Gegen den Widerstand der Jäger in Mecklenburg-Vorpommern will Agrarminister Till Backhaus (SPD) die Jagdzeiten verlängern. Die bereits im vergangenen November angekündigte neue Verordnung soll offenbar unverändert Anfang April - zu Beginn des neuen Jagdjahres - in Kraft treten, meldet der NDR.
Hintergrund ist wohl der Waldschutz, weshalb die Jagdzeit auf Rehe und Rotwild ausgeweitet wird. Zusätzlich zu den Belastungen durch den Klimawandel und die Trockenheit bedeute der enorme Verbiss der Triebe durch das Schalenwild Stress für die Wälder, so Forstexperten. Sie beklagen in vielen Regionen des Landes zu hohe Wildbestände und verlangen mehr Engagement für den Waldschutz. Backhaus und Spitzenvertreter von Forst- und Waldverbänden wollen diese Bestände deshalb durch verlängerte Jagdzeiten drastisch verkleinern.
Der Landesjagdverband hatte die Regelungen im November zunächst mitgetragen, dann aber seine Zustimmung überraschend zurückgezogen, so der NDR weiter. Der 10.000 Mitglieder zählende Verband sieht unter anderem den Tierschutz gefährdet, mit einer weidgerechten Jagd habe das wenig zu tun. Bei Hirschen werde die Jagd auf eine Zeit vorverlegt, in der die Kälber geboren würden. Außerdem könnten schon mit der bestehenden Verordnung die Bestände reduziert werden. Der Präsident des Landesjagd-Verbandes, Volker Böhning, sagte NDR 1 Radio MV, es sei unverständlich, dass Backhaus in einer Art "Basta-Politik" die Verordnung jetzt durchziehe. Die Jägerschaft sei "erzürnt", zumal Backhaus vor einiger Zeit noch Kompromissbereitschaft angekündigt habe. So könne man nicht miteinander umgehen, sagte Böhning, es fehle außerdem die Beteiligung des Landes-Jagdbeirats.
Die CDU-Landtagsfraktion teilt offenbar die Bedenken, sie hat die Staatskanzlei angeschrieben und verlangt einen Stopp der Verordnung. Die Union hat formale und inhaltliche Bedenken und kritisiert, dass der Landesjagd-Beirat übergangen worden sei.