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Profis in Teilzeit

Lesezeit: 5 Minuten

Ein junger Ostwestfale gründet mit einem Partner ein Forst-Unternehmen und bleibt bei seiner Vollzeitstelle in der Industrie. Wie geht so etwas?


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Einfache Einsatzverhältnisse sehen anders aus: Der HSM-Rückschlepper muss die Buche hangabwärts durch schlammigen Boden zum Polterplatz ziehen. Ohne die Gurtbänder auf der Boogieachse ginge es hier nicht weiter. Fahrer Phillip Assenmacher schwenkt die frisch gefällte Buche mit dem Kran geschickt in die rutschige Gasse ein.


Gründung mit 21 Jahren


Schon Ende Januar dieses Jahres haben wir einen Termin im Wald mit Tobias Stute, per Telefon halten wir übers Jahr Kontakt. Stute kommt aus dem ostwestfälischen Salzkotten und ist erst seit dem Frühsommer 2020 Forst-Lohnunternehmer. Wir treffen den Unternehmer in einem 700 ha großen Privatforst, der dem derzeitigen Hauptkunden gehört.


Als er das Unternehmen zu gleichen Teilen mit seinem Kompagnon Mirco Stratmann gründet, ist Tobias Stute 21 Jahre alt: „Mir war schon etwas komisch, als ich meine Hälfte des Schleppers bezahlt habe“, sagt er heute entspannter – mit dem Wissen, dass es gut läuft.


Aber nicht nur das Alter des Unternehmers ist außergewöhnlich. Tobias Stute ist in Teilzeit im Wald unterwegs. Seinen Job bei einem Landtechnikunternehmen in der Region hat er nicht aufgegeben. Auch viele seiner Mitstreiter arbeiten bei der „ST Walddienst GmbH“ nebenberuflich.


Zum Team gehören fünf Kollegen, die den Holzeinschlag übernehmen. Drei davon sind Forstwirte, die beiden anderen arbeiten in verwandten Branchen. Natürlich verfügen alle über die nötige Ausbildung für den Sägeneinsatz. Neben der Fälltruppe sind zwei Teilzeit-Fahrer mit dem HSM im Einsatz, und eine Mitarbeiterin kümmert sich um die Abrechnungen – im Nebenjob, versteht sich. Natürlich müssen einige Bedingungen stimmen, wenn man sich als so junger Industriemechaniker in einer kapitalintensiven Branche selbstständig macht. Zu allererst muss die Leidenschaft für die Arbeit mit Holz vorhanden sein. Schon mit 16 Jahren verdiente Tobias Stute als Schüler Geld mit dem Aufbereiten von Brennholz. Er kaufte Industrieholz, ließ sich das per Lkw anliefern und verarbeitete die Stämme zu Scheiten.


Eine Fuhre Holz wurde ihm vom Holzspediteur Mirco Stratmann (34) angeliefert, der aus dem benachbarten Geseke stammt. Der gelernte Forstwirt hatte sich bereits 2008 selbstständig gemacht. Sein Schwerpunkt war zunächst Brennholz. Er hat mittlerweile zwei Lkw-Rungenzüge im Einsatz und besitzt einen Säge-Spalt-Automaten von S & Ü.


Die Kunden können bei ihm Stammholz zum Aufbereiten oder auch fertige Scheite ordern. Die Chemie stimmte, und Tobias Stute arbeitete ab diesem Zeitpunkt im damals jungen Unternehmen von Stratmann mit.


Ein Standbein von Mirco Stratmann ist im Winter 2020 neben dem Brennholz das Beladen von Containern. Es ist nicht ganz so einfach, über 11 m lange Stämme in einen 40-Fuß-Container zu bugsieren – Mirco Statmann braucht dazu mit seinem Lkw-Kran unter 10 Minuten.


Wichtiger Auftraggeber


Durch seine Erfahrung kam er in Kontakt mit dem Förster des 700 ha-Reviers, der sich Anfang 2020 gerade von „seinem“ Lohnunternehmer trennte. In diesem Revier gibt es eine große Menge schlagreifer Buchen. Das war die Initialzündung für die ST Walddienst GmbH. Mit dem Auftrag, hier für einige Jahre Buchen einzuschlagen, zu rücken und in Container zu verladen entschieden sich Stute und Stratmann, das gemeinsame Unternehmen zu gründen.


Keimzelle ist der HSM 904 F Kombi, Baujahr 2005. Die Maschine hat einen 190 PS-Iveco-Sechszylinder und ein Wandlergetriebe.


Die Besonderheit ist das Kombi-Konzept. Auf dem hinteren Teil des Dreiachsers lassen sich wahlweise eine Drehrunge für Langholz oder ein Rungenkorb für Abschnitte bis 6 m Länge aufsetzen.


Außerdem ist eine 10 t Doppeltrommel-Funkwinde von Adler an Bord. Der Ladekran der Maschine hat eine Reichweite von 10,50 m.


Mitentscheidend für den Kauf war die Vielseitigkeit der Maschinen. Die hat allerdings ihren Preis: Trotz des Alters von 15 Jahren kostete der Spezialschlepper 100000 € (o. MwSt.). Dazu kamen noch Werkzeuge, Sägen und weitere Ausrüstung.


Obwohl die Maschine im Nebenerwerb läuft, versuchen die Jungunternehmer, eine möglichst hohe Auslastung zu erreichen, auch durch den Einsatz am Wochenende.


Im ersten halben Jahr haben sie immerhin 600 Stunden auf den Zähler des Schleppers gedreht. Damit sind beide sehr zufrieden.


Bisher sind sie vor allem für den Privatwaldbesitzer im Einsatz und dort gut ausgelastet. Aber Tobias Stute und Mirco Statmann haben bereits Anfragen von benachbarten Revieren erreicht. Die dortigen Förster finden das Konzept der Unternehmer interessant. Sie erhalten alles aus einer Hand: Holzeinschlag, Rücken, Verladen der vermarktungsfähigen Stämme in Container, Verkauf und Auslieferung des Industrieholzes an Brennholzkunden sowie Aufbereitung des besseren Palettenholzes zu Scheitholz mit der S & Ü-Anlage von Mirco Stratmann. Das Holz „fließt“ zügig aus den Beständen ab.


Wollen die beiden Unternehmer also wachsen? Die Auslastung im Privatwald ist gesichert aber für Tobias Stute ist es wichtig, weiter seinen Job in der Industrie zu haben. Der bietet ihm Sicherheit.


Es ist keine Option für die jungen Unternehmer, wie andere Newcomer vielleicht, mit Kampfpreisen aggressiv zu wachsen. Trotzdem haben die Unternehmer Ausgangs des Winters einen zusätzlichen WF trac angeschafft.


Für Tobias Stute steht aber fest: Er möchte bis auf Weiteres der Forstprofi in Teilzeit bleiben. Dass ihm das riesigen Spaß macht, sieht man dem jungen Ostwestfalen an.


guido.hoener@topagrar.com

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