Weil die Weiß- und die Küstentanne häufig zusammen genannt – und durchaus oft auch durcheinandergebracht werden – haben wir mit den beiden Forstexperten aus dem Sauerland die wichtigsten Unterschiede herausgearbeitet und in den folgenden Punkten zusammengefasst.
Waldbau und Wild
Weißtanne
- Benötigt sehr lange den Schirm des Altbestandes. Sie muss sich im langen Schatten einen Vorsprung vor Lichtbaumarten verschaffen, sonst geht sie ohne aktive Pflege unter.
- Die Mischung mit anderen Baumarten, die andere Lichtbedürfnisse haben, ist zwingend.
- Die Weißtanne ist nicht für Freiflächen geeignet (Grund: Frost und Konkurrenzflora).
- Sie benötigt häufige, aber nur schwache Eingriffe.
- Die Weißtanne ist extrem verbissgefährdet.
Küstentanne
- Die Küstentanne kann auch auf Freiflächen wachsen.
- Ein Schirm eines Altbestands ist nicht notwendig.
- Wegen ihres schnellen Wuchses und aufgrund des Ausfallrisikos ist eine Mischung sinnvoll.
- Um brauchbare Holzqualitäten zu erreichen, sind nur mäßige Eingriffe sinnvoll.
- Die Küstentanne ist mäßig verbissgefährdet.
Standorte
Weißtanne
- Niederschlagsreiche, kühle bis mäßig warme Lagen.
- Eine hohe Wasserhaltekapazität der Böden und hohe Luftfeuchte können geringeren Niederschlag kompensieren.
- Die Weißtanne verträgt keine warm-trockenen Lagen.
- Die Weißtanne wächst auf unterschiedlichen Standorten bis hin zu schweren, staunassen Böden.Sie wird mit Trockenjahren deutlich besser fertig als die Fichte.
- Die Weißtanne ist etwa fünfmal weniger sturmgefährdet als die Fichte. ▶
Küstentanne
- Vor allem im Flachland mit atlantischen Klimafaktoren. Im Mittelgebirge oft schwieriger.
- Die Küstentanne hat ein enges Temperaturspektrum.
- Sie bevorzugt warme Winter und kühle Sommer.
- Nach Trockenjahren besteht durch Pilzbefall in allen Altersklassen insbesondere auf kalkhaltigen Böden ein hohes Ausfallrisiko.
- Die Sturmgefährdung ist zweimal geringer als bei der Fichte.
Waldschutz
Weißtanne
- Die aktuell geringe Verbreitung liegt nicht an Schädlingen, sondern an für sie ungeeigneten Kahlschlag- oder kahlschlagähnlichen Waldbauverfahren und hohen Wildbeständen.
- Die Weißtanne ist spätfrostgefährdet.
- Schäden durch die Tannentrieblaus sind selten letal.
- Borkenkäfer sind weniger aggressiv als bei der Fichte.
- Pilze sind aktuell keine Bedrohung für die Weißtanne.
Küstentanne
- Die Küstentanne ist weniger spätfrostgefährdet als die Weißtanne.
- Die Schäden durch Insekten sind eher gering.
- Die Gefährdung durch Pilze – vor allem durch Hallimasch – ist sehr groß.
Holzverwendung
Weißtanne
- Bei der Nutzung gleicher Sägeholzanteil wie bei der Fichte.
- Die Holzfestigkeit entspricht den Eigenschaften des Fichtenholzes.
- Das Holz der Weißtanne lässt sich problemlos im Leimbau verwenden.
- Teils drücken die Säger den Preis für Tannenholz, z.B. wegen etwas schwierigerer Holztrocknung.
Küstentanne
- Bei schnellem Wuchs lässt sich kein Sägeholz produzieren. Hier ist das Produktionsziel Span- und Zellstoffholz.
- Bei gebremstem Wachstum sind bis zu 50% Sägeholz möglich.
- Dieses Holz lässt sich problemlos im Leimbau nutzen.
- Die Festigkeit des Holzes ist deutlich geringer als bei der Weißtanne.