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Keile mit Gewinde

Lesezeit: 6 Minuten

Nicht mit dem Hammer, sondern per Spindel schieben sich mechanische Keile in den Fällschnitt. Wir haben mit Forstwirtschaftsmeister Anton Wilhelm Modelle mit Knarre und Akkuschrauber ausprobiert.


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Wer den ganzen Tag mit Hammer und Keilen im Wald unterwegs ist, freut sich über Alternativen, deren Einsatz weniger anstrengend ist. Außerdem können sich durch die Schwingungen im Stamm beim klassischen Keilen gefährliche Totäste lösen. Es geht also nicht nur um die Bequemlichkeit, sondern vor allem um die Sicherheit des Forstwirts. Weil hydraulische oder mechanische Keile den Stamm gleichmäßig anheben, sind die Vibrationen viel geringer und der Baum schwingt nicht vor und zurück.


Die hydraulischen Keile gibt es bereits seit Längerem. Einer ihrer Nachteile ist das recht hohe Gewicht. Eine Alternative sind Fällkeile, die mit einer Gewindespindel arbeiten. Bei den meisten kleineren Keilen dreht man die Spindel mit einer (Teleskop-)Knarre, die größeren mit einem Akku-Schlagschrauber. Die Profis im Forstwirtschaftlichen Bildungszentrum in Arnsberg-Neheim setzen ganz unterschiedliche Typen dieser Keile ein. Wir haben mit dem Arbeitslehrer und Forstwirtschaftsmeister Anton Wilhelm über seine Erfahrungen mit den unterschiedlichen Keilen gesprochen.


Das Prinzip ist bei allen mechanischen Keilen ähnlich. Wichtig ist ein Widerlager für den Keil, damit der Keil nicht aus dem Fällschnitt rutscht. Dafür wird der Keil zwischen zwei Federstahlblättern in das Holz geschoben. Der Federstahl ist mit scharfen Noppen besetzt. Der Keil drückt die Noppen oben und unten ins Holz und hält sich quasi selbst. Weil man aber nie komplett ausschließen kann, dass sich der Keil doch löst, schiebt man parallel zum Vorschub einen (Kunststoff-)Sicherungskeil in den Schnitt. Je nach Größe und Antrieb des Keils sind Hubkräfte zwischen 8 und 28 t möglich.


Einfache Schnitttechnik


Die Schnitttechnik beim Einsatz der Keile unterscheidet sich nur wenig von der üblichen Strategie. Damit der Keil seine Kraft entfalten kann, setzt man ihn möglichst im rechten Winkel zur Bruchleiste an. Das übliche Stützband bleibt dann etwas mehr seitlich stehen. Zum Ansetzen des Keils muss der Fällschnitt etwas aufgeweitet werden. Öffnungsweite und Winkel dieses keilförmigen Ausschnitts auf der Stammrückseite müssen zur Keilform passen. Ist der Ausschnitt zu eng, kann man den Keil nicht in den Schnitt schieben. Ist er zu weit, findet er keinen Halt und die Hubhöhe nimmt ab.


Das Herz des Keils ist die Spindel. Hier gibt es zwei unterschiedliche Bauarten: Die Spindel liegt komplett im Keil oder sie liegt außen und schiebt den Keil nach vorne. Keile mit innenliegender Spindel sind meist länger, die Spindel ist vor Schmutz geschützt. Allerdings bekommt man Schmutz, der einmal eingedrungen ist, schlechter wieder heraus als bei den Keilen mit komplett offener Spindel. Außerdem erkennt man bei den innenliegenden Gewinden oft nur schwer, wann das Ende erreicht ist. Entweder dreht sich die Spindel dann aus dem Keil oder der Endanschlag könnte beschädigt werden. Bei der außenliegenden Spindel hat man immer im Blick, wie viel Weg noch übrig ist. Die gefettete Spindel gibt allerdings gerne ihr Fett auch an die Arbeitskleidung ab. In Ausgangsposition steht sie recht weit über.


Die Keile mit Knarrenantrieb haben meist ein Trapezgewinde. Das Gewinde hat eine höhere Steigung. Pro Zentimeter Vorschub muss man also weniger drehen als bei einem feineren Gewinde. Eine größere Steigung bedeutet allerdings auch weniger Kraftentfaltung.


Bei den meisten manuellen Keilen ist eine Knarre mit abwinkelbarem Kopf montiert. Gute Keile haben einen Clip, in dem der abgeklappte Griff geparkt werden kann. Ebenfalls praktisch sind Knarren mit Teleskopgriff. Denn der Kraftbedarf beim Hereinschrauben ist nicht zu unterschätzen. Teils erreichen diese Keile ihre Nennkraft erst, wenn man mit 70 kg den Griff bewegt. Ein Hersteller setzt deshalb bei seinem Keil auch ein integriertes Planetengetriebe als Kraftverstärker ein.


Mit Akku-Schrauber


Die kleineren Keile aus dieser Baureihe kann man auch mit einem kleinen Schlagschrauber nutzen, der aber nicht mehr als 600 Nm in der Spitze abliefern sollte. Weil diese Schraubergröße meist im 10 Volt-Bereich arbeitet und nur eine begrenzte Akkukapazität hat, sollte man für längere Arbeitstage mehrere Wechselakkus bereithalten.


Anton Wilhelm empfiehlt in dieser Größenklasse vier Stück – wenn man keine Möglichkeit zum Nachladen unterwegs hat. Eine weitere Möglichkeit: eine mechanische Teleskopknarre in der Werkzeugkiste als Notnagel. Es gibt nichts ärgerlicheres, als dass der Schrauberakku kurz vor dem Fall des Stamms leer ist…


Generell empfiehlt Forstprofi Wilhelm die Akkuschrauber nicht fest am Keil zu montieren (per Splint), sondern beides getrennt zu halten. Das erleichtert den Transport. Außerdem kann man den Schrauber schnell mitnehmen, wenn der Stamm fällt und Schäden am teuren Werkzeug verhindern.


Die größeren Keile (bis 25 t oder mehr) arbeiten mit schweren Schlagschraubern, die Momente von deutlich über 1000 Nm erreichen. Ihre Spindeln haben feinere Gewinde mit geringerer Steigung und vertragen höhere Drehmomente. Nach eigenen Tests rät der Forstprofi übrigens davon ab, auch die kleineren Keile mit starken Schraubern zu nutzen – sie halten die Wucht der Schläge einfach nicht aus.


Bei Totholz ist die Gefahr von herabfallenden Ästen besonders hoch. Deshalb gibt es für die Keile mit Akku teils auch eine Fernbedienung. Ein Hersteller löst das mechanisch: Über ein zusätzliches Anbauteil mit langer Holzschraube als Widerlager lässt sich der Akkuschrauber am Baum befestigen. Dann hängt der Waldarbeiter sein Maßband in einer Vorrichtung ein und nutzt es quasi als Seilzug, um den Schalter des Schraubers zu bedienen. Das klappt zwar, ist aber in der Praxis eher umständlich. Praktischer wäre eine Lösung, die ohne die lange Holzschraube auskäme.


Auch mit Funksteuerung


Sehr komfortabel, aber deutlich teurer, ist eine Lösung mit Funkfernsteuerung. Hier stützt sich die Antriebseinheit in einem Schienensystem aus Aluprofil ab – das zusätzliche Fixieren entfällt. Das Ganze macht den Keil etwas sperriger. Das Gerät wiegt 9,9 kg und lässt sich per Trageriemen ordentlich transportieren. Nachteil ist der sehr stolze Listenpreis von 2599 € (alle Preise im Text inkl. MwSt.).


Damit der Einsatz der Keile kein Kraftakt wird, müssen Spindel und Gleitflächen regelmäßig geschmiert werden. Für den Gewindemechanismus gibt’s meist Schmiernippel – das ist also einfach. Normales Fett eignet sich für die Gleitflächen allerdings weniger, der Keil schiebt es nach vorne heraus. Anton Wilhelm empfiehlt deshalb für diese Flächen druckstabile Schmiermittel aus der Spraydose, die besser haften. Gute Erfahrungen hat er mit Silikonspray gemacht, das auch weniger Schmutz anzieht.


Bleibt noch ein wichtiger Nachteil der Keile für die Waldbauern: der Preis. Es ist schon schwer nachvollziehbar, warum eine Spindel, eine integrierte Mutter, ein Kunststoffkeil und etwas Federstahl nicht unter 600 € zu haben sind. Da kostet der Keil teils sogar mehr als manche Motorsäge.


Klar, die Firmen müssen ihre Entwicklungskosten beglichen haben und die mechanischen Keile sind noch nicht ewig auf dem Markt. Es bleibt aber zu hoffen, dass ihr Preis noch sinkt – denn praktisch sind die mechanischen Keile in jedem Fall.


guido.hoener@topagrar.com

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