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Diskutiert

Fachleute einig: Stilllegung der Wälder keine Lösung

SPD-Forstexperte Wiese hält Stilllegungen im Wald für den Klimaschutz allenfalls „punktuell“ für sinnvoll. Die Bauwirtschaft sollte mehr Holz nutzen; die AGDW ist für eine 50 % Holzbauquote.

Lesezeit: 4 Minuten

Der Klimaschutz und die Waldbewirtschaftung schließen sich einander nicht aus. Das ist kürzlich bei der digitalen „Sondersitzung Agrar“ deutlich geworden. Der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Dirk Wiese, sieht die deutschen Wälder als unverzichtbar beim Klimaschutz und hält gerade aus diesem Grund pauschale Stilllegungsquoten für den falschen Weg.

Zum Auftakt der von der Firma Genius organisierten Veranstaltung machte Wiese deutlich, dass die Herausnahme von Wald aus der Bewirtschaftung „punktuell“ durchaus einen sinnvollen Beitrag zum Naturschutz leisten könne. Pauschale Stilllegungen wären nach seiner Ansicht aber weniger hilfreich, nicht zuletzt, da Deutschland so teilweise auf eine wertvolle und klimaschonende Ressource verzichte.

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Statt auf eine pauschale Stilllegung ganzer Wälder zu setzen, plädiert Wiese für eine deutliche Ausweitung des Bauens mit Holz, auch um so die Fixierung von Kohlenstoff im deutschen Gebäudebestand zu maximieren. Dafür müssten der Bauwirtschaft aber ausreichende Mengen an heimischem Rohstoff zur Verfügung stehen, betonte der Forstexperte.

ADGW: Holznutzung kann noch gesteigert werden

Die Hauptgeschäftsführerin der „Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände (AGDW) - Die Waldeigentümer“, Dr. Irene Seling, erteilte Stilllegungsmaßnahmen ebenfalls eine klare Absage. Diese seien sogar kontraproduktiv, da man so den Import von Nutz- und Bauholz aus dem Ausland provoziere. Dabei sei Holz in Deutschland längst nachhaltig und regional.

Seling zeigte sich überzeugt, dass die Holznutzung hierzulande ohne negative Folgen für Umwelt- und Naturschutz noch erheblich gesteigert werden könne. Sie schlug deshalb für die kommende Legislaturperiode eine politische Initiative für eine Holzbauoffensive der öffentlichen Hand vor. Diese sollte mittelfristig die Hälfte ihrer Bauaufträge mit Holz als maßgeblichem Baustoff vergeben.

Darüber hinaus bekräftigte Seling die Forderung ihres Verbandes nach einer finanziellen Honorierung der Ökosystem- und Umweltleistungen, die Forstbesitzer mit ihren Wäldern erbringen, beispielsweise in Form der Speicherung von Kohlenstoff in der Biomasse. Die Finanzierung dafür könnte über die CO2-Bepreisung erfolgen, schlägt die AGDW-Hauptgeschäftsführerin vor. Ihr zufolge ist eine solche Gegenfinanzierung auch dringend erforderlich, um die Waldbesitzer beim notwendigen Umbau ihrer Wälder zu unterstützen.

Thünen-Institut: Waldumbau ja, Waldausbau nein

Für den Leiter des Thünen-Instituts (TI) für Waldökosysteme, Prof. Andreas Bolte, zeigen die enormen Waldschäden der vergangenen Jahre, dass der Klimawandel einen Waldumbau unumgänglich macht. Eine deutliche Ausweitung der deutschen Waldfläche hält er allerdings für problematisch.

Wie Bolte feststellte, haben vor allem die deutschen Fichtenbestände unter den extremen Witterungsbedingungen der vergangenen Jahre gelitten. Insgesamt gelte aufgrund der Baumartenstruktur oder der Bedingungen vor Ort rund ein Viertel des deutschen Waldes als „Risikostandort“.

Solle der Wald auch in Zeiten eines fortschreitenden Klimawandels seine vielfältigen Funktionen hinsichtlich Holzproduktion, Kohlenstoffbindung und Ökosystem erfüllen, führe an einem konsequenten Waldumbau kein Weg vorbei, verdeutlichte der Forstwissenschaftler. Nach seiner Einschätzung muss vor allem der Anteil der heimischen Fichte zu Gunsten von Laubbäumen und besser angepassten Nadelbaumarten verringert werden, um die Wälder zukunftsfähig zu machen. Dafür brauche es eine gemeinsame Allianz aus Forschung und Praxis sowie die Unterstützung der Politik, so Bolte.

Eine Vergrößerung der Waldfläche deutlich über den deutschen Flächenanteil von 32 % hinaus sieht Bolte jedoch skeptisch. Er weist darauf hin, dass eine derartige Umwidmung von Flächen hierzulande oft zu Lasten von Grünland gehe, das als Kohlenstoffsenke und Biotop selbst schutzwürdig sei. Die effektive Bindung von Kohlenstoff könne außerhalb der Wälder aber durchaus auch in Form von Agroforstsystemen gelingen, zeigte sich Bolte überzeugt.

Landwirt macht gute Erfahrungen mit Kurzumtriebsplantage (KUP)

Der Landwirt Thomas Domin zeigte am Beispiel des in seinem Betrieb praktizierten Agroforstsystems auf, dass Agrarwirtschaft und Holznutzung durchaus kombiniert werden können. Nach seiner Darstellung bietet insbesondere die streifenförmige Anlage von KUP auf dem Acker zusätzlich zur Holzerzeugung Vorteile, da die Winderosion und insbesondere die Verdunstung auf dem gesamten Acker verringert werden. Durch die damit erzielten Mehrerträge auf dem verbleibenden Areal werde der Flächenverlust durch die KUP mindestens kompensiert, bilanzierte Domin.

Er hält das System für ausbaufähig und wirbt bei der Politik dafür, auf solchen Flächen nicht nur die Produktion von Brennstoff, sondern auch von Nutzholz zuzulassen und zu fördern.

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