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topplus Klimaschutz im Wald

„Eine CO2-Honorierung ist logisch, gerecht und erforderlich“

Waldbesitzerverbände werben für eine CO2-Prämie für die Speicherleistung von Wäldern zum Klimaschutz. Offen für deren Ausgestaltung zeigt sich der Vorsitzende der Familienbetriebe, Max von Elverfeldt.

Lesezeit: 6 Minuten

Die Krise im Wald ist überall im Land für alle sichtbar. Wie stellt sich die Lage jetzt nach dem dritten trockenen Sommer dar?

Von Elverfeldt: Die dramatische Krise des Waldes hält weiter an. Die Lage ist regional aber sehr unterschiedlich. Wenn Sie durch den Harz oder durch das Sauerland fahren, dann sind das sehr bedrückende Bilder. Aber unabhängig von der Region sind alle von dem zusammengebrochenen Holzmarkt betroffen. Das herkömmliche Geschäftsmodell der Forstwirtschaft funktioniert in weiten Teilen nicht mehr. Wir müssen neu denken, wenn wir den Klimaschützer Wald mit all seinen Funktionen erhalten wollen. Mit wir meine ich die Waldbäuerinnen und Waldbauern, aber natürlich in besonderem Maße auch die Gesellschaft, die Politik und die Industrie.

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Sie werben seit längerem für eine Honorierung der CO2 Speicherleistung des Waldes. Wie stellen Sie sich die Waldklimaprämie vor?

Von Elverfeldt: Nach unserer Vorstellung sollte sich die Honorierung konkret am aktuell geltenden CO2-Preis orientieren. Ab 2021 sind das 25 Euro pro Tonne. Wir schlagen zudem vor, dass nur der Anteil des Zuwachses, der stofflich verwertet wird und so dauerhaft CO2 speichert, als Grundlage für eine Honorierung genommen werden sollte. Das sind im Schnitt 4,5 Tonnen CO2 pro Hektar. Eine solche Honorierung ist aus meiner Sicht logisch, gerecht und erforderlich. Logisch, weil der Schaden einer emittierten Tonne CO2 genau so groß ist wie der Nutzen einer Tonne, die der Atmosphäre entzogen wird. Wenn der CO2-Ausstoß nun einen Preis bekommt, muss dies auch für Klimasenken gelten. Gerecht, weil die Waldeigentümer diese Leistung der Gesellschaft bisher kostenfrei zur Verfügung gestellt haben. Erforderlich, weil viele Waldbäuerinnen und Waldbauern künftig ihren Wald mangels Einnahmen nicht mehr bewirtschaften können. Sie werden ihn dann auch nicht klimastabil umbauen können.

Die CO2-Steuer führt die Bundesregierung zum 1. Januar 2021 ein. Ab wann sollte die CO2-Prämie für den Wald gezahlt werden?

Von Elverfeldt: Wir hätten uns gewünscht, dass dies bereits ab 2021 der Fall gewesen wäre. Aber das ist politisch wohl nicht mehr realisierbar. Also muss dieser Schritt schnellstmöglich nachgeholt werden. Das Argument der Politik, dass zunächst die laufenden Waldhilfen verbraucht werden müssen, lasse ich dabei nicht gelten: Das eine sind Nothilfen, das andere ist die Honorierung für eine geldwerte Leistung. Das eine sind Steuermittel, das andere sind Mittel, die aus der CO2-Bepreisung stammen und entsprechend auch für Klimaschutz ausgegeben werden müssen.

Das Geld aus der CO2-Steuer weckt viele Begehrlichkeiten. Welchen Anteil daran würde die Waldklimaprämie ausmachen?

Von Elverfeldt: Gemäß Finanzplan der Bundesregierung sollen die Programmausgaben Im Energie- und Klimafonds – EKF - mittelfristig rund 26,8 Mrd. Euro betragen. Unsere Forderung summiert sich bei 11,4 Mio. Hektar Waldfläche in Deutschland auf rund 1,2 Mrd. Euro pro Jahr. Das sind weniger als fünf Prozent aus dem gesamten Topf des EKF. Ich finde das verhältnismäßig und angemessen.

Welche Rückmeldungen haben Sie bisher zu ihrem Vorschlag und zu der dafür von Ihnen angestoßenen Kampagne „Wald ist Klimaschützer“?

Von Elverfeldt: Wir haben außerordentlich positive Rückmeldungen erhalten – sei es aus der Politik, in den print- und sozialen Medien wie auch aus der Mitgliedschaft. Nun müssen aber aus den Absichtsbekundungen auch Handlungen folgen. Bundesland- und Forstwirtschaftsministerin Julia Klöckner hat uns ihre Unterstützung zugesagt. Enttäuscht bin ich, dass der Staatssekretär im Bundesumweltministerium, Jochen Flasbarth, uns das Gespräch zu diesem wichtigen Thema bisher verwehrt. Ich bin mir bewusst, dass es verschiedene Modelle und Ansätze gibt, die jeweils ihre Stärken und Schwächen haben. Wir sind diskussionsbereit, was die konkrete Ausgestaltung angeht. Aber zunächst muss man reden, um zu einem guten Ergebnis zu kommen.

Welche Alternativen sehen Sie zur CO2-Prämie?

Von Elverfeldt: Parallel zu einer CO2-Prämie sollte die Förderung von Holzbau auf allen Ebenen vorangetrieben werden. Hier gehört aber zur Ehrlichkeit dazu, dass die Industrie immer noch gerne Nadelholz abnimmt. Das führt potenziell zu Zielkonflikten. Sollte sich die Lage über den Holzmarkt nicht beruhigen, gibt es ohne CO2-Honorierung im Grunde zwei Szenarien: Entweder die Dauersubventionierung des Waldes durch die öffentliche Hand. Oder, dass viele Waldbäuerinnen und Waldbauern ihren Wald schlicht nicht mehr bewirtschaften könnten. Das hieße: Weniger heimisches Holz aus nachhaltigen Wäldern, mehr Holzimporte, die Schwächung der Wirtschaftskraft im ländlichen Raum und eine größere Flächenkonzentration, wenn Waldflächen veräußert werden.

Der Weg über eine CO2-Prämie kann außerdem an bereits existierende Instrumente anknüpfen, nämlich an den Energie- und Klimafonds oder an den Zertifikate Handel. Zahlreiche Studien haben zudem gezeigt, dass die Klimaschutzziele nicht allein nur durch Emissionsvermeidung erreicht werden können, sondern dass es dafür CO2-Speicher braucht. Deshalb fordert auch der EU Green Deal eine Honorierung von Klimaschutzleistungen.

Aktuell bereitet die Bundesregierung allerdings eine pauschale Waldflächenprämie befristet bis Ende 2021 vor. Was halten Sie davon?

Von Elverfeldt: Sie sprechen die Verteilung der Mittel aus dem so genannten Corona-Konjunkturpaket an. Diese Mittel sind derzeit dringend nötig, sind aber krisenbezogene Einmalzahlungen, die keine langfristige Perspektive für den Wald bzw. die Waldbäuerinnen und Waldbauern darstellen. Insofern muss man das trennen. Zudem werden die Mittel aus dem Energie- und Klimafonds nach meiner Einschätzung frühestens 2022 für den Wald verfügbar sein. Insofern gibt aus auch aus diesem Gesichtspunkt keine Überschneidungen.

An welche Bedingungen sollte so eine Waldflächenprämie mindestens geknüpft werden?

Von Elverfeldt: Keine Leistung ohne Gegenleistung: Diese Grundsatz muss gelten. Die Honorierung sollte an die nachhaltige Bewirtschaftung des Waldes gekoppelt sein. Es gibt bewährte Zertifizierungssysteme, durch die man dies gewährleisten kann.

Die Fragen stellte top agrar Berlin Korrespondentin Stefanie Awater-Esper

Am 06. November 2020 um 14.00 Uhr gibt es eine Online-Podiumsdiskussion der Familienbetriebe Land und Forst mit Wissenschaftlern und politischen Entscheidungsträgern zum Thema „Honorierung der CO2-Speicherleistung im Wald“. Registrieren können Sie sich dazu hier .

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