Auf 40 Seiten gibt eine neue Broschüre des Deutschen Jagdverbands (DJV) einen Überblick über Wildschäden, deren Prävention und Ansprüche von Paarhufern an den Wald. Anhand wissenschaftlicher Erkenntnisse zeigt der DJV, warum eindimensionale Lösungsversuche zum Scheitern verurteilt sind.
Ein zeitlich und räumlich gesehen immer größerer Jagddruck provoziere Wildschäden sogar und verschärfe den Konflikt, heißt es da. Die Broschüre sei ein Appell, waldbauliche und jagdliche Maßnahmen im Zuge des notwendigen Waldumbaus intelligent zu kombinieren. Beispielsweise müsse auf notwendigen Aufforstungsflächen stärker bejagt werden, um gepflanzte Bäume zu schützen. Gleichzeitig seien andernorts Wildruhezonen notwendig. In diesen müsse eine Nutzung zumindest saisonal unterbleiben - auch für Erholungssuchende, so der Jagdverband.
Lösungsansätze bietet seiner Meinung nach die wildökologische Raumplanung: Sie bezieht auch Felder und Wiesen mit ein, wichtige Teile des Wildtierlebensraumes. Notwendig sei eine ganzheitliche Betrachtung des Habitats für einzelne Tierarten. Um deren Nutzungsansprüchen mit denen des Menschen in Einklang zu bringen, müssten alle Akteure des ländlichen Raums zusammenarbeiten, wünschen sich die Jäger.
Der DJV fordert dazu auf, bestehende staatliche Fördermaßnahmen im Waldbau zu überdenken. Statt schwerpunktmäßig den Holzertrag zu fördern, sollten Auf- und Ausbau eines vielfältigen Lebensraums künftig mehr im Fokus stehen. Wildschäden und Lebensraum für Wildtiere sollten im Wald neu beurteilt werden. Dabei dürfen nicht nur Verbissprozente von Gehölzpflanzen im Fokus stehen. Vielmehr müsse bewertet werden, wie viele Bäume pro Flächeneinheit unverbissen dem Äser des Wildes entwachsen, damit vorher definierte waldbauliche Ziele erreicht werden können.
Die öffentliche Hand hat in Sachen Waldumbau laut DJV eine Vorbildfunktion: Bund, Länder und Kommunen müssen in ihren Wäldern zeigen, wie sich wissenschaftliche Erkenntnis in die Praxis umsetzen lassen. Der Rationalisierungs- und Kostendruck der Forstwirtschaft hat allerdings seit den 1990er Jahren zur Streichung von bundesweit 70 Prozent der Stellen in Forstbetrieben geführt.