Jüngste Erhebungen in Hessen weisen auf eine erhöhte Population von Erd-, Feld- und Rötelmäusen in den Wäldern hin. Das Fressverhalten der Mäuse kann junge Bäume der nächsten Waldgeneration gefährden.
Allerdings steht der Einsatz von Mitteln zur Nagetierbekämpfung (Rodentizide) dem Ziel, dem Erhalt der Artenvielfalt im Hessischen Staatswald, entgegen. Das Umweltministerium möchte vermeiden, dass Gift von den Fressfeinden der Mäuse – wie Mauswiesel, Hermelin, Greifvögel und Füchsen – aufgenommen wird.
„Wir haben uns als Landesregierung verpflichtet, den Pestizideinsatz in Hessen zu reduzieren und gehen auf landeseigenen Flächen mit gutem Beispiel voran. Gerade im Wald ist der Verzicht auf solche Gifte wichtig für den Erhalt und den Schutz der natürlichen Artenvielfalt. Deshalb haben wir uns nun gegen die Vergiftung von Kurzschwanzmäusen im Staatswald entschieden“, sagte Hessens Umweltministerin Priska Hinz vergangene Woche in Wiesbaden.
Bei Konflikten zwischen Forstwirtschaft und Naturschutz werde ihr Ministerium der Biodiversität den Vorrang einräumen, stellte die Politikerin mit Verweis auf die Richtlinie zur Bewirtschaftung des Staatswaldes klar. Diesen hätten auch die Forst- und Holzverbände miterarbeitet. "Dieser Linie bleiben wir treu, auch wenn es die notwendige Wiederbewaldung an einigen Stellen schwieriger macht. Bislang sind allerdings nur auf einem kleinen Teil der Wiederaufforstungsflächen kritische Fraßschäden zu befürchten. Mit den Experten unserer Forstlichen Versuchsanstalt werden wir nach Alternativen suchen, um ohne Gifteinsatz und trotz der aktuellen Mäusevermehrung neuen klimastabilen Wald zu begründen“, betonte Hinz.
Die aktuelle Entscheidung soll auch im Einklang mit weiteren Maßnahmen zum Schutz der Artenvielfalt durch Reduzierung des Pestizideinsatzes stehen, sagte sie. Der Ausbau der ökologischen Landwirtschaft und die hessische Glyphosat-Ausstiegsstrategie sind ihrer Ansicht nach wichtige Eckpfeiler dieses Vorgehens.
"Das Land hat sich damit zum Ziel gesetzt, den pestizidfreien Ökolandbau bis 2025 auf 25 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche zu steigern und den Einsatz von glyphosathaltigen Herbiziden und ähnlichen Wirkstoffen in der gesamten hessischen Landwirtschaft sowie in hessischen Wäldern, Gärten und auf Freiflächen zu beenden", so Hinz.