ein Analyst. Von einer Wende zum Schlechteren könne aber vorerst auch keine Rede sein. Daran ändern auch die Versuche einiger Händler nichts, die Erzeugerpreise zur Ernte herunterzureden.

Fakt ist: Das Angebot bleibt, abgesehen von einem zeitweiligen Verkaufsschub, überschaubar. Der Internationale Getreiderat (IGC) hat seine Ernteprognose für 2022/23 jüngst gegenüber dem Vormonat um 24 Mio. t auf insgesamt rund 2,25 Mrd. t Getreide (ohne Reis) gesenkt. Gegenüber 2021/22 wäre das ein Minus von 40 Mio. t. Gründe dafür sind der Krieg in der Ukraine sowie fehlende Niederschläge in etlichen Anbauregionen.

kräftige Angebotsrückgänge

Vor allem bei Weizen und Mais ist die Versorgung nur durch einen Rückgriff auf Lagerbestände zu decken. Diese werden bis Mitte 2023 kleiner:

  • Bei Weizen sinken die Vorräte um ca. 11 Mio. t auf weltweit 271 Mio t. Mehr als die Hälfte davon bunkert aber China – vor allem für die eigene Versorgung – und die ukrainischen Vorräte sind bis auf Weiteres ebenfalls nicht so einfach für den Weltmarkt verfügbar. Das Sicherheitsnetz ist also extrem dünn. Kein Wunder, dass bei Organisationen, z.B. der FAO, die die Ernährung der Weltbevölkerung im Blick haben, alle Alarmglocken läuten. Nicht nur wegen knapper Mengen, sondern auch wegen hoher Preise. In ärmeren Ländern drohen Hungersnöte.
  • Auch die Maisvorräte sind alles andere als auskömmlich. Sie nehmen innerhalb der kommenden zwölf Monate laut IGC um 16 Mio. t auf insgesamt 269 Mio. t ab. Zwei Drittel davon sollen dann allerdings in China und etliche Mio. t auch in der Ukraine liegen. Eine sichere Versorgung sieht anders aus.

Damit kein falscher Eindruck entsteht: Bei uns muss sich niemand Sorgen um ein ausreichendes Lebensmittelangebot machen. Das gilt auch, falls die Ernteprognosen eventuell noch weiter gesenkt werden müssen. In dem Fall müssen sich Handel, Verarbeiter, Exporteure und Verbraucher jedoch auf weitere Preissteigerungen einstellen.

Die deutschen Mühlen und Futtermischer sind gut beraten, sich rechtzeitig um ihre Versorgung mit Brot- oder Futtergetreide zu kümmern. Wenn die Ernteschätzungen zutreffen – sie liegen zwischen insgesamt 42 und 42,9 Mio. t Getreide – deckt das heimische Angebot den Inlandsbedarf. Beobachter gehen allerdings weiterhin von guten Exportchancen für EU-Getreide aus, und zwar auch für die qualitativ zumeist hochwertige deutsche Ware.

Konkurrenz um den Rohstoff

„Ich erwarte einen regen Wettbewerb um den Rohstoff“, sagt ein Makler. Er empfiehlt Landwirten deshalb folgende Vermarktungsstrategien:

  • Wer weiß, dass er direkt ex Ernte verkaufen wird oder muss, sollte am besten jetzt noch schnell vorverkaufen.
  • Sie sollten auch bei attraktiven Offerten zeitnah zuschlagen.
  • Trennen Sie sich auch zeitnah von schwachen Qualitäten.
  • Einwandfreie Partien, besonders Weizen und Gerste in Exportqualität, sollten Sie hingegen einlagern, wenn Ihr Handelspartner ex Ernte mauert.

Ihr Kontakt zur Redaktion:joerg.mennerich@topagrar.com

Die Redaktion empfiehlt

top + Das Abo, das sich rechnet: 3 Monate top agrar Digital für 9,90€

Unbegrenzter Zugang zu allen Artikeln, Preis- & Marktdaten uvm.

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.