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In einem Abwasch gegen PRRS und PCV2

Lesezeit: 7 Minuten

Um einen Arbeitsgang zu sparen und die Tiere zu schonen, lässt Betriebsleiterin Fanny Evert ihre Ferkel mit einer Injektion gleichzeitig gegen PRRS- und Circoviren impfen.

Atemwegserreger, die in der Ferkelaufzucht Probleme bereiten können, treten oft nicht einzeln auf, sondern gemeinsam. Häufig verstärken sie sich dabei gegenseitig in ihrer Wirkung. Von PRRS- und Circoviren ist das bekannt. „Eine Infektion mit PRRS-Viren kann z.B. das Immunsystem so stark beeinträchtigen, dass es trotz Impfung zu einem Circoausbruch kommt. Deshalb impfen inzwischen etliche Kunden gegen beide Erreger“, berichtet Tierarzt Dr. Linus Eichhorn vom Vet-Team Schleswig-Holstein.

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Über 35 abgesetzte Ferkel

Zu diesen Kunden gehört auch Fanny Evert, Betriebsleiterin einer Anlage mit 2400 produktiven Sauen und angeschlossener Ferkelaufzucht im niedersächsischen Landkreis Rotenburg (Wümme). Der Betrieb weist extrem gute Leistungen auf. Die 38-Jährige, die die Anlage gemeinsam mit acht voll- und vier teilzeitbeschäftigten Mitarbeitern betreut, setzt mit ihren Sauen dänischer Herkunft im Schnitt 35,5 Ferkel pro Sau und Jahr ab. Die Trächtigkeitsrate liegt bei 93,8% und die Abferkelrate beträgt 92%.

Pro Wurf werden im Schnitt 18,2 Ferkel lebend geboren. Die Saugferkelverluste liegen bei 15,3% und die Aufzuchtverluste bei 1,4%. Dank eines von der Agaringenieurin ausgeklügelten Systems beim Ferkelversetzen sind die Würfe sehr homogen. Das durchschnittliche Absetzgewicht beträgt nach vierwöchiger Säugezeit 7 kg.

Ausgefeiltes Impfkonzept

Basis des Erfolgs ist aber auch ein von Dr. Eichhorn speziell auf den Betrieb zugeschnittenes Impfprogramm. Die Jungsauen werden in der Quarantäne gegen PRRS, Influenza, APP, Circoviren, Mykoplasmen, Parvo/Rotlauf und gegen die Glässersche Krankheit geimpft.

Die Altsauen erhalten reproduktionsbezogen im Abferkelstall eine Parvo/Rotlauf- und eine Influenzaimpfung. Nach der Trächtigkeitsuntersuchung werden sie dann gegen Mykoplasmen und am 60. Tag nach dem Belegen gegen PRRS geimpft. Hier wird ein EU-Lebendimpfstoff eingesetzt. Außerdem erhalten sie eine bestandsspezifische Impfung gegen E.coli-Erreger, Clostridien, Streptokokken und gegen Glaeserella parasuis, jeweils sechs und drei Wochen vor dem Abferkeln.

Die Ferkel werden in Kombination mit der Eisenbehandlung gegen die Ödemkrankheit geimpft. Zudem erfolgen Schutzimpfungen gegen Mykoplasmen, Circo- und PRRS-Viren beim Absetzen.

Plötzlicher PRRS-Einbruch

Dieses Gesamtpaket hat in Kombination mit einem straffen Hygienemanagement wesentlich zur gesundheitlichen Stabilisierung der Herde beigetragen. Innerhalb von fünf Jahren, in denen Fanny Evert den Bestand jetzt managt, konnten sie und ihre Mitarbeiter pro Sau und Jahr fünf Ferkel mehr absetzen.

Allerdings nur bis zum Frühsommer 2021. „Ende Mai kam es plötzlich zu häufigeren Aborten. Während sonst gar keine oder höchstens zwei Aborte pro Monat auftraten, waren es im Mai/Juni plötzlich fünf. Im Juli abortierten bereits sieben Sauen, und die Trächtigkeitsrate streute je nach Besamungsgruppe zwischen 83 und 96%“, erinnert sich die 38-Jährige. „Anfangs führten wir die Fruchtbarkeitsprobleme auf die hohen Außentemperaturen zurück, denn im Juni 2021 war es bereits sehr heiß“, schildert Dr. Eichhorn seine damalige Vermutung. An einen PRRS-Einbruch dachte damals noch niemand, zumal Sauen und Ferkel regelmäßig geimpft wurden. Außerdem verferkelten die Sauen in verschiedenen Trächtigkeitsstadien. Es gab nicht nur PRRS-typische Spätaborte ab dem 105. Trächtigkeitstag.

Ab Juli/August ließ die Vitalität der Saugferkel nach. Etwas zeitversetzt traten dann auch in den 200 Meter entfernt liegenden Flatdeckställen Probleme auf. Streptokokkeninfektionen spielten plötzlich wieder eine größere Rolle, und einige Läufer zeigten typische Symptome der Ödemkrankheit.

„Obwohl die zuvor regelmäßig durchgeführten Untersuchungen von Blutproben keinerlei Hinweise auf eine PRRS- oder PCV2-Infektion lieferten, entschlossen wir uns dennoch zu einer umfangreichen Diagnostik, um der Ursache für die Fruchtbarkeitsprobleme und die nachlassende Vitalität der Ferkel auf den Grund zu gehen“, schildert Dr. Eichhorn die Vorgehensweise.

Hodensaftproben untersucht

Von den unter Isoflurannarkose frisch kastrierten Ferkeln wurden daraufhin die Hoden gesammelt und von jeweils 20 Würfen einer Abferkelgruppe eine gepoolte Hodensaftprobe gewonnen. „Bereits die ersten Proben erwiesen sich bei der Untersuchung im Labor als PRRS-positiv. Es handelte sich um den EU-Stamm des Erregers“, erinnert sich Dr. Eichhorn. „Das Impfvirus konnte es nicht sein, denn die Sauen wurden schon am 60. Tag nach dem Belegen geimpft, der Uterus der Sauen ist aber erst ab dem 70. Trächtigkeitstag durchlässig für den Erreger. Also musste es sich um eine Infektion mit dem Feldvirus handeln“, schildert der Tierarzt seine Vermutung. Zur Sicherheit ließ er den Erreger sequenzieren. Und siehe da: es handelte sich tatsächlich um das Feldvirus des Erregers.

Um das PRRS-Geschehen zeitnah unter Kontrolle zu bringen und bei allen Sauen möglichst schnell einen einheitlich hohen Immunstatus zu erreichen, wurde der gesamte Sauenbestand im Abstand von vier Wochen zweimal gegen PRRS geimpft. Dazu wechselte der Hoftierarzt auf ein anderes Vakzin, das ebenfalls auf dem EU-Stamm basiert. Es kam der EU-PRRS-Sauenimpfstoff von Boehringer zum Einsatz, weil es unter dem bisher verwendeten Vakzin zu einem Durchbruch gekommen war.

„Unser Ziel war jedoch, nach dieser doppelten Bestandsimpfung so schnell wie möglich wieder zur reproduktionsbezogenen PRRS-Impfung zurückzukehren“, argumentiert Dr. Eichhorn. Denn die bietet in seinen Augen mehrere Vorteile. „Erstens vermeidet man die bei einer Bestandsimpfung mitunter auftretenden negativen Nebeneffekte auf das Abferkelverhalten und die Vitalität der Sauen. Zweitens erreicht man durch eine gezielte Impfung in der Spätträchtigkeit einen besseren PRRS-Schutz. Und drittens ergeben sich bei der reproduktionsbezogenen Impfung mehr Möglichkeiten für die Diagnostik bei den Saugferkeln.“

Bei den Ferkeln wechselte Dr. Eichhorn auf einen PRRS-Impfstoff aus dem FLEX-Baukastensystem, der das gleiche Antigen verwendet wie der Sauenimpfstoff. Denn sein Ziel war, die PRRS-Impfung später mit anderen Impfmaßnahmen kombinieren zu können. Außerdem wurde der Impfzeitpunkt in die 3. Lebenswoche vorverlegt, um die Ferkel frühestmöglich zu schützen.

Aborte gingen zurück

Das schnelle Durchimpfen der Sauenherde zeigte bald erste Erfolge. Der Impfstoff erwies sich außerdem als sehr gut verträglich. Bereits nach der ersten PRRS-Impfung abortieren deutlich weniger Sauen als in den Problemwochen zuvor. Bei den Trächtigkeitsraten dauerte es hingegen etwas länger, bis der Impferfolg sichtbar wurde.

„Inzwischen haben wir aber auch hier wieder das alte Niveau erreicht“, schildert Betriebsleiterin Fanny Evert. Die weiterhin gewonnenen Hodensaftproben zeigten, dass die Ferkel der nächsten vier Abferkelgruppen noch Feldvirus-positiv waren. Ab Anfang Oktober wurden dann die ersten Feldvirus-negativen Ferkel geboren.

„Wir gehen davon aus, dass es auch so bleibt. Sobald dann nur noch Feldvirus-negative Ferkel im Abferkelstall sind, können wir den PRRS-Impftermin für die Ferkel wieder auf den Absetztermin zurückverlegen.

Impfstoffe jetzt mischbar

„Außerdem werden wir dann die PRRS- und Circoimpfstoffe aus dem Baukastensystem zusammen in einer Spritze verabreichen“, sagt Dr. Linus Eichhorn. Bei Verwendung eines Doppelinjektors kann dann in einem Arbeitsgang gleich gegen drei Erreger geimpft werden: Mit der einen Nadel gegen PCV2 sowie PRRS und mit der zweiten Nadel gegen Mykoplasmen. Das spart Arbeit und schont die Ferkel.

Die Impfstoffkombination bietet nach Ansicht von Dr. Eichhorn auch bei der Circoimpfung Vorteile: „Der Circoimpfstoff ist aufgrund seines mineralölfreien Adjuvans sehr gut verträglich.“ Zudem wirkt er nach den Erfahrungen des Tierarztes sehr zuverlässig, auch gegen den immer häufiger nachgewiesenen Genotyp PCV2d.

Im Praxisverbund „vetxperts“, dem neben dem Vet-Team Schleswig-Holstein bundesweit noch vier weitere Tierarztpraxen angehören, werde der PCV2-Impfstoff schon seit zwölf Jahren eingesetzt. Dabei habe es so gut wie keinen Impfdurchbruch gegeben. „Deshalb sind wir froh, dass die PRRS- und Circoimpfstoffe von Boehringer nun auch offiziell gemischt und gemeinsam verabreicht werden dürfen“, so der Tierarzt.

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henning.lehnert@topagrar.com

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