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Australien: Farmer leiden unter Rekordhitze

Hitze ist in Australien nichts Außergewöhnliches. Die extremen Temperaturen von bis zu 50 °C stellen die Einwohner in Down Under aber vor besondere Herausforderungen - vor allem die Farmer. Eine Agrarfax-Reisegruppe war vor Ort auf mehreren Betrieben.

Lesezeit: 9 Minuten

Australiens Landwirtschaft leidet im zweiten Jahr nacheinander unter einer besonders schweren Trockenheit. In 2018 verzeichnete das Land sogar die seit 20 Jahren niedrigsten Niederschläge. Im tropischen Norden plagen hingegen sintflutartige Regenfälle die Einwohner.

Je nach Region ernten die Farmer in Australien ihr Getreide zwischen November und Januar. Die Folgen der Hitze sind ähnlich dramatisch wie in einigen Regionen in Deutschlands. Vor allem in den östlichen Bundesstaaten müssen die Betriebe auf 2/3 der sonst üblichen Getreideerträge verzichten.

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Da im Westen die Erträge besser ausgefallen sind, ist das Gesamtergebnis nicht ganz so dramatisch. Für das Wirtschaftsjahr 2018/2019 erwarten Experten für die Winterkulturen Weizen, Gerste und Raps nur 29,3 Mio. t. Das wären 20 % weniger als im Schnitt der vergangenen 20 Jahre. Bei den Sommerungen, zu denen unter anderem Sorghum, Mais, Sojabohnen und Baumwolle gehören, ist das Bild ähnlich: Die Gesamternte könnte mit 3,1 Mio. t um rund ein Viertel geringer ausfallen als in den Jahren zuvor.

Für die wichtigste Kultur, dem Weizen, geht das australische Landwirtschaftsamt ABARES von 11 Mio. t aus. Das wäre die seit elf Jahren geringste Ernte. Für Gerste liegt die Vorhersage bei 7,3 Mio. t – der seit zwölf Jahren niedrigste Wert. Bei Raps dürfte das Ergebnis mit 2,2 Mio. t auf ein Neun-Jahres-Tief fallen.

Futtertransporte über Tausende Kilometer

Unter den Ertragsausfällen leiden auch die Veredlungsbetriebe, denen nun die Futtergrundlage fehlt. Die National Australia Bank erwartet, dass die Futtermittel noch über Monate hinweg Mangelware sein werden. Große Mengen an Getreide werden daher jetzt von dem weniger von der Trockenheit geplagten Westen in den Osten transportiert.

Wegen der hohen Futternachfrage in weiten Teilen des australischen Ostens steigen die inländischen Preise. Verglichen mit den internationalen Getreidepreisen halten sich die australischen Notierungen daher auf einem sehr hohen Niveau. So haben einige Landwirte für ihre Gerste 430 australische Dollar pro Tonne erhalten (ab Hof). Umgerechnet sind das rund 270 €/t (1 austra. Dollar = 0,62 €).

Von der Trockenheit betroffen ist auch Ackerbauer John Piper. Er bewirtschaftet einen 1.200-ha-Betrieb etwa 200 km westlich von Brisbane. Seine Fruchtfolge besteht unter anderem aus Gerste, Weizen, Sorghum, Kichererbsen und Mungbohnen.

Besonders stark hat es in seiner Region die Gerste getroffen. Mit 10 bis 15 dt/ha liegt sie deutlich unter den sonst üblichen Erträgen (40 dt/ha). In den vergangenen zehn Monaten fielen auf Pipers Felder nur 50 bis 80 mm Niederschlag. Üblich sind 600 mm/Jahr. Allerdings regnet es auch in "normalen" Jahren meistens nicht in der Vegetationsperiode, sondern vor allem in den Wintermonaten. Sein oberstes Ziel verwundert daher nicht: Sparsam mit dem zur Verfügung stehenden Wasser haushalten. Daher setzt er auch auf ein Direktsaatverfahren ohne Bodenbearbeitung. In seinem Maschinenpark fehlen somit die für Deutschland typischen Geräte wie der Grubber oder der Pflug. Piper kommt stattdessen mit zwei Traktoren, einer Direktsaatmaschine, einer 18-m-Pflanzenschutzspritze und einem Mähdrescher mit neun Meter Arbeitsbreite aus.

Bei einem Farmbesuch bei der Familie Ziesemer, die einen 1.600 ha Hof in derselben Region bewirtschaftet, wurden eindrucksvolle Maßnahmen für eine effektive Bewässerung getroffen. Auf dem Hof bauen die Australier Weizen, Gerste, Sorghum und Körnermais an. Ein Viertel der Fläche des Betriebes kann bewässert werden. Theoretisch könnten sie ihre Felder Grundwasser bewässern. Doch die Regierung hat den Verbrauch begrenzt und aufgrund der Dürre nich einmal scharf nachgeregelt. Zur Bewässerung wird daher über ein Grabensystem Regenwasser aufgefangen und in einer 500.000 m3 großen Lagune gespeichert. Der Niederschlag fällt in der Region sehr unregelmäßig, häufig kommt es auch zu sintflutartigem Regen. Wenn das Wasser nicht in Lagunen aufgefangen werden würde, stünden große Mengen für die landwirtschaftliche Produktion nicht zur Verfügung. Zur Bewässerung fluten die Ziemsers ihre Flächen, die sie dazu extra nivelliert haben, sodass die Grundstücke ein Gefälle von 0,5 Prozent besitzen. Das überschüssige Wasser fangen sie in Sammelbecken auf und pumpen es wieder in die Lagunen zurück. Auf den bewässerten Flächen ernten die Australier in durchschnittlichen Jahren 6 t/ha Mais und 4 t/ha Weizen. Auf den nicht bewässerten Äckern liegt der Ertrag bei der Hälfte.

Export bricht ein

Auch die Hafenstandorte im Osten Australiens sind von der Dürre betroffen, da kaum Exporte stattfinden. Für Staaten in Insellage haben Häfen eine ganz besondere wirtschaftliche Bedeutung. Der Bau des Port of Brisbane wurde in den 70iger Jahren begonnen. Der ursprüngliche Hafen war zu klein geworden für die immer größer werdenden Hochseeschiffe. Stück für Stück haben die Einwohner die in der Mündung des Brisbane-River gelegenen Inseln daher durch Aufschüttungen miteinander verbunden. So ist in den letzten 30 Jahren auf der künstlichen Insel Fisherman lsland eine Hafenfläche von fast 2.000 ha entstanden.

Agrargüter haben am Umschlag im Hafen nur einen geringen Anteil. An wenigen Zahlen werden aber auch hier die Auswirkungen der Dürre sehr deutlich, unter der die landwirtschaftliche Produktion im Nordosten Australien leidet: 2016/2017 exportierten die Australier noch 800.000 t Agrargüter über den Hafen ins Ausland. 2017/2018 waren es nur noch 100.000 t. Der Warenstrom kehrte sich sogar um: 250.000 t Getreide haben Farmer vor kurzem aus dem Westen Australiens per Schiff nach Brisbane geschickt, um den Bedarf an Nahrungs- und Futtermitteln in der Region decken zu können.

Die Australier sind im Übrigen froh, dass sie den Bedarf noch mit inländischer Ware abdecken können. Denn der Import von ausländischer Wäre ist immer mit dem Risiko verbunden, dass Getreidekrankheiten und -schädlinge auf den Kontinent eingeschleppt werden, die es in Down Under bislang noch nicht gibt.

Karotten, Kartoffeln und Zwiebeln für die EU

In Neuseeland war das Unternehmen der "Balle Bros" ein Ziel der Reise. Die "Balle Bros" sind sieben Brüder, die in ihrem Unternehmen Kartoffeln, Zwiebeln und Karotten anbauen, lagern, aufarbeiten und vermarkten. In Neuseeland haben sie mit ihren Produkten einen Marktanteil von etwa 20 %. Rund 15.000 t bis 20.000 t vermarkten sie jährlich nach Indonesien und Japan. 11.000 t Zwiebeln, Kartoffeln und Karotten werden im europäischen Winter nach Europa exportiert. Auf den Flächen erfolgt eine Ernte im Jahr. Der große Vorteil der Anbauregion besteht darin, dass das Gemüse das ganze Jahr über gepflanzt und geerntet werden kann. Die Brüder können Ihren Abnehmern daher das ganze Jahr über Ware anbieten. In der Fruchtfolge stehen die Zwiebeln, Kartoffeln und Karotten mit Weizen, Gerste und Lupinen.

Im Milchvieh-Betrieb von Karen Preston und Grant Wills in der Waikato Region werden ca. 800 Milchkühe gehalten. Die Kühe sind Kreuzungstiere aus Jersey und Holstein Friesian, auch Kiwi-Cross genannt. Die Milchleistung der Kühe des Betriebes liegt bei 6.200 l/Jahr. Der Preis für die Milch bemisste sich an der Höhe des Trockenmassegehalts, da die Neuseeländer rund 95 % ihrer Milch exportieren - vor allem in Form von Milchpulver. Je höher der Trockenmassegehalt daher ausfällt, desto besser ist die Ware für den Export geeignet. 30 bis 32 Eurocent pro Liter bekommen die neuseeländischen Milchbauern umgerechnet von den Molkereien.

Gemolken werden die Kühe in einem Doppel-44iger-Fischgrätenmelkstand. Die Kühe halten Preston und Wills ganzjährig auf der Weide. Da aber der Grasertrag innerhalb des Jahres und von Jahr zu Jahr sehr schwankt, haben die beiden Hallen gebaut, in denen die Kühe vor dem Melken zum Ausgleich zu den schwankenden Graserträgen eine Mischung aus Maissilage, Tapioka und Pellets aus getrocknetem Gras erhalten.

Weltgrößter Kiwiproduzent

Mit einer Anbaufläche von 8.000 ha ist Neuseeland der weltweit größte Kiwianbauer. Die Kapital- und Arbeitsintensität ist mit dem Anbau von Wein vergleichbar. Der Wert einer Kiwiplantage beläuft sich auf umgerechnet bis zu 700.000 €. Während und nach der Blüte pflücken die Farmer die Blüten- bzw. die Fruchtansätze von Hand ab. Dies geschieht, damit nicht zu viele Früchte an einer Pflanze wachsen, was andernfalls nur zu einer geringen Fruchtqualität führen würde. Zudem dürfen sich die Früchte später nicht berühren, weil sie sich sonst gegenseitig beschädigen. Geerntet werden etwa 40 t Fürchte/ha.

Die Qualität der Kiwis wird durch den Zuckergehalt bestimmt, die Fruchtgröße und die Oberflächenbeschaffenheit der Frucht. Nach der Ernte müssen die einjährigen Triebe, die die Früchte getragen haben, per Hand entfernt werden. Vermarktet werden die Kiwis in Neuseeland über die zentrale Organisation Zespri, die mit einer entsprechenden Marktmacht zum Wohle der Produzenten den Käufern entgegentreten kann.

Früher gab es nur Urwald

Der Besuch des Milchviehbetriebes der Familie Stewart entpuppte sich als ein ganz besonderes Exkursionsziel. Wir standen in einem topmodernen Melkhaus mit einem Melkkarussell mit 54 Plätzen und der Seniorchef erzählte uns von seinen Aktivitäten im Umweltschutz und dem Anpflanzen von heimischen Gehölzen, um das Land wieder ökologisch aufzuwerten. Der Farmer führte uns deutlich vor Augen, dass es sich in Neuseeland um eine sehr junge, intensiv genutzte Kulturlandschaft handelt, die vor gut 100 Jahren noch ein ganz anderes Gesicht hatte. Als seine Vorfahren aus Europa nach Neuseeland kamen, mussten sie erst einmal Urwald roden, um das Land urbar zu machen und damals mit der Schafhaltung beginnen zu können. Heute halten die Stewarts auf 600 ha 900 Milchkühe. Der Standortvorteil, den die neuseeländischen Milchbauern gegenüber denen in Deutschland haben, war auf Anhieb zu erkennen. Es genügte ein einfaches Melkhaus für die Herde. Ein teurer Kuhstall ist nicht notwendig.

1000 Kühe, 30.000 Lämmer und 4.000 Ochsen

Die Waitatapia Farm gehört zwei Brüdern. Sie bewirtschaften 4.000 ha, von denen 1.800 ha beregnet werden können. Es werden 1.000 Milchkühe gehalten, 30.000 Lämmer und 4.000 Ochsen gemästet. Auf der Ackerfläche von 700 ha werden 120 ha Speiseerbsen, 40 ha Kartoffeln, 40 ha Brokkoli und Kohl, 35 ha Salat, 65 ha Mais und Braugerste angebaut. Der Mais wird als Silo-, Körner- bzw. Zuckermais genutzt. Außerdem haben die Geschwister Zuckerrüben in ihrer Fruchtfolge, die allerdings ausschließlich als Tierfutter enden.

Stark zu kämpfen haben die Farmer am Standort mit Winderosion, weswegen die beiden Brüder auf eine Direktsaat setzen und in ihren Erbsen und ihrem Mais Getreideuntersaaten einsetzen. Der Düngemittel- und Pflanzenschutzmitteleinsatz unterliegt keinen gesonderten Bestimmungen. Das Produkt muss aber, was z.B. Rückstände angeht, den Bestimmungen des neuseeländischen Lebensmittelgesetzes entsprechen oder den Auflagen und Bestimmungen der Importeure.

Die Braugerstenerträge lagen bei beeindruckenden 10 t/ha. Die Braugerste wird mit 250 bis 300 mm beregnet. Die Düngung erfolgt mit einem Flüssigdünger über das Beregnungswasser. Der Anbau des Gemüses erfolgt für den heimischen Markt.

Jan Peters und Daniel Bohl

Mehr Infos unter www.agrar-studienreisen.de.

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