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Gute Gründe für Jerseys

Lesezeit: 4 Minuten

Höhere Milchpreise, geringere Futteraufnahme und gut fürs Klima: Immer mehr Landwirte sind von den Vorteilen der Jersey-Milchkühe überzeugt.

Dunkle Kulleraugen und ein neugieriger Charakter. Zwei Gründe dafür, dass man in vielen Milchviehherden ein paar „Hobby-Jerseys“ findet. Dabei bestechen die Rinder vor allem durch ihre inneren Werte, meint Milchviehhalter Arno Leurs aus Kerken (NRW): „Die wesentlichen Vorteile sind hohe Milchinhaltsstoffe, eine geringe Futteraufnahme und eine klimaeffiziente Milchproduktion.“ Hinzu kommen eine gute Fruchtbarkeit und Klauengesundheit. Leurs ist Vorsitzender des Verbandes Deutscher Jersey (VDJ) und setzt seit 30 Jahren auf die Rasse. Mittlerweile sind es 230 Kühe, die er in einer GbR mit seinem Sohn Michael hält. Sie melken aktuell 7189kg (5,65%Fett, 4,19% Eiweiß).

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Bundesweit ist der Anteil der Milchrasse gering. Doch die Zahl steigt: 2021 zählte der VDJ 4280 Kühe – 2015 waren es weniger als 2000. Hinzu kommen Tiere, die in den Herdbüchern der Landesverbände oder in keinem Herdbuch registriert sind. Immer mehr Betriebe steigen teilweise oder komplett auf die Rasse um. Das zeigen auch unsere Reportagen (ab Seite R10).

Rentable Inhaltsstoffe

Für den Rassewechsel gibt es verschiedene Gründe, meint Frank Achelpöhler von der Arbeitsgemeinschaft für Landberatung in Niedersachsen. Einige Betriebe wollen Altgebäude nutzen, aus denen die Holsteinkühe „herauswachsen“. Denn Jerseys zählen mit einer Kreuzbeinhöhe von etwa 130 cm und einem Lebendgewicht von ca. 400 kg zu den kleinen Milchviehrassen.

Die Milchleistung ist vergleichsweise gering, doch die Inhaltsstoffe sind hoch: 2021 lieferten die MLP-Jerseys im Schnitt 6420 kg mit 5,52% Fett und 4,09% Eiweiß. Höhere Leistungen und Inhaltsstoffe versuchen einige Betriebe mit dänischer Genetik zu züchten. Dort liegt der Schnitt bei 7830 kg mit 6% Fett und 4,1% Eiweiß.

„Jerseys rechnen sich vor allem dann, wenn die Molkereien auf ein dynamisches Bezahlsystem für Inhaltsstoffe setzen“, sagt Achelpöhler. Dynamisch heißt, dass die Höhe des Zuschlags für Fett und Eiweiß mit dem Grundpreis ansteigt. Bei anderen Modellen ist der Zuschlag fix. Eine dynamische Bezahlung nutzen beispielsweise die Molkereien DMK, Arla, FrieslandCampina und Ammerland.

Nase vorn beim Klima

Zusätzlich gelten Jerseys als futtereffizient. Die tägliche Trockenmasseaufnahme einer Jersey-Kuh liegt bei rund 17 kg, während Holsteins etwa 22 kg fressen. „Von einem Hektar Futterfläche ernähren wir rund 25% mehr Kühe“, macht Leurs deutlich.

Das spart Futterkosten und ist auch nachhaltiger. Das kann der Landwirt belegen. Er hat den CO2-Fußabdruck der Milchproduktion mit dem Klimacheck seiner Molkerei Arla analysiert. Demnach liegt seine Herde bei 0,89 kg CO2-Äquivalente (CO2e) pro kg Milch. Zum Vergleich: Laut FAO liegt der Schnitt in Westeuropa bei 1,37 kg CO2e/kg Milch.

„Grund für die Klimaeffizienz ist auch der rund 25% geringere Platzbedarf. Das heißt: In einem Stall für 120 Holsteins finden rund 150 Jerseys Platz“, sagt Leurs. Für Jersey-Kühe gilt laut KTBL eine Großvieheinheit (GVE) von 0,85, während Holsteins mit 1,2 bewertet werden.

Jerseys sind nicht zuletzt auch für Weidebetriebe gut geeignet, da sie mit ihrer geringen Lebendmasse die Grasnarbe kaum beschädigen. Auch deshalb stehen wohl knapp 40% der VDJ-Kühe in ökologisch wirtschaftenden Betrieben.

Herausforderungen bleiben

Die Milchviehrasse hat aber auch Nachteile. Zum einen sind die Bullenkälber leicht und haben kaum Mastpotenzial. Das erschwert die Vermarktung und die Erlöse liegen deutlich unter HF-Kälbern. In Zeiten der gesellschaftlich diskutierten „einseitigen Leistungszucht“ und Forderung von Doppelnutzungsrassen ist das ein Knackpunkt.

Leurs produziert daher so wenig männliche Jersey-Kälber wie möglich: „Wir besamen unsere 50% besten Tiere ein- bis zweimal gesext. Alle anderen belegen wir mit Weiß-Blaue-Belgier-Sperma.“ Die leichtkalbigen Jerseys haben seiner Erfahrung nach kein Problem mit Kreuzungskälbern.

Zusätzlich müssen Jersey-Betriebe die geringeren Schlachterlöse der Altkühe einkalkulieren. Die Kühe müssen ihre Kosten alleine über die Milch erwirtschaften. Eine lange Nutzungsdauer ist Voraussetzung. Achelpöhler hat beispielhaft die Erlöse und Kosten einer Jersey- und Holstein-Herde verglichen. Sein Fazit: „Jerseys erwirtschaften 120 bis 149 € mehr pro Laktation.“ Die Berechnungen finden Sie hier: www.topagrar.com/Jersey2022

Und auch Leurs ist überzeugt: „Unsere Produktionskosten sind geringer und unsere Milchpreise ca. 30% höher. Mit den Jerseys erwirtschaften wir einen höheren Gewinn!“

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