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Wolfsrisse

Bundeszentrum Weidetiere und Wolf eröffnet

Julia Klöckner hat das neue Bundeszentrum Wolf und Weidetiere eröffnet. Es soll sich unter anderem mit der Frage befassen, wie Wölfe und Weidetiere besser nebeneinander existieren können.

Lesezeit: 5 Minuten

In Eberswalde bei Berlin hat Julia Klöckner am Mittwoch das von ihr neu gegründete ‚Bundeszentrum Weidetiere und Wolf‘ eröffnet. Es geht zurück auf eine parlamentarische Initiative der Großen Koalition. Aufgabe des Zentrums ist es, praxisgerechte Lösungen und Möglichkeiten der Koexistenz von Weidetieren und Wolf zu erarbeiten und Konflikte zu verringern, heißt es in einer Pressemeldung.

Wolfsbestand wächst rasant

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Die Rückkehr des Wolfes nach Deutschland ist ein Erfolg des Artenschutzes. Doch alle drei bis vier Jahre verdoppelt sich der Wolfsbestand. Durch die vermehrte Ausbreitung nehmen auch Wolfsrisse zu: Die Anzahl von verwundeten und getöteten Tiere ist von 40 Tieren im Jahr 2006 auf rund 2.900 Tiere im Jahr 2019 angestiegen. Mit 86 % überwiegen dabei Angriffe auf Schafe und Ziegen.

Klöckner will Wolf und Weidetiere schützen

„Wölfe und Nutztiere – beide haben Anspruch auf Schutz“, so Julia Klöckner. Und deshalb dürfe die Rückkehr des Wolfs nicht dazu führen, dass die Weidetierhaltung in einigen Regionen Deutschlands in Frage gestellt wird. Die Anzahl der Wolfsangriffe nehme drastisch zu – trotz Herdenschutzmaßnahmen. „Um diesen Konflikt zu entschärfen, habe ich das neue ‚Bundeszentrum Weidetiere und Wolf‘ gegründet.“ Es soll Lösungen und effektive Maßnahmen erarbeiten, wie ein gutes Nebeneinander und ein besserer Schutz von Nutztieren vor dem Wolf möglich ist.

Aufgaben des Bundeszentrums Weidetiere und Wolf

  • Erstellung einer jährlichen, länderübergreifenden Übersicht der angewandten Herdenschutzmaßnahmen (Zaun, Herdenschutzhunde) insbesondere in Wolfsgebieten, einschließlich der Erfassung der bei diesen Maßnahmen dennoch stattgefundenen Übergriffe – mit Ursachenforschung.
  • Optimierung von angewandten Schutzmaßnahmen unter anderem durch Rückkopplung mit Vertretern der Wissenschaft, Wirtschaft, betroffenen Praktikern und Verbänden.
  • Entwicklung neuer Forschungsprojekte zu Herdenschutzmaßnahmen, auch unter Nutzung der Digitalisierung.
  • Optimierung von Abläufen nach einem Wolfsübergriff sowie Verbesserung der Verfahren der Entschädigungspraxis in Zusammenarbeit mit den Ländern.
  • Klärung von Finanzierungsfragen des Herdenschutzes.
  • Förderung des Dialogs zwischen Weidetierhaltern, den Verbänden des Naturschutzes und der Öffentlichkeit.
  • Rechtliche Klärung der naturschutzrechtlichen Einstufung des Wolfes sowie strategische Überlegungen zur Regulierung.

Das Bundeszentrum ist Teil der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE). Das Zentrum wird für 2021 und 2022 mit jeweils 300.000 € und drei Vollzeitstellen ausgestattet.

Die BLE setzt im ‚Bundeszentrum Wolf und Weidetiere‘ drei Arbeitsschwerpunkte: Vernetzung und Dialog, Wissenstransfer und die Identifikation von Forschungsbedarf. "Wir setzen dabei auf die Kooperation mit den Bundesländern und ihre Erfahrungen aus regionalen Beratungsstellen", soBLE-Präsident Dr. Hanns-Christoph Eiden.

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„Probleme werden nur zum Bund verlagert“

Unzufrieden zeigt sich Wendelin Schmücker, Vorsitzender des Fördervereins der Deutschen Schafhaltung: „Die Wolfsschäden nehmen immer gravierendere Ausmaße an. Wegen des unkontrollierten Populationswachstums ist die Weidetierhaltung in ganz Deutschland in Gefahr. Das Bundeszentrum Weidetiere und Wolf ist keine Lösung, sondern nur eine Verlagerung der Probleme in die Hände des Bundes, der nicht mal den günstigen Erhaltungszustand ausrufen kann oder will“, erklärt der Schäfer.

Er fordert ein wirkliches aktives Wolfsmanagement statt einer Wolfsverwaltung. Die Gefühlswelt der Weidetierhalter und ihrer Tiere sei nicht verstanden worden und werde durch dieses neue Zentrum nicht besser. „Im Ergebnis ist man also nicht viel weiter als zuvor“, zeigt sich Schmücker enttäuscht. Dabei dränge die Zeit, denn die Zahl der Wolfsangriffe auf Nutztiere hat im vergangenen Jahr erneut deutlich zugenommen.

Herdenschutz hat seine Grenzen

Immer noch ist seiner Meinung nach in den Köpfen der Entscheidungsträger nicht angekommen, das Herdenschutz seine Grenzen hat. Nur mit Herdenschutzzäunen und Hunden allein sichere man keine Koexistenz zwischen Weidetieren und Wölfen. „Es gibt keine praktikable Herdenschutzmaßnahme, um Wolfsrisse zu verhindern, aber sie verursachen hohe Kosten und einen enormen Aufwand in den Betrieben. Eine Regulierung der Wölfe in Deutschland ist dringend erforderlich“, so Schmücker weiter. Die neue Änderung des Bundesnaturschutzgesetzes helfe auch nicht weiter und eröffne immer noch nicht den längst überfälligen Einstieg in ein aktives Wolfsmanagement. „Das exponentielle Wachstum der Wolfszahlen führt zu wachsenden und größeren Problemen für die Weidetierhalter.

„Aber nicht nur die politische Ebene ist unser Problem. Auch so mancher Verbandsvertreter und Weidetierhalter muss sich an die Nase fassen! Solange irgendeiner meint, Herdenschutz muss nur bezahlt werden und wir brauchen nur die dummen Weidetierhalter schulen und in die unzähligen Zaunseminare stecken. Dann können die Wölfe in aller Ruhe kommen, der irrt sich gewaltig. In Wirklichkeit ist es so, dass allein in Deutschland jetzt schon siebenmal so viele Wölfe leben wie in Schweden, dass – obwohl ein Viertel größer – längst einen günstigen Erhaltungszustand von 300 Wölfen definiert hat“, so der Vorsitzende des Fördervereins.

Der FDS fordert, das Wolfs- und Herdenschutz-Experiment umgehend zu beenden, die Schutzstellung aufzuheben und das Raubtier endlich zu bejagen. Zudem müsse die FFH-Richtlinie vollständig in nationales Recht umgesetzt werden. Bei der Umsetzung wurden die Entnahmeregeln, die die Schutzjagd ermöglichen nämlich "vergessen". Deutschland müsse wie andere Länder auch den günstigen Erhaltungszustand gegen über Brüssel erklären. Der ist mit 18.000 Wölfen zu der auch die Wölfe in Deutschland gehören längst erreicht.

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