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Baumfälltipps: So funktioniert die Leichtzugmethode für tote Bäume

Je länger ein Baum abgestorben ist, desto größer die Gefahr durch herabfallende Äste. Forstprofis haben uns gezeigt, wie man mit der Spillwinde Stämme ohne jede Erschütterung fällt.

Lesezeit: 5 Minuten

Brigitte und Hermann Lammers bewirtschaften einen Forstbetrieb am Südhang des Teutoburger Waldes. In den letzten Jahren sind hier viele starke Buchen der Komplexerkrankung zum Opfer gefallen und müssen gefällt werden. Hermann Lammers hat beobachtet, wie die Bäume innerhalb eines knappen Jahres absterben und komplett instabil werden. Herabfallende Totäste und frühzeitig abreißende Bruchleisten sind eine ernste Gefahr beim Schlagen dieser Stämme.

Ein Team des Forstlichen Bildungszentrums für Waldarbeit und Forsttechnik ist im März vom Sauerland in den nördlichsten Zipfel von NRW gefahren, um bei diesen Bäumen das Fällen mit der Leichtzugmethode zu testen. Wir konnten die Arbeitslehrer Olaf Eickelmann, Michael Schulte, Hinnerk Uhlenbrock und Anton Wilhelm dabei einen Tag begleiten.

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Kurz zusammengefasst schießt man eine Pilotschnur über die gesamte Krone und zieht damit ein Kunststoffseil über den Baum. Das Seil läuft über eine Umlenkrolle zu einer Spillwinde. Die Schnitttechnik ist so ausgelegt, dass der Baum erst über den Windenzug zu Fall kommt.

Die Profis arbeiten hier mit einer tragbaren Spillwinde. Vorteil gegenüber einer Schlepperwinde ist der mobile Einsatz, ohne den Bestand befahren zu müssen. Je nach Zugkraft kosten die Winden 1.500 bis 2.500 € – was nicht ganz billig ist, vor allem wenn der Betrieb bereits eine Winde besitzt. Je nach Ausstattung bieten die Winden 1,2 bis 1,8 t Zugkraft im geraden Zug. Durch den Einbau einer losen Rolle lassen sich daraus bis zu 3,6 t machen.

Durch den hohen Seileinbau steigt die notwendige Kraft auch bei mittleren Rückhängern selten über 1,2 t. Die Methode eignet sich für Bäume bis zu einem Brusthöhendurchmesser (BHD) von 80 cm. Und ganz wichtig: Die Arbeitslehrer betonen, dass sich nur erfahrene Forstwirte überhaupt an die abgestorbenen Stämme wagen sollten.

Das Seil richtig einbauen

Für den Seileinbau kann man entweder mit einem Katapult (Big Shot, ArboRapid usw.) oder mit einer Armbrust eine Wurfleine über die Krone schießen.

Die Armbrust haben sich die Profis dafür aufgerüstet. An der Unterseite sitzt ein Angel-Dreher mit einer reißfesten Schnur. Der „Pfeil“ besteht aus einem 10 mm-Alu-Rundstab.

Beim Schuss visieren die Praktiker keine Astgabel oder Ähnliches an. Das würde zu viel Zeit kosten und außerdem könnten sich bei so einem „Einbau“ des Seils bereits Totäste lösen.

Das Seil soll hoch über die Krone verlaufen. Erst beim späteren Ziehen aus sicherer Distanz bricht das Seil so lange durch die Äste, bis es endgültig fest anliegt.

Das Seilende befestigen die Forstwirte mit einem Zimmermannsstich am Stamm. Dabei legen sie das Seil um den Baum, führen das lose Ende als Öse um das feste Seil und umschlingen es dann mehrfach. Den Abschluss macht ein halber Schlag. Durch die Reibungskräfte bietet dieser Knoten, der sich später einfach wieder lösen lässt, genug Halt. Das Kunststoffseil ist 100 m lang und weist eine Bruchkraft von 5 t auf. Das ist ein weiterer Kostenpunkt des Verfahrens, denn solche Seile kosten um 500 €. Praktisch ist ein Seilrucksack. Hier läuft das Seil, während der Forstwirt die Seilstrecke abgeht.

Über die Rolle zur Winde

Damit der Baum später nicht in Richtung Winde fällt, achten die Profis auf ausreichenden Sicherheitsabstand. Deshalb bauen sie zunächst eine Umlenkrolle in Fällrichtung ein. Auch zu den Seiten muss der Sicherheitsabstand groß genug sein. Denn bei den abgestorbenen Bäumen kann die Bruchleiste vorzeitig abbrechen. Dadurch geht Scharnierfunktion verloren und der Baum kann auch zur Seite wegkippen.

Bei einem unserer Testbäume ist genau das passiert. Der Baum fällt ein Stück, das Seil hängt durch und die Winde kommt nicht mehr so schnell hinterher. Bricht jetzt die Leiste, weicht der Baum von der geplanten Fällrichtung ab. Das ist nicht ausschließlich ein Problem der Spillwinde. Auch die meisten Winden am Traktor sind dann oft nicht schnell genug.

Beim Anschlagbaum der Winde und auch der Rolle achten die Profis auf die Standfestigkeit und hängen beides tief an. Wenn der Baum stehen bleiben soll, sollte man darauf achten, die Rundschlinge möglichst glatt anzulegen.

Breites Stützband

Die Arbeitslehrer wenden die Sicherheitsfälltechnik an. Wichtig ist ein groß dimensioniertes Stützband, das deutlich tiefer als üblich unterschnitten wird.Um Platz dafür zu schaffen, legen die Arbeitslehrer den Fallkerb ca. 40 cm höher als normalerweise an.

Weil man dann aber nicht mehr einfach überprüfen kann, ob der Fallkerb richtig sitzt, nutzen die Forstwirte einen Trick: Mit einem Zollstock bilden sie ein gleichschenkliges Dreieck. Legt man jetzt die beiden Enden jeweils außen im Fallkerb an, zeigt die Spitze in Fallrichtung.

Beim offenen Fallkerb kann man jetzt schon häufig sehen, wie weit das Holz bereits zersetzt ist. Je schlechter der Zustand, desto eher muss man mit dem Versagen der Scharnierfunktion rechnen.

Der Fällschnitt muss sorgfältig angelegt werden. Das Stützband bleibt wie eine Art Tortenstück mit stumpfer Spitze stehen. Der notwendige Querschnitt richtet sich unter anderem danach, wie stark der Baum ggf. zurückhängt.

Zum Schluss unterscheiden die Forstprofis das Stützband ca. 15 bis 20 cm unterhalb des Fällschnitts. Die Holz­fasern halten den Stamm jetzt durch ihre „Klebwirkung“.

Den Baum umziehen

Beim Ziehen mit der Winde scheren die parallelen Holzfasern ab. Bevor die Winde anzieht, muss der Gefahrenbereich geräumt sein. Denn zunächst zieht sich das Seil durch die Krone und dabei brechen reichlich Totäste ab. Irgendwann liegt das Seil an und die Winde bringt den Baum schließlich zu Fall.

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