Seit Anfang der 1990er-Jahre werden Eschen massiv von einem Pilz befallen, der Äste und Triebe sowie letztlich den gesamten Baum absterben lässt. Auslöser für die Eschentriebsterben-Epidemie ist der in Ostasien beheimatete Schlauchpilz Hymenoscyphus fraxineus. Das 2024 beendete Forschungsvorhaben FraxForFuture macht nun Hoffnung auf den Erhalt der bestandsbedrohten Baumart.
In dem Demonstrationsvorhaben hatten sechs Forschungsverbünde fachübergreifend und eng verzahnt mit der Forstpraxis zum Eschentriebsterben und zum Erhalt der Baumart geforscht, informiert die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR). Fazit: Zumindest ein Teil der in Europa heimischen Eschen ist imstande, dem Erreger zu trotzen.
So könnte der ETS-Erreger eingedämmt werden
Biologische Kontrolle/nicht-chemische Bekämpfung:
Priming: Vorbehandlung bedrohter Jung-Eschen mit Eschen-Endophyten (Organismen aus dem Mikrobiom resilienter Eschen) oder Vorinfektion bedrohter Jung-Eschen mit schwach virulenten Isolaten des ETS-Erregers
Mikrobiomoptimierung: Besprühen bzw. Inokulieren von Eschensämlingen mit ETS-Antagonisten oder gesundheitsfördernden Organismen (Pilzen und Bakterien), die aus gesundem Eschen-Mikrobiom isoliert wurden
Hypovirulenz: Bekämpfung des ETS-Erregers H. fraxineus mit aus Eschenendophyten isolierten Viren, die durch Produktion wachstumshemmender Substanzen die Virulenz von H. fraxineus verringern
RNAi: Besprühen junger Eschen mit RNA-interferierten Substanzen (natürlicher Bestandteil des pflanzlichen Abwehrsystems), die lebenswichtige Gene im ETS-Erreger H. fraxineus stilllegen
Einsatz antagonistisch wirkender Bakterienstämme aus gesunden Eschenblättern zur Verdrängung und Wachstumshemmung des ETS-Erregers H. fraxineus
Für die Forstpraxis sind entstanden
Samenplantagen mit Nachkommen resilienter Eschen
Intensivbeobachtungsflächen zur Winter- und Sommerbonitur von Eschen bundesweit als Basis für ein kontinuierliches Monitoring von Eschenbeständen
Praxis-Handbuch: Boniturschlüssel zur Erfassung der Schadsymptomatik an Eschen
Online-Tools zur Analyse der monetären und nicht-monetären Folgen des ETS für betriebswirtschaftliche Entscheidungen im Umgang mit geschädigten Beständen
Praxisschulungen
Für weitere Forschung und zur Entwicklung praxisreifer Verfahren liegen vor:
histologische und dendrochronologische Untersuchungen zum ETS-Verlauf mit Triebsterben und Stammfußnekrosen auf zellulärer und biochemischer Ebene, an Einzelbäumen und im gesamten Bestand
Phäno- und Genotypisierung resilienter Eschen zur Bereitstellung resilienten Vermehrungsguts
im Projekt etablierte In-vitro-Verfahren und Kryokonservierung zur Einlagerung und Vermehrung resilienter Esche-Genotypen
Verfahren zur biologischen Kontrolle des ETS-Erregers H. fraxineus und zur Optimierung des Eschenmikrobioms gegenüber dem Pathogen
auf gesunden Eschenblättern erstmals nachgewiesene antifungal und antibiotisch wirkende Bakterienstämme, z. B. Schauerella fraxinea, zur nicht chemischen Bekämpfung des ETS-Erregers H. fraxineus
genetische Untersuchungen zu den Abwehrmechanismen resilienter und nicht resilienter Eschen
Erkenntnisse zu genetischen Resistenzmarkern
mehr als 30 wissenschaftliche Veröffentlichungen zu Fragestellungen des Eschentriebsterbens