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ASP-Vorsorge: Kooperation von Landwirten und Jägern

Um den Schwarzwildbestand im Jerichower Land in Sachsen-Anhalt zu verringern, arbeiten Landwirte und Jäger zusammen. So wollen sie sich im Vorfeld vor der ASP schützen.

Lesezeit: 4 Minuten

Im Jerichower Land liegen viele Schweinebetriebe in der Nähe der Autobahn 2. Aufgrund des hohen Durchgangsverkehrs auf der wichtigen Transitstrecke zwischen Ost- und Mitteleuropa haben die Landwirte Angst, dass die Afrikanische Schweinepest (ASP) aus Polen eingeschleppt wird.

„Bei einem Treffen in unserem Arbeitskreis mit mehreren Landwirten aus der Region, haben wir 2017 natürlich auch über die ASP diskutiert“, erinnert sich Peter Deumelandt, Geschäftsführer des Kreisbauernverbandes im Jerichower Land. Gemeinsam überlegten sie, wie sie die Jäger in der Region motivieren können, den Schwarzwildbestand weiter zu verringern.

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Die Kosten für die Trichinenuntersuchung bei Wildschweinen liegen hier bei 13,49 € pro Tier. Der Betrag sei deutlich höher als in anderen Gebieten. „Wenn die Jäger immer mit einem Minus aus der Jagd herausgehen, verlieren sie irgendwann die Lust daran. Wir Landwirte wollen sie finanziell unterstützen und ihnen zeigen, dass wir ihre Arbeit wertschätzen“, sagt Jörn Göbert. Er ist selbst Schweinehalter und sah gemeinsam mit seinen Berufskollegen die Lösung in einer Zusammenarbeit zwischen Landwirten und Jägern in Form eines privat organisierten Fonds.

Gemeinsam an einem Strang

Ein paar Monate nach dem ersten Treffen startete 2018 der Fonds. „Alle Landwirte waren sofort Feuer und Flamme, sodass wir gemeinsam an einem Strang ziehen konnten“, sagt Deumelandt. Die Jäger waren von Beginn an in die Planung und Ausgestaltung des Fonds involviert.

Die Fondsgründer überlegten, welche Kosten, auf sie zukommen. Dazu rechneten sie z.B. anhand der offiziellen Zahlen des vorherigen Jagdjahres aus, welchen finanziellen Umfang der Fonds haben muss. Schließlich legten sie fest, dass jeder Betriebsleiter 3 € pro gehaltener Sau in den Fonds einzahlt und sie so den Jägern die Trichinenuntersuchung für jedes Tier erstatten. Darüber hinaus erhalten diese 25 € für jedes Tier, das im Jagdjahr 2018/19 im Vergleich zum vorherigen Jahr mehr geschossen wird.

Um die juristische Ausarbeitung der Entschädigungsregelung und die Erarbeitung der notwendigen Formulare kümmerten sich die Untere Jagdbehörde des Landkreises sowie Rechtsanwalt Hartmut Meyer, der gleichzeitig auch Kreisjägermeister im Jerichower Land und Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzer in Sachsen-Anhalt ist.

Erfolgreicher Start

Der Fonds startete direkt sehr erfolgreich. Die Jäger erhielten unter anderem über ein Mitteilungsblatt des Landesjagdverbandes Sachsen-Anhalt, die örtliche Presse und die Website der Kreisverwaltung Informationen über den Fonds.

Für das Jagdjahr 2018/19 wurden für 35% der in der Region geschossenen Wildschweine die notwendigen Trichinenuntersuchungen übernommen. „Der Fonds hat hierfür rund 20000 € aufgewendet“, sagt Kreisjägermeister Meyer. Am Ende des Jahres waren noch ungefähr zwei Drittel des Geldes übrig, sodass die Verantwortlichen die Auszahlungen für das aktuelle Jagdjahr 2019/20 etwas modifizierten:

  • Die Jäger erhalten für jede Trichinenuntersuchung 7,50 €. Der Fonds erstattet ihnen also nicht mehr den gesamten Betrag. So sollen auch die Verantwortlichen auf Landesebene mit einbezogen werden.



  • Jäger, die ihre Abschusszahl erhöhen, erhalten weiterhin 25 € pro Tier. Da sich die Abschusszahlen zwischen den Revieren und Jahren stark verschieben, ist weiterhin das Jagdjahr 2017/18 das Referenzjahr. So haben viele Jäger eine Chance, ihre Strecke zu erhöhen.



  • Den Einsatz von geprüften Jagdhunden bei revierübergreifenden Ansitzdrückjagden fördert der Fonds mit 25 € pro Hund und Jagdtag.

Um diese Aufwandsentschädigungen zu erhalten, müssen die Jäger z.B. mit Belegen des Landkreises nachweisen, dass ihre geschossenen Wildschweine auf Trichinen untersucht wurden. Dann können sie im April 2020 beim Bauernverband Jerichower Land den Antrag auf Entschädigung für das abgelaufene Jagdjahr stellen.

Fehlende Unterstützung auf Landesebene

Am Ende des Jagdjahres wollen die Beteiligten erneut schauen, wie viel Geld noch übrig ist und ob sich eine neue Einzahlperiode lohnt. „Unser Wunsch wäre es, dass sich auch Ackerbauern beteiligen, um Wildschäden zu verringern“, sagt Deumelandt. Außerdem sei es an der Zeit, dass die zuständigen Behörden und Ministerien tätig werden, so Meyer. „Um die Gefahr einer Einschleppung der ASP nach Deutschland zu verringern, wünsche ich mir eine stärkere Unterstützung der Jäger und Landwirte auf Landesebene“, sagt er.

Ähnliche Organisationen in anderen Regionen sind Peter Deumelandt bislang noch nicht bekannt. Interessierten Landwirten gibt er aber den Tipp, das offene Gespräch mit den Jägern zu suchen. „Man sollte gemeinsam überlegen, wie man sein Ziel mit einem geringstmöglichen bürokratischen Aufwand erreichen kann“, empfiehlt er.

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