Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Bürokratieabbau Maisaussaat Erster Schnitt 2024 Rapspreis

Heft+

Wasserschutzprojekte zum Schutz des Trinkwassers

Lesezeit: 5 Minuten

Freiwillige Projekte zum Trinkwasserschutz in wichtigen Einzugsgebieten haben in Bayern eine lange Tradition. Eines der ersten, das Werntalprojekt in Unterfranken, läuft bereits seit 15 Jahren. Hier werden über 1100 ha grundwasserverträglich bewirtschaftet. Dabei wurden die Flächen im Vorfeld nach ihrer Durchlässigkeit bzw. ihrer Auswaschgefährdung kartiert und farblich markiert. „So kann jeder Bewirtschafter gleich im Vorfeld sehen, was in seinem Gebiet los ist“, sagt Wasserberater Rainer Schubert vom AELF Karlstadt. Er berät und betreut die Betriebe zu den diversen Maßnahmen. Die wichtigsten sind dabei der Anbau von Braugetreide oder Dinkel statt Brotweizen, eine Zwischenfrucht vor der Braugerste oder eine Flächenstilllegung. Nachdem anfängliche Probleme mit Durchwuchs und Unkrautbesatz der Zwischenfrüchte behoben sind, beschäftigen sich die Landwirte derzeit mit dem Thema Verzicht auf Totalherbizide. Die Nitratwerte sind in den verschiedenen Brunnen im Laufe der Zeit deutlich zurückgegangen. Am Hauptbrunnen liege der Nitratwert inzwischen unter 35 mg/l. „Unsere Motivation ist sehr hoch, weil wir das Projekt selbst mitentwickeln und jährlich an die Erfordernisse anpassen dürfen,“ fasst Hanskarl Freiherr von Thüngen zusammen. Er ist von Anfang an dabei und maßgeblich an der Projektentwicklung beteiligt. Auf seinen 300 ha im Projekt baut er vor allem Brauweizen, Emmer und Dinkel an. Von Thüngen begrüßt, dass die Kooperationsflächen aus der Gebietskulisse der roten Gebiete heraus genommen wurde, weil sie die Kriterien: sinkender Nitratwert und weniger als 50 mg Nitrat/Liter Wasser bereits erfüllen.

Ebenfalls eine lange Tradition hat das freiwillige Projekt der Stadtwerke Augsburg Wasser GmbH. Dort wurden bereits 1991 erste Verträge mit Landwirten gemacht. 2018 beteiligten sich 55 Landwirte mit rund 650 ha daran. Sie verzichten im Mais z.B. auf Terbuthylazin, säen neue Grünlandflächen ein oder verzichten auf organischen Dünger und Pflanzenschutzmittel. Laut Eva Sailer von den Augsburger Stadtwerken sind die angemessene Bezahlung der Bauern (rund 200 000 Euro/Jahr), die verschiedenen Vertragsmöglichkeiten mit hoher Flexibilität, die Beteiligung der Landwirte am Prozess sowie die Einschaltung eines neutralen Vermittlers die wichtigsten Erfolgsfaktoren für das Projekt. Bereits nach vier Jahren habe man spürbare Erfolge in der Grundwasserqualität festgestellt. Die Nitratwerte wurden bis heute um knapp 10 mg/l reduziert. Im Trinkwassereinzugsgebiet Augsburg liegt der Nitratgehalt mit weniger als 10 mg/l deutlich unter dem gesetzlichen Grenzwert von 50 mg/l.

Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Derzeit im Aufbau ist das Hohenthann-Projekt in Niederbayern, das großflächig Verbesserungen im Nitratgehalt des Trinkwassers erzielen will. Der zuständige Wasserversorger, die Rottenburger Gruppe, und die Bayerische Staatsregierung haben gemeinsam im Rahmen des Aufbaus des Projektes zwei Berater finanziert. Auf lange Sicht will aber der Wasserversorger sich selbst um die Finanzierung kümmern. Erste Ergebnisse, was die Wasserqualität angeht, werden im Herbst 2019 erwartet.

In der Regel handelt es sich um freiwillige Vereinbarungen zwischen Wasserversorgern (in der Regel Kommunen bzw. Zweckverbänden) und Landwirten. Eine behördliche Unterstützung findet meist nicht statt. Neben Vertrauen, Transparenz und Kommunikation sei dabei vor allem ein Berater wichtig, der als Bindeglied zwischen Wasserversorger und Landwirten fungiert, so Christian Guschker von der Regierung Unterfranken.

Nur was für finanzkräftige Wasserversorger?

Die Wasserversorger lassen sich die Projekte durchaus etwas kosten. So zahlen die Wasserversorger im Werntalprojekt pro Jahr beispielsweise maßnahmenbezogen insgesamt 140 000 € aus. Hinzu kommt für bestimmte Maßnahmen auch über KULAP ein Ausgleich.

Welche Möglichkeit gibt es, damit auch kleinere Wasserversorger sich solche Projekte leisten können? Christian Guschker, Projektleiter der Aktion Grundwasser bei der Regierung Unterfranken schlägt für solche Fälle vor, sich die Dienstleistung bei größeren benachbarten Versorgern oder erfahrenen Büros einzukaufen. Alternativ ist natürlich auch möglich, Flächen in Schutzgebieten zu erwerben und zu extensivieren. Doch in den Projektgebieten haben sich die Verantwortlichen bewusst dafür entschieden, die Flächen in der Produktion zu halten.

Nitrat wird in der Regel technisch durch recht aufwändige Verfahren aus dem Trinkwasser entfernt. Das Umweltbundesamt hat Kosten von 0,21 und 0,25 €/m3 Trinkwasser ermittelt. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) kalkuliert dagegen mit 0,40 bis 0,70 €/m3 Trinkwasser. Die Kosten freiwilliger Kooperationen liegen nach Erfahrungen aus Unterfranken unter 0,20 €/m3 Trinkwasser.

Baden-Württemberg setzt auf die SchALVO

In Baden-Württemberg werden in Wasserschutzgebieten durch die Schutzgebiets- und Ausgleichsverordnung (SchALVO) zentral Ackerbaumaßnahmen vorgegeben und pauschal entschädigt.

Dennoch gibt es in besonders empfindlichen Gebieten auch zusätzliche freiwillige Projekte in Kooperation mit Landwirten. So zum Beispiel bei der Badenova in Freiburg im Zartener Becken auf ca. 2000 ha und im Markgräflerland bei Hausen auf 4000 ha. Dabei geht es um Maßnahmen wie Begrünung, Gewässerrandstreifen oder um eine Beratung zur Beregnung. An den Nitratgehalten machen sich die Maßnahmen laut Johann-Martin Rogg, Leitung kommunale Gewässer bei der Badenova, bereits bemerkbar. Sie liegen in den beiden genannten Gebieten einmal bei unter 20 mg Nitrat pro Liter Wasser und einmal bei ca. 25 mg/Liter. Die Badenova lässt sich die Maßnahmen im Jahr zwischen 0,5 bis 1 Mio. Euro kosten, die technische Aufbereitung des Wassers wäre deutlich teurer.

Nichts von den freiwilligen Kooperationsprojekten hält dagegen der Zweckverband Landeswasserversorgung in Stuttgart (LW). Die Projekte seien vom Ansatz her zwar richtig, würden aber nur in den wenigsten Fällen den gewünschten Erfolg erzielen, so LW-Pressesprecher Bernhard Röhrle gegenüber Südplus. Der finanzielle Aufwand der Wasserversorger stehe in einem sehr ungünstigen Verhältnis hinsichtlich der Reduzierung der Belastungen des Grundwassers bzw. der Gewässer, so Röhrle weiter. In ihren bayerischen Wasserschutzgebieten Riedhausen und Unterelchingen hat die LW dennoch auf 355 ha privatwirtschaftliche Verträge mit Landwirten abgeschlossen, die jährlich 55 000 Euro kosten. Die Vorgaben entsprechen in etwa den Vorgaben der SchALVO. Die bisherigen Ergebnisse dieser freiwilligen Bemühungen ergeben ein uneinheitliches Bild: Während an einzelnen Fassungen ein langsamer Rückgang der Nitratwerte zu verzeichnen sei, steigen sie an anderen Fassungen wieder an, so die LW.

Die Redaktion empfiehlt

top + Top informiert in die Maisaussaat starten

Alle wichtigen Infos & Ratgeber zur Maisaussaat 2024, exklusive Beiträge, Videos & Hintergrundinformationen

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.